Samstag, Januar 28, 2017

Spitzfindigkeiten

Wir erwähnen das Haar in seiner Feinheit gern um auszudrücken, das etwas besonders fein ist – eben haarfein. Wenn wir sagen, dass etwas haargenau stimmt, dann meinen wir: daran ist nicht zu rütteln. Haargenau sagen wir auch, wenn Dinge perfekt zusammenpassen. Mit der Redewendung „um ein Haar“ geben wir zu verstehen, dass da etwas gerade noch mal gutgegangen ist, die Sache ganz schön knapp war.

Mit dem Haar in der Suppe meinen wir den Haken, der in einer Sache steckt. Wir sind froh und erleichtert, wenn wir das Haar gefunden haben und uns deshalb kein Nachteil entsteht. Und wir ärgern uns über die Menschen, die in jeder Suppe das berühmte Haar suchen.

Ebenso ärgerlich finden wir Haarspalterei, sprich Wortklauberei, Spitzfindigkeit. Damit kann man Menschen zum Wahnsinn treiben, ganz besonders diejenigen, die es mit der Sprache nicht so genau nehmen. Sie sind geneigt, Kritik am lockeren, oft auch dümmlichen Umgang mit der Sprache für spitzfindig zu halten, eben Wortklauberei. Tatsächlich werden Sprachkritiker immer wieder mal übers Ziel hinausschießen. Vielleicht auch hier?

Ist es spitzfindig zu bedauern, dass das kleine Wörtchen „behandeln“ immer häufiger durch „verhandeln“ verdrängt wird? War da nicht mal ein Unterschied?

Eine sprudelnde Quelle für Haarspalterei ist die Political Correctness, die aus Studenten Studierende macht. Warum? Weil der Student die Studentinnen nicht mitmeint? Hier führt sich die Spitzfindigkeit selbst an der Nase herum. Es heißt ja auch der Studierende. Wieder sind die Frauen nicht mitgemeint. Herr Kaehlbrandt hat darüber in CICERO lesenswert geschrieben. Studierende müssen nicht unbedingt Studenten sein, und er hoffte, dass die Studenten auch wirklich studieren und dann tatsächlich zeitweise Studierende sind.

Ist es spitzfindige Kritik, wenn man „Social Influencer“ schrecklich findet und lieber Meinungsbildner sagt. Abgesehen davon, dass das Englische der Wort „Influencer“ gar nicht kennt. Klingt „User“ wirklich so viel besser als Nutzer, oder spielt da so ein bisschen Angeberei mit? Viele englische Wörter sind inzwischen im Deutschen zu Hause und bereichern unsere Sprache. Selbst das Wörtchen hype, die sensationelle Meldung, kann man dazuzählen, allein der Kürze wegen. Aber hypen? 


Und was sollen wir von einem „Institut für angewandte Konfliktforschung“ halten, das es in München wirklich gibt? Gibt es vielleicht auch ein Institut für nicht angewandte Konfliktforschung? Wortklauberei, Spitzfindigkeit, Haarspalterei? 

Aller guten Dinge sind drei

Europa in der Krise. Überall kracht und knirscht es. England haut ab, andere überlegen sich das vielleicht gerade. Von Einigkeit ist wenig zu spüren. Jeder für sich, dann alle gegen alle. Noch ist es nicht so weit. Aber es wird heftig daran gearbeitet: Europa, der Kontinent der Kleinstaaterei, so wie Deutschland bis ins 19. Jahrhundert hinein. Frauke Petry in Deutschland, Marine Le Pen in Frankreich und Geert Wilders in Holland, spielen da an der Spitze, sind sozusagen Oberliga. Aber sie sind nicht allein. In Polen ist man auf andere Weise nicht abgeneigt  mitzumachen, und was Herr Orbán zu Europa sagt, lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Das unterscheidet ihn von den vielen Politikern, die ein einiges Europa, die Europäische Union um keinen Preis aufgeben wollen. Sie wollen alles tun, um dieses Europa, diese Gemeinsamkeit zu erhalten und zu einer noch besseren Gemein-schaft weiterzuentwickeln. Sie machen es auf die unglücklichste Weise. Sie sprechen ständig von Werten, ohne zu sagen, was sie damit meinen. Und wenn sie etwas genauer werden, dann ist von wirtschaftlicher Stärke die Rede, von grenzenloser Reisefreiheit und solchen Sachen. Sind das die europäischen Werte?

Europa sind die Goethes und Schillers, die Kafkas und Brechts, die Kästners, Kleists, die Shakespears, die Sartres, Prousts, Flauberts, die Gides, Maupassants – die Bachs, Mozarts, Beethovens, die Ravels und Debussys die Chopins – die Dürers, Bruegles, Rembrandts, Picassos und Baselitz‘ – Einsteins, Curies …ein Reichtum ohnegleichen. Diese wenigen Namen lassen den im wahren Sinne des Wortes grenzenlosen Europäischen Reichtum ahnen.  Sie sind die Werte, die Europa ausmachen.

Wir alle, wir Italiener, Franzosen, Dänen, Polen, wir Deutschen, Belgier, Holländer und alle anderem auch – wir alle wollen uns dafür einsetzen. Das ist unser Auftrag an unsere Politiker.

Nach diesem kurzen Ausflug zurück zu Herrn Orbán, Ungarns Premierminister. Er sagt: „Die drei wichtigen Dinge der europäischen Politik sind Religion, Nation, Markt.“  Er findet, wie Trump, dass es das Recht aller Nationen ist, ihr eigenes Interesse voranzustellen. Ist es das wirklich? Jedenfalls nicht auf Kosten anderer.

Ein Hoch auf Lizzie

Nein, hier ist nicht von Fords Tin-Lizzie die Rede, zumeist Lizzy geschrieben, sondern von der amerikanischen Schauspielerin Lizzie Magie, die sich vor etwa hundert Jahren das Brettspiel „The Landlords Game“ ausdachte. Sie hatte dieses Spiel für Kinder erfunden um ihnen zu zeigen, dass Geld nicht alles im Leben ist und auch nicht jeder Weg, zu Geld zu kommen. „Ich hoffe, dass Männer und Frauen sehr schnell begreifen, dass ihre Armut daher kommt, dass Carnegie und Rockefeller mehr Geld haben, als sie ausgeben können.“ Eine spielerische Kritik am Raubtierkapitalismus, der heute Globalisierung genannt wird, die Reichen noch reicher, die Armen noch ärmer macht.

Aus Lizzie Magies Spiel ist längst etwas anderes gemacht geworden: ein Spiel, in dem es nur um Geld, Geld, Geld geht. Wenigstens ist der Name, den das Spiel jetzt hat, ehrlich: Monopoly. Dumm ist nur, dass aus dem Spiel weltweit Ernst geworden ist. Die globale Wirtschaft ist ein einziges Monopoly. Lizzie Magie kann dafür nichts. Sie hat die Welt nicht verändern können. Das müssen wir jetzt versuchen. (Dieser Text bezieht sich auf den Irene Jungs Beitrag im Hamburger Abendblatt „Was ‚Monopoly‘ mit alternativen Fakten zu tun hat“, 25. Januar 2017).

Montag, Januar 23, 2017

Vata und Mutta

Manchmal gehen die Gedanken spazieren, ganz ohne Ziel. Und begegnen wie aus heiterem Himmel dem blühenden Unsinn der emanzipierten, verirrten, verwirrten Damen der „AG Feministisch Sprachhandeln“  der Berliner Humboldt- Universität. Das sind die Damen, die statt Computer Computa schreiben und sprechen möchten, Koffa statt Koffer, Kella anstelle von Keller usw., weil die Endung er männlich und damit diskriminierend, herabsetzend ist, jedenfalls was Frauen angeht. So werden die Damen – Konsequenz ist eine ihrer Stärken – auch Vata sagen und schreiben und nicht Vater. Ich frage mich, wie sie es mit der Mutter halten? Die endet, zumindest als Wort und geschrieben, ja auch männlich. Also: Mutta? 

Sonntag, Januar 22, 2017

Blühender Unsinn

Unsere Sprache ist so reich und verführerisch, dass sie auch blühenden Unsinn gestattet. Politiker scheinen von dieser Großzügigkeit besonders gern Gebrauch zu machen. Das ist manchmal komisch, wie zum Beispiel „schmalspurig fokussieren“. Das ist jemandem in einer Maybritt Illner-Talkshow so heraus-geplatzt. Klingt natürlich aufregender als „zu eng, zu einseitig gesehen“. Aber unsere Sprache gibt so etwas her.

Weniger komisch, überhaupt nicht komisch ist es, wenn Arbeitsministerin Nahles sagt: „Die Ränder der Gesellschaft fransen aus“. Sie findet das beunruhigend, und das ist es wohl auch. Aber ist unsere Gesellschaft ein ausgefranster Teppich? Wen auch immer Frau Nahles gemeint haben mag, es sind doch Menschen und keine Fransen des Gesellschaftsteppichs. Gewiss war das nicht menschenverachtend gemeint. Trotzdem macht diese Sprachblüte keine Freude.

Für das nächste Beispiel ist weniger Nachsicht angebracht: „Negatives Vermögen“. „Negative Zinsen“. Noch blumiger und zugleich zynischer lassen sich die Dinge nicht auf den Kopf stellen. Wer ein negatives Vermögen hat, hat nichts anderes als Schulden. Und negative Zinsen sind Gebühren für das Geld, das einer Bank anvertraut wurde, das sie für höhere Zinsen ausleiht und damit Geld verdient. Wer mit Geld zu tun hat, fürchtet „Blüten“, also Falschgeld. Falschsprech sollte genau so gefürchtet werden.


Zu den Fälschungen sollte auch die Politiker-Blüte „Infrastrukturabgabe“ gerechnet werden. So viel Aufwand für das kurze Wort Maut! Wenn in diesem Zusammenhang von einem interoperablen System die Rede ist, dann ist das schon wieder komisch.

Samstag, Januar 21, 2017

Frauen an die Front!

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, egal, ob Frau oder Mann. Das wäre gerecht. Aber mit der Gerechtigkeit ist es nicht weit her. Frauen erhalten für ein-und-selbe Arbeit weniger als Männer. Seit „tausend“ Jahren soll diese Ungerechtigkeit beseitigt werden. Jetzt endlich schien es so weit zu sein. Aber ausgerechnet eine Ministerin lässt die Frauen im Stich – Frau Schwesig, SPD, Bundesfamilien-ministerin.

Ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit habe sie ins Bundeskabinett eingebracht, lässt sie verbreiten. Leider stimmt das nicht, und tatsächlich ist offiziell die Rede von einem Entgelttransparenzgesetz. Das ist etwas ganz anderes.

Mitarbeiter – ob Frau oder Mann – sollen das Recht erhalten, nach dem Entgelt von Kolleginnen und Kollegen mit vergleichbarer Arbeit zu fragen. Das gilt in Unternehmen mit 200 oder mehr Mitarbeitern. In kleineren Unternehmen gibt es dieses Recht nicht. Ein Grund dafür ist nicht zu erkennen, es sei denn, wir unterstellen Lobbyarbeit. Kein abwegiger Gedanke, denn die Arbeitgeberseite hält von dem Gesetzentwurf nichts, jedenfalls nicht viel.

Es geht um Transparenz, ein lächerlich kleines Schrittchen hin zur Gerechtigkeit. Selbst dieses Trippelschrittchen wird kaum ein Mann gehen, eine Frau schon gar nicht. Welche Frau hat schon den Mumm, zum Chef zu gehen und zu fragen, wie die  Kollegen bezahlt werden? Beliebt macht diese Frage bestimmt nicht. Also wird lieber erst gar nicht gefragt.

Das hat sich Frau Schwesig offensichtlich nicht klar gemacht. Sollte es daran liegen, dass ihr Ministerinnenentgelt mit etwa 15.000,00 € monatlich genau so hoch ist wie das ihrer Ministerkollegen? So sollte es in jedem Fall, sein, aber  die Mehrheit der Frauen muss sehen, wo sie bleibt: unter dem Entgelt ihrer männ-lichen Kollegen.

Frau Schwesig verlangt Mut von den Frauen, hat aber nicht den Mut, die notwendige Klarheit zu schaffen. Das wäre so einfach: Schluss mit den Spielereien der Statistiker, die mal eine durchschnittliche Lohndifferenz von 21 Prozent zwischen Frauen und Männern feststellen, mal eine Lücke von 7 Prozent. gelegentlich noch weniger. Der werden Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigung, die Arbeit vieler Frauen in sozialen Berufen, der Mangel an Willen oder Fähigkeit, Karriere zu machen, so miteinander verrührt, dass jeder halbwegs begabte Statistiker mühelos jedes gewünschte Ergebnis produzieren kann. Ganz nach Belieben werden mal Fakten reingerechnet oder rausgerechnet. Unklarheit auf der ganzen Linie.

Dagegen setzt Frau Schwesig ein Entgelttransparenzgesetz, aber kein Gesetz für gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Das wäre so einfach: Frauen und Männer erhalten für gleiche Arbeit den gleichen Lohn. (Siehe Gehaltsgleichheit zwischen Bundesministerinnen und Bundesministern.)


Deshalb: Frauen an die Front! Und Frau Schwesig sollte sich mutig an die Spitze setzen. 

Freitag, Januar 20, 2017

Der große Augenblick

Heute, 20. Januar 2017, ist der große Augenblick. Donald Trump, „President Elect“ der USA,  wird vereidigt. Was alles das bedeutet, für die USA und die ganze Welt, sei dahingestellt. Nur eins ist sicher: Unsere Sprache wird um ein Wort reicher: trumpen.

Trumpen, ausgesprochen trampen (was mit trampen nichts zu tun hat) – trumpen bedeutet schwindeln, lügen, beleidigen und so.

Alle diese genauen deutschen Wörter sind jetzt überflüssig. Wir können es kurz machen: Fühlen wir uns beleidigt, sehen wir uns getrumpt.  Wenn uns jemand belügt, dann sind wir getrumpt worden. Wieder einmal ein Fortschritt: ein Wort sagt alles.

Bleibt nur eine Frage: Wann wird der Duden „trumpen – ich trumpe, du trumpst… usw. in sein Reich aufnehmen. Die Großzügigkeit der Duden-Redaktion ist bekannt. Sie akzeptiert sogar offensichtlich falsche Grammatik und lässt „gewunken“ als korrekt zu.

Zum besseren Verständnis: Es heißt zwar „stinken, stank gestunken“, aber immer noch „winken, winkte, gewinkt“. Ganz bestimmt nicht „winken, wank, gewunken“. Oder würden Sie sagen: Als ich ihn am Bahnhof verabschiedete, wank ich im zu? Das klingt doch ziemlich besoffen. Na bitte.


Kopf hoch! Lassen Sie sich nicht betrumpen!

Beim Wort genommen

Haben Sie schon mal eine Verbalaussage gemacht? Nein, wirklich nicht? Überlegen Sie mal. Vielleicht haben Sie doch. Doch, Sie haben es bestimmt.

Da war doch die Sache, zu der Sie unbedingt Ihre Meinung sagen wollten. Und Sie haben es auch getan. Hinterher haben Sie das bedauert, weil Sie fanden: Da bin ich übers Ziel hinausgeschossen, so habe ich das nicht gemeint, jedenfalls nicht genau so. Und was haben Sie da gemacht? Sie haben sich korrigiert. Sie haben nicht die Flucht ergriffen. Sie haben nicht gesagt: „Das war doch gar nicht ernst zu nehmen.“

War es so? Dann werden Sie keine politische Karriere machen wie Horst Seehofer. Der bezeichnete eine seiner „unmöglichen“ Äußerungen mit dem bemerkenswerten Begriff „Verbalaussage“. Damit wollte er nicht etwa Klarheit schaffen. Er sagte nur, dass wir nicht alles, was er von sich gibt, ernst nehmen sollen. Das tun wir sowieso nicht, jedenfalls nicht alle von uns.

Der Herr hat kein Recht, uns wie dumme Jungs und Mädels zu behandeln. So hoch, wie er glaubt, über uns zu schweben, ist er nicht. Was allerdings hinterfotzige Sprache angeht, da gehört er zu den Größen.
  
Und nun? Was tun? Den größten Horst aller Zeiten nicht ernst nehmen!


Montag, Januar 16, 2017

"Fortschritt"

Fortschritt hat sich oft als Irrweg herausgestellt. Vermeintliche Irrwege haben immer wieder mal zum Ziel geführt. Nicht alles ist berechenbar, auch wenn wir es uns noch so sehr wünschen. So viel zum Philosophischen, zur Theorie, die zugegebenermaßen nicht immer grau sein muss. Aber jetzt zum Praktischen.

Nehmen wir uns dazu etwas ganz Populäres, das in vieler Hinsicht die Menschen bewegt: das Auto.

Das Automobil versprach die große Freiheit und hat das Versprechen anfangs auch eingelöst. Kein Fahrplan, kein Gedrängel auf dem Bahnhof. Abfahren, wann man will und sich keine Strecke vorschreiben lassen. Freiheit eben. Diese Freiheit steht heute täglich im Stau.

Aber nicht nur das hat sich geändert. Geändert hat sich das Auto selbst. Genauer: Es wurde verändert. Und ein Ende der Veränderungen ist nicht abzusehen. Damit wollen wir uns hier beschäftigen, und am besten fangen wir mit der Gegenwart an, bevor wir uns der Vergangenheit zuwenden.

Autos können heute die tollsten Dinge. Wenn man sie parkt, legen sie die Außenspiegel an wie ein gehorsamer Hund die Ohren. Bei den supergroßen, superbreiten SUVs würde das noch Sinn machen, weil sie sonst in die Normplätze der Parkhäuser nicht hineinpassen. Aber die kleineren Autos? Die äffen die Sache doch nur nach. Die passen doch auch mit den Flügelohren von Prince Charles in jede Lücke. Abgesehen davon: Welchen Sinn machen die SUVs, die mit ihren normalen Straßenreifen schon in der kleinsten Pfütze stecken-bleiben würden? Der reine Unfug. Die reine Angeberei.

In Cabrios werden Fahrer und Beifahrer Sitze angeboten, die mit warmer Luft
Hals und Nacken umfächeln und das ersetzen sollen, was jeder vernünftige Mensch normalerweise um den Hals schlingen würde: einen Schal. Die einzige Erklärung: Wer sich ein so teures Auto gekauft hat, kann sich keinen Schal mehr leisten. So verbindet sich vermeintlicher Reichtum mit geistiger Armut. Kein Barhocker hat eine Sitzheizung aber im Automobil braucht man eine.

Was es sonst noch alles gibt. Allein die vielen Fahrerassistenzsysteme sind kaum noch zu überblicken: Spurwechselwarnung, Auffahrwarnung, Aufmerksamkeits-assistent, Parkassistent. 

Endlich werden die Autofahrerinnen rehabilitiert. Seit Autofahrergedenken  sollen sie  nicht einparken können. Automatisches Einparken, auch auf engstem Raum, wird ihnen  jetzt angeboten, allerdings auch den dämlichen Herrenfahrern. Die sind offenbar genau so unfähig, haben es nur nicht zugegeben. Endlich mal Gleichberechtigung, Gleichbehandlung.

Sprachbefehle: Die Schwierigkeiten dialektbehafteter Autofahrer – erwähnt seien nur Sachsen, Bayern, Schwaben, Nordfriesen – dürften noch nicht ganz beseitigt sein. An den Lösungen ist noch zu arbeiten.  Befehle, die kein Wort brauchen: Nur eine Hand- oder Fußbewegung, schon öffnet sich die Heckklappe. Schließt sie sich auch  automatisch, oder muss noch einmal mit Hand oder Fuß nachge-holfen werden?

Dass die Autoindustrie unter „Fortschritt“ aber auch etwas ganz anderes versteht, am Autofahrer vorbei und nur an den eigenen Vorteil denkend, zeigen folgende Beispiele:

Die Beleuchtung einiger wichtiger Schalter am Armaturenbrett gibt ihren Geist auf. Das kann passieren. Dass man dafür aber gegen erheblichen Zeit- und Geldaufwand, die halbe Armaturentafel aus- und wieder einbauen muss – ist das „Fortschritt“?

Die Elektronik zeigt sich von einer menschlichen Seite. Wenn sie friert, so ab spätestens Null Grad, dann setzt sie die Scheibenwischer in Bewegung, und sei es noch so trocken. Bis sich die Elektronik etwas wohler fühlt, muss man ihr zwischendurch immer wieder „auf die Finger klopfen“, um ihr diese Eigenwilligkeit auszutreiben. Der genervte Autofahrer bittet die Werkstatt darum, die Elektronik zur Ordnung zu rufen. Das geht aber nicht. Reparatur nicht möglich. Da muss ausgetauscht werden. Kosten: 600,00 €. Der Autofahrer lässt sich daraufhin weiter nerven.

Ein Scheinwerfer gibt seinen Geist auf. Ärgerlich,  aber verständlich. Nicht alles funktioniert ewig, ganz besonders, wenn es häufig beansprucht wird. Die kaputte Birne selbst austauschen? Nee, lieber ab in die Werkstatt. Kann ja nicht lange dauern und wird kein Vermögen kosten. Irrtum: Von außen kommt man nicht an den Scheinwerfer ran. Da muss dies und das ausgebaut werden. Auskunft: „Das können Sie allein gar nicht. Kostet 70,00 €, und heute können wir das gar nicht mehr machen.“ „Fortschritt“? Für Autohersteller und Werkstätten wahrscheinlich. Dem Autofahrer bleibt das Wort im Hals stecken.

Ging das nicht auch mal anders? Ein Blick zurück ins automobile Insektenalter – siehe „Arbeitspreise für Instandsetzungen – Volkswagen 1200,  Ausgabe Mai 1964“ beweist es schwarz auf weiß: „Einen Scheinwerfer aus- und einbauen (einschl. einstellen) – 4,50 DM. Viele Käferfahrer konnten und machten das selbst.

„Motor aus- und einbauen (einschl. Zündzeitpunkt prüfen und einstellen, Verbindungsschläuche, Kabel und Seilzüge anschließen, Kupplungsspiel einstellen) – 12,50 DM“.

Na gut, Die Scheiben musste man runter- und wieder raufkurbeln, der Außenrückspiegel war umständlich einzustellen, glücklicherweise gab es nur einen,  auf der Fahrerseite. Das und noch ein paar andere Handgriffe waren nicht so schlimm wie sich das heute anhört.

Alle 2.500 Kilometer musste der Käfer in die Werkstatt, weil die Schmiernippel an der Vorderachse mit Fett zu versorgen waren,  alle Nase lang wurde ein Ölwechsel fällig. Das und die Inspektionen kosteten Zeit und Geld. Beides hielt sich in Grenzen.

Nostalgischer Rückblick? Schöne alte Welt? Früher war mehr Lametta, um Loriot zu zitieren? Nein, auf keinen Fall. Schon, was das Geld angeht.

1965 betrug das monatliche Arbeitnehmereinkommen knapp 800,00 DM. Ein VW Käfer kostete 1967 5.200,00 DM, das waren sechseinhalb Monatsein-kommen. Da man ja auch noch andere Ausgaben hatte, dauerte es eine ganze Weile, bis man das Geld für den Käfer, der damals noch nicht so hieß, zusammen hatte. Selbst die 4,50 DM für den Scheinwerferein- und Ausbau wollten verdient werden.

Trotzdem bleibt die Frage, ob sich hier viel geändert hat. Die Einkommen sind höher, die Autopreise auch. Möglich, dass hier alles mehr oder weniger beim alten geblieben ist.

Vor allem aber geht es hier um die Frage, ob das, was uns als „Fortschritt“ angeboten wird, diese Bezeichnung verdient. Zweifel sind angebracht.


Samstag, Januar 14, 2017

Wo bleiben die Suffragetten?

Wo sind die Frauen, die sich für Frauen einsetzen, für gleichen Lohn für gleiche Arbeit zum Beispiel.

Wie mutig waren die Frauen doch vor hundert und ein paar Jahren mehr! Zum Schluss haben sie mit Steinen geschmissen, haben Schaufensterscheiben eingeschlagen. Der Erfolg hat ihnen recht gegeben: Sie haben sich viele Rechte der Männerwelt angeeignet, zum Beispiel das Wahlrecht. Bravo! Beim gleichen Lohn für gleiche Arbeit versagen sie bis heute.  Woran liegt das?

Sollten geistige Höhenflüge der Grund dafür sein, Weltfremdheit, vielleicht Minderwer-tigkeitsgefühle, unnötigerweise? Die „Arbeitsgemeinschaft Feministisches Sprachhandeln der Humboldt-Universität legt diesen Gedanken nahe. Irgendwie ist es wie mit den klein geratenen Menschen und Hunden: Sie kläffen am lautesten. Damit in die Abteilung Polemik.

Warum reden die Humboldt-Damen von Sprachhandeln, wenn es doch nur ums Sprechen geht? Dass die Sprache die gefährlichste Waffe ist, über die wir verfügen, ist ein anderes Thema.

Merken die Damen nicht, wie albern es ist, statt Professor und Professorin Professx zu sagen? Wie sollen wir das aussprechen? Professix? Abgesehen davon: Die geforderte Sternchenform, den statischen und den dynamischen und den Silben-Unterstrich – sollen wir das  alles mitsprechen beim Vorlesen?

Und dann die Wortendung „er“. Die sei diskriminierend, weil männlich. Deshalb, wenn es nach den Humboldt-Damen geht: Ea und nicht er. Computa statt Computer, Tella statt Teller, Koffa und nicht Koffer, Kella statt Keller, Reporta statt Reporter, Mitarbeita statt Mitarbeiter. Gut, das kann man sprechen und schreiben. Ein vernünftiger Grund dafür ist nicht zu erkennen.

Die reine Polemik, so richtig gemein? Ja. Aba das muss doch da Bürga wohl noch sagen dürfen. Oda?

Wer sich solche Traumwelten schafft, wer nur noch in Gegensätzen denkt, wer gegen vermeintliche Diskriminierung mit Diskriminierung vorgeht, macht Probleme, aber er löst keine.


Und deshalb noch einmal: Her mit den Suffragetten! Frauen an die Front! Für gleichen Lohn für gleiche Arbeit und nicht für das inzwischen lächerlich gewordene große i bei MitarbeiterInnen.

Sonntag, Januar 08, 2017

Nichts ist so teuer wie das Billige

Was so polemisch klingt, so populistisch, ist die reine Wahrheit. Nicht post-faktisch, nicht Gefühlssache, sondern Fakt. Tatsache.

Wer es sich vor Augen führen will, braucht nur an Sperrmülltagen durch die Straßen zu gehen. Durchgesessene Sessel und Sofas, klapprige Bücherregale, Billiges, billig gekauft vor Kurzem, macht Platz für das Neue, das auch nicht länger hält. Das hält die Wirtschaft in Schwung. Ob das wirklich stimmt?


Wie wäre es mit etwas Haltbarem? Och nee, lieber nicht. Ist ja nur für die Érben. Das kann man so sehen, ist aber nicht der springende Punkt.) Auf jeden Fall ist das, was billig aussieht, in Wirklichkeit teuer. Können wir uns das leisten? Auf die Dauer wahrscheinlich nicht. Aber wer denkt so weit – ans Naheliegende?!

Sehen wir uns weiter um, ohne Vorwürfe zu machen; denn darum geht es nicht.

Da ist die Sache mit den Smartphones, diesen kleinen klugen Dingern. Wenn sie kaputt gehen, weg damit. Sie lassen sich nicht reparieren. Abgesehen davon haben sie eine von der Industrie geplante Lebenserwartung, die sich der von Eintagsfliegen nähert.

Das ist das Prinzip „Wisch und  weg“. Die Version 007 ist kaum auf dem Markt, da folgt ihr auch schon 008. Das Original Sean Connery war besser, was aber keiner mehr weiß, nicht wissen will, nicht wissen soll. Immer das Neueste haben zu wollen, ist pure Verschwendung. Wir merken nur nicht, dass wir uns das gar nicht leisten können, nicht mehr lange.

Alles halb so schlimm, nur Panikmache? Schließlich haben wir ja das Recycling. Wir exportieren unseren Elektronikschrott – nicht nur Smartphones nach Afrika.
Auf den Schrottplätzen dort suchen die Ärmsten der Armen nach allem, was einen Wert hat, verscherbeln es für ein paar Kröten, um ihr Leben zu fristen und – ruinieren ihre Gesundheit dabei.


In unserer Verschwendungssucht, auf der Jagd nach dem Neuesten vom Neuen verschleudern wir Schätze, die uns gar nicht gehören, zum Beispiel Seltene Erden, rare Metalle. Wir plündern unsere kleine Erde aus nach dem Motto: „Wenn die aufgebraucht ist, nehmen wir die nächste.“ Dumm nur, dass es die nicht gibt.

Samstag, Januar 07, 2017

Die Geschichte von der Goldenen Gans

Mit Autos, mit Bleche biegen, lässt sich kein Geld mehr verdienen, sagt die Automobilindustrie. Dafür aber mit den Menschen, die im Auto sitzen. Sie werden ausgehorcht bis in ihre sexuellen Vorlieben, und niemand merkt es. Das elektronische Equipment macht es möglich. Ist das wirklich in Ordnung?

Wer sagt einem wildfremden Menschen freiwillig, wohin er fährt, warum er dahin fährt, ob er es das erste Mal macht oder immer schon? Wer verrät einem wildfremden Menschen, was er da macht? Nichts von dem wird jemand machen, der bei klarem Verstand ist. Täte er es, würde er erpressbar, verführbar. Er würde zu Dingen überredet, auf die er sonst nie kommen würde. Und genau das passiert.

Der ferngelenkte Autofahrer. Der Autofahrer als begehrte Ware, die unbemerkt und spielend leicht zu Geld gemacht wird. So werden ahnungslose Menschen ausgenommen wie eine Gans. Für  die Industrie sind sie, die Autobesitzer, die Autofahrer, Gold wert, eben Goldene Gänse. Sie werden gerupft, bis sie nackt dastehen. Und das wird schamlos ausgenutzt.


Alles halb so schlimm? Na ja, wir wehren uns mit Händen und Füßen dagegen, zum gläsernen Menschen gemacht zu werden und hauen dem Staat da gern auf seine gierigen Finger. Glücklicherweise verstehen wir da keinen Spaß. Aber wenn wir ins Auto steigen, sind wir der Spionage hilflos ausgeliefert, werden vermarktet und ausgebeutet. „Schöne neue Welt!“

Freitag, Januar 06, 2017

Die Wahrheit über die Lüge

Lügen haben kurze Beine. Das soll heißen: Sie kommen nicht weit. Vielleicht war das früher mal so. Heute ist das anders. Sind Lügen erst mal in die Welt gesetzt, sind sie durch nichts aufhalten. Nichts rennt heute so weit und so schnell durch die Welt wie die Lüge. Egal, wie kurz die Beine sind, die Lüge liegt immer vorn. Wenn die Wahrheit um die Ecke biegt, ist die Lüge schon zig Straßen weiter. Sie ist nicht aufzuhalten, und wenn, dann ist es zu spät: Sie wird für die Wahrheit gehalten.

Alles gar nicht mehr so neu? Mag sein. Der Kampf um die US-Präsidentschaft  hat aber gezeigt, wie sich Lügen erfolgreich als  scheinbare Wahrheiten in die Welt setzen lassen. Erstens durch Tweets, zweitens durch Social Bots.

Es darf angenommen werden, dass das Trump-Gezwitscher und die Internet-Roboter Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten befördert haben. Das ist sozusagen Geschichte, weil schon geschehen – und auch wieder nicht; denn an Nachahmern wird es nicht fehlen. Was in Amerika funktionierte, wird auch hier ausprobiert werden. Die kommenden Wahlen in Frankreich und in Deutschland bieten die besten Gelegenheiten dazu.

Es wird schwerfallen, Umfang und Heftigkeit der Twitter-Gewitter von Donald Trump zu erreichen. Aber das Rennen ist eröffnet. So heißt es, dass Ralf Stegner, schleswig-holsteinischer Provinzpolitiker, jeden Morgen zwitschert, jeden Morgen sein Tweet absetzt, sein 140 Zeichen-Gezwitscher. Ein Donald wird er damit nicht werden.

Wir sollten das Gezwitscher, so lächerlich es erscheinen mag, ernst nehmen. Hier wird Politik auf billigste Weise verscherbelt, wird ruiniert. Politik im 140-Zeichen-Takt – ein Ding der Unmöglichkeit!

Zugegeben: Nicht jedes Gezwitscher muss eine Lüge sein. Herrn Stegner soll das schon gar nicht vorgeworfen werden.  Ein hervorragend geeignetes Instrument, die Unwahrheit zu verbreiten, die nicht wieder einzufangen ist – das allerdings ist Twitter allemal.

Schlimm genug? Nein, es geht noch schlimmer. Social Bots sind Internet-Fass-bomben. Roboterprogramme die aus dem Internet-Himmel fallen, und niemand weiß, wer sie abgeworfen hat. Das ist nicht nur Gezwitscher. Das ist ein Lügenbombardement, das demokratisches Verhalten kurz und klein schlägt.


Gegenmittel? Das Internet abschaffen. Twitter verbieten, Facebook & Co. gleich mit. Alles unter Kontrolle bringen. Und wer kontrolliert? Big Brother. Hatten wir alles schon mal, und es war furchtbar.

Mittwoch, Januar 04, 2017

Die schönste Sprache der Welt

Wenn jemand sagt, Deutsch sei die schönste Sprache der Welt, dann klingt das ganz schön überheblich, und zu beweisen ist es sowie so nicht. Vorsicht also.

Und doch ist das vielleicht nicht ganz falsch. Anders lässt sich nicht erklären, was das Medienportal Buzzfeed im März 2016 veröffentlichte. Da wurden einige „perfekte deutsche Wörter“ notiert, „die das Englische gut gebrauchen könnte":

„Torschlusspanik, Fernweh, Schnapsidee, Treppenwitz, Luftschloss, Welt-schmerz, fuchsteufelswild, Fingerspitzengefühl, Frühjahrsmüdigkeit, Sehnsucht, Fremdschämen, Kopfkino, verschlimmbessern, Backpfeifengesicht, Zugzwang, Geborgenheit.“

Nur Mut, liebe Engländer! Den Kindergarten und das Waldsterben und die (German) Angst habt ihr ja schon eingebürgert, eingeenglischt. Macht weiter so. Und wir wollen uns in Zukunft auch nicht kleinlich zeigen. Einverstanden?


Montag, Januar 02, 2017

Charakterfrage

Charakter als Eigenschaft eines Menschen wird so gut wie überall sehr blumig beschrieben. Es ist ja auch wirklich nicht ganz einfach zu sagen, was Charakter ist. Hier der Versuch einer einfachen Erklärung: Charakter ist Rückgrat zeigen, ist sich zur eigenen Ansicht, zum eigenen Standpunkt bekennen – trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Nachteile, die damit verbunden sein könnten. Ein ziemliches Problem also. So gesehen, braucht es Mut, Charakter zu zeigen. An diesem Mut fehlt es oft. Trotzdem ist es falsch, sich über diese Mutlosigkeit herzumachen als würde es einem selbst nicht an Mut fehlen, Farbe zu bekennen und seinen Standpunkt mit allen Konsequenzen vertreten.

Und doch gibt es Unterschiede: Je höher die Position, desto geringer die Neigung, Charakter zu zeigen. Eigentlich unverständlich, worüber noch zu sprechen sein wird, aber in Wirtschaft, vor allem in der Politik, gang und gäbe.

Wenn Gesundheitsminister, Landwirtschaftsminister, Arbeitsministerinnen, Verkehrsminister sich beklagen, sie hätten viel mehr gewollt, es sei ihnen aber nicht gelungen. Ministerkollegen, Parteien, die Richtlinienkompetenz der Bundeskanzlerin usw. hätten es nicht erlaubt, dann fragt man sich, wo bleibt der Wille sich durchzusetzen,  wo bleibt der Charakter? Jeder Minister, jede Ministerin – um politisch korrekt zu sein – könnte auf den Tisch hauen: so und nicht anders, keine faulen Kompromisse! Und wenn nicht? Dann bitte ab sofort ohne mich. Sucht euch einen anderen , eine andere. Es geht auch ohne mich.


Damit wäre kein Risiko verbunden, jedenfalls kein finanzielles. Wer da oben ist, hat ausgesorgt, lebt einem überreichlichen Pensionärsdasein entgegen. Bleiben als Gründe für Mangel an Charakter die sogenannte GroKo- und Parteidisziplin,  Eitelkeit und der Glaube, man sei unentbehrlich. Das allerdings hat sich auch in der Welt der Politik oft genug als Trugschluss herausgestellt. 

Sonntag, Januar 01, 2017

Politik nach Straßenverkehrsordnung

Die Straßenverkehrsordnung (StVO) sagt klar und deutlich: Rechts vor Links. Es gibt Ausnahmen. Die sind genauso klar formuliert und können hier vernachlässigt werden.

Also: Rechts vor Links. Genau das spielt sich zurzeit in Europa ab. Ungarn und Polen werden „rechts“ regiert, so rechts, dass einem schwindlig wird, wenn man in den Abgrund blickt.

Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Unabhängigkeit der Justiz, Rechte des Parla-ments – das und noch mehr: gestrichen. Im Namen des Volkes? Nein. Im Namen der Herren Orban und Kaszinski.

Und das mitten in Europa? Hatten wir das nicht schon mal? Haben wir vergessen, wohin das führt? Wollen wir uns noch einmal aufputschen lassen?

Sie wollen uns um den Verstand bringen, die Marine Le Pin, der Geert Wilders und alle die anderen in Dänemark, in Schweden, in Italien, Österreich, in der Schweiz und nicht zuletzt bei uns (Björn Höcke, Alexander Gaulandt, Frauke Petry usw.). Wenn wir uns nicht zur Wehr setzen, werden sie gewinnen. Und wir landen im Knast der nationalbewussten Deutschen.

Rechts vor links – das dürfen wir nicht zulassen, auch wenn das nicht so einfach ist, wie es aussieht. Wir müssen uns entscheiden.

Was ist rechts? Die Konservativen, die Wertkonservativen, die CDU, die CSU, die AfD, die Pegida-Anhänger, die Identitären, die Reichsbürger, alle anderen, die dem Verstand hinterherlaufen, ohne ihn einzuholen?

Und links? Die Kommunisten, die Sozialisten, die Habenichtse und Alleshaben-woller?

Taugt diese Einteilung noch? Sie stammt aus der parlamentarischen Sitzordnung. Sie ist einfach. Vielleicht zu einfach. Sie geht von einer Gleichberechtigung aus, die es nicht gibt.


Wie wäre es, diese horizontale Anordnung gegen eine vertikale auszutauschen? Nicht links und rechts, sondern oben und unten? Aber das würde die Machtverhältnisse vielleicht zu deutlich machen.