Mittwoch, Januar 25, 2012

Vergiftet. Vergiftet bis heute

Als ich vor drei Jahren von einer vergifteten Republik sprechen wollte, es war und ist unsere Bundesrepublik, kam der Vorschlag, anstelle „vergiftet“ „gefährdet“ zu sagen. Ich habe mich dummerweise darauf eingelassen.

Das ist mir heute wieder klar geworden als ich las, was Volker Kauder, Fraktions-vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gesagt hat: „Die LINKE ist die Nachfolgepartei der SED. Sie ist immer noch Schutzraum für die alten Kader.“

Das mag ja so sein. Herr Kauder hat nur vergessen, dass CDU und CSU die Nachfolgeparteien der NSDAP sind. Bitte nicht gleich aufheulen!

Das lässt sich inzwischen alles nachlesen, zum Beispiel im SPIEGEL, Ausgabe Nr. 3 / 16. 1. 12, Seite 32/33: „Gewünschtes Einschlafen“. In einer beispiellos verlogenen Zusammenarbeit sorgten die Bundesrepublik Deutschland und die Repubblica Italiana dafür, dass eines der schrecklichsten Kriegsverbrechen nicht weiter verfolgt wurde, das Deutsche 1944 in Italien verübten (Massenmord in den Ardeatinischen Höhlen in Rom).

Die Täter der Vertuschung – 1959 – waren Mitglieder des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Namen: Manfred Klaiber (NSDAP-Mitglied seit 1934 und unter Hitler im Außenministerium tätig), Hans Gawlik (NSDAP-Mitglied seit 1933, Staatsanwalt in Breslau und dann unter Hitler im Außenministerium tätig).

Zwei Beispiele von tausenden, von hunderttausenden. Das Gift wirkt noch heute
Herr Kauder hat das bis heute nicht begriffen. Die ganz wichtigen Dinge hat er offenbar nicht verstanden.

Wie sollen wir mit solchen Menschen voran kommen im Zusammenleben aller Menschen auf unserem lächerlich kleinen Erdball – Erdball! Mehr haben wir doch nicht – nur diesen kleinen Ball. Wollen wir ihn wirklich durch Zeitgenossen wie Herrn Kauder ruinieren lassen? – 25. 01. 2012

Sonntag, Januar 22, 2012

Todesanzeigen

Todesanzeigen sind eine eigenartige Lektüre. Nirgendwo sonst wird man diese Mischung von Trauer und Niedergeschlagenheit, von routiniertem Bedauern,
Selbstdarstellung der Hinterbliebenen, ein Jahrmarkt der Eitelkeit ganz besonderer Art – nirgendwo sonst findet sich eine solche untrennbare Mischung von Ehrlichkeit und Verlogenheit.

Zwei mir bemerkenswert erscheinende Beispiele aus der Welt zwischen den Toten und den Lebenden fallen mir ein. Das erste muss ich aus der Erinnerung schildern, wobei ich zugeben muss, dass mein Gedächtnis nicht das allerbeste ist.

Ein in Deutschland durchaus bekannter Unternehmer hat seine eigene Todesanzeige geschrieben und für die Veröffentlichung im Großformat in bedeutenden Zeitungen gesorgt. Das haben viele als stillos, als geschmacklos, empfunden. Jedenfalls war das ungewöhnlich. Die kleine Gruppe von Friedhofsbesuchern, die die Grabreihen abschreiten und den Grabsteinen ablesen, was sie mitzuteilen haben, wird das möglicherweise anders gesehen haben. Immer wieder sind Inschriften zu entdecken, die offenbar von den Toten stammen, Texte, die sie natürlich zu Lebzeiten notierten und deren Wiedergabe auf dem Grabstein sie vermutlich testamentarisch verfügten.

Das zweite Beispiel ist eine Anzeige, die ich seit drei Jahren aufhebe. Sie wurde im Hamburger Abendblatt vom 3. Januar 2009 veröffentlicht. Betrauert wird in einer recht großen und teuren Anzeige Werner Quast, der am 24. November 1928 zur Welt kam und sie am 31. Dezember 2008 verließ.

Diese Anzeige ist in verschiedener Hinsicht bemerkenswert. Herr Quast starb am 31. Dezember, die Trauerfeier fand aber schon am 8. Januar um 11.30 Uhr in der St. Jacobi-Kirche in Hanstedt statt, so der Text der Anzeige. Wie voraussschauend!

Der Anzeige lässt sich entnehmen, dass Werner Quast ein Pferdeliebhaber, vielleicht sogar ein Pferdennarr, war. Der folgende Text legt diese Vermutung nahe: „God forbid that I should go to heaven where there are no horses“. Pferde kommen demnach nicht in den Himmel, was ich allerdings für ein Gerücht halte; schließlich: wozu hatte Pegasus Flügel?! Zum Umkehrschluss, das Werner Quast in der Hölle gelandet ist, will ich mich aber nicht versteigen.

Das, was meinen Blick vor drei Jahren fesselte, stand herausgehoben mitten in der Anzeige: „Er starb wie er gelebt hat: Erfüllt und voller Leidenschaft.“ Da war ich doch überrascht und bin es heute noch: Wie kann man erfüllt und leidenschaftlich sterben?

(Dummer Nachgedanke: Erfüllt und voller Leidenschaft sterben heute vielleicht die Selbstmordattentäter, die sich – vermeintlich – ins Paradies sprengen und alle anderen ins Grab. Aber jetzt will ich erst mal Schluss machen.)

20. 01. 2012

Freitag, Januar 13, 2012

Ab in den Unsinn!

In diesen Tagen findet die Consumer Electronic in Las Vegas statt. (Wo sonst?) Steve Ballmer, Microsoft, hat dort seinen (letzten) großen Auftritt. MS Kinect,
die Software, die dem Computer mit Gesten klar macht, wo es lang geht, ist die Wirklichkeit gewordene Vision (Illusion).

Irgendein, leider anonymer, Berichter hat die GESTENSTEUERUNG mit FUCHTELSYSTEM übersetzt. Das klingt einleuchtend. Scheint auch harmlos zu sein. Aber ist es das wirklich?

Wenn ich mir vorstelle, dass ein MS Kinect-User seinen rechten Arm zum Hitlergruß erhebt – was ja durchaus passieren kann, nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA und im United Kingdom - dann wird mir so richtig bange, da habe ich richtig Schiss.

Könnte es nicht sein, dass diese Fuchtelei dazu führt, dass Millionen in aller Welt ihren rechten Arm nach oben fuchteln und damit wortlos sagen: „Heil, mein Führer!“ Einfach so.

Statt stundenlang weiterzuschreiben: Ist diese Idee so abwegig? uawg! (Um Antwort wird gebeten.) Blödsinnige Abkürzungen gab es schon vor dem SMS-Zeitalter, wie wir sehen. Also wieder mal nichts Neues?

Ja, das alles ist wirklich nicht neu. Hatten wir schon tausendmal. Fragt sich, ob wir es wieder haben wollen. Lieber nicht, würde ich sagen, was den Nazismus angeht. Und blöde Abkürzungen haben wir schon mehr als genug.

Samstag, Januar 07, 2012

Unsere herunter gekommene Republik

Andere, die von Berufs wegen schreiben, schreiben schneller als ich. Trotzdem will ich notieren, was mir durch den Kopf geht.

Die Wulff-Affäre wird von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, unerträglicher. So gut wie jeder hat sie inzwischen satt, was aber kein Grund ist, die Sache einfach so beiseite zu legen.

Das für mich wirklich Erschreckende ist die Forderung, unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel solle hier nun endlich reinen Tisch machen. Diese Forderung kommt von der Opposition, von SPD, den GRÜNEN, den LINKEN. Gleichzeitig schonen sie den Präsidenten, den sie gern davon jagen möchten. Er beschädige das Amt, sagen sie. Das stimmt zwar, aber sie beschädigen das Amt auch, indem sie von Frau Merkel verlangen, sie solle ein Machtwort sprechen.

Die Bundeskanzlerin soll den Bundespräsidenten absetzen? Darauf läuft doch dieser Vorschlag hinaus. Das zeigt, dass diese Parteien nicht besser sind als die UNION und die FDP. Das zeigt vor allem den desolaten Zustand unserer Republik.

Die erste Person unserer Republik, ob Präsident oder Präsidentin, soll über allen Parteien stehen, sie soll für Klarheit, Wahrheit und Gerechtigkeit stehen, ihre Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Republik sich anständig benimmt – unseren Mitvölkern gegenüber und jedem einzelnen von uns.

Und was machen unsere Parteien? Sie machen die Erste Person unserer Republik zum Spielball ihrer Interessen. So hat Frau Merkel zwei Kandidaten „durchgedrückt“, von denen der eine zu empfindlich war und der andere zu unempfindlich ist. Und nun soll sie es richten.

Das ist die wirkliche, die wahrhaftige Schande dieser Affäre: Unsere Bundeskanzlerin und ihre Partei machen sich das Bundespräsidentenamt, machen sich den Bundeprä-sidenten untertan. Dass sich Frau Merkel – ihre Partei inbegriffen – nicht anders verhält als ihre Vorgänger, macht die Sache nicht besser, eher schlimmer.

Wie gesagt: Andere schreiben schneller als ich. Vielleicht denken sie auch schneller als ich. Da meinte doch heute in Spiegel Online Kultur, Herr Diez, wir sollten uns an der französischen Republik ein Beispiel nehmen; die hätte sich schon mehrmals neu erfunden. Leider hat er nicht gesagt, zu welchen Verbesserungen die Wechsel von der ersten zur zweiten, zur dritten, zur vierten, zur fünften Republik geführt haben. Ich hatte noch keine Gelegenheit, den Autor danach zu fragen. Vielleicht weiß er es selbst nicht, was ich wiederum auch nicht weiß.

Langer Rede kurzer Sinn: Wir müssen nicht gleich die ganze Republik neu erfinden. Aber wir sollten uns auf die Suche nach einem Menschen begeben, der zumindest zeigt, wie wir gern sein möchten, der so irgendein Ideal ist, dem wir gern nacheifern würden. Und der anderen Völkern sagt: Seht mal, so sind wir Deutschen und egal, wie viele Fehler wir haben: Wir möchten, dass Ihr unsere Freunde seid. Schließlich
Seid Ihr ja auch nicht ganz astrein. Wer ist schon ohne Fehler?!

Mittwoch, Januar 04, 2012

Kleines Arschloch

Ich habe mir vorhin das ZDF/ARD-Interview mit Herrn Wulff angesehen. Da dachte ich: „Das Kleine Arschloch hat uns gerade noch gefehlt!“

Nein, ich plappere hier nicht nach, was zig Kommentatoren sofort nach der Sendung zum Besten gaben – siehe mein „Wulff, du hast die Gans gestohlen“ vom 19. Dezember 2011. Da war bereits, wenn nicht alles, so doch schon das Wichtigste gesagt.

Die Botschaft des Bundespräsidenten Christian Wulff: Ich bin doch nur genau so ein Mensch wie Ihr alle. Ich mache doch auch nur die Fehler, die Ihr macht. Das dürft Ihr mir doch nicht übelnehmen. Ich will mich auch bessern, genau so, wie Ihr Euch immer bessern wollt. Was dabei herauskommt, weiß natürlich keiner von uns, auch ich nicht. Auf jeden Fall werde ich mir Mühe geben. Aber eins möche ich doch noch sagen: Ich will in keiner Republik leben, in der man sich von einem Freund kein Geld leihen darf.

„Das Kleine Arschloch“ ist natürlich nicht meine Erfindung, sondern ein Film von 1997. Was da abgeht, liest sich im Internet mit einem Klick so:

„Kleines Arschloch“
Ein Arzt entbindet erfolgreich einen Jungen. Als die Mutter fragt, was es ist, zeigt das Neugeborene dem Arzt die Zunge. Daraufhin sagt der Arzt: „Es ist ein Arschloch“.
Zwölf Jahre später: Das kleine Arschloch macht seinen Mitmenschen das Leben zur Hölle. Erst stört der Junge seine Eltern beim Sex, verkauft den Slip seiner älteren Schwester an einen notgeilen Klassenkameraden, quält den Hund seiner Nachbarin und setzt ihn unter Drogen, verliebt sich in die 76-jährige Inge Koschmidder und treibt sie durch seine ständigen Annäherungsversuche in den Herztod. In seinem Tagebuch schreibt er, dass er im Grunde nur die Welt verbessern möchte. Sein Großvater, den man als Alter Sack kennt, hält als einziger zum kleinen Arschloch.
Darüber hinaus tritt das Kleine Arschloch mehrmals mit seiner Band zu verschiedenen Anlässen auf. So wird am Weltkirchentag in der städtischen Kathedrale eine „moderne Faustinszenierung“ vorgetragen, in einer Truckerkneipe wird Countrymusik verhöhnt, auf einer Naziversammlung wird türkischklingende Musik (die keinen wirklichen Inhalt hat) zum Besten gegeben. Alle Auftritte enden damit, dass die anderen Bandmitglieder fürchterliche Dresche beziehen, während sich das Kleine Arschloch immer aus der Affäre ziehen kann.
Bei einer Schulveranstaltung mischt das kleine Arschloch Drogen in die „Waldmeister-Bowle“ und löst somit eine Massenorgie unter den Lehrern und den Eltern aus und nutzt die Schule als Revolutionsausgangspunkt.
Am Ende sieht man den Jungen wegen dieses Vergehens im Gefängnis sitzen und in sein Tagebuch schreiben.

Bilde ich mir die eine oder andere Ähnlichkeit nur ein? Das will ich nicht ausschließen. So wie ich Herrn Wulff kennengelernt habe, wird er sein Tagebuch nicht selbst schreiben. Bestimmt findet er einen Ghost-Writer. Wir werden sehen.

Engländer ertrinken häufiger als Deutsche und Italiener

Eine umfassende Studie eines internationalen maritimen Forscherteams hat endlich geklärt, weshalb unter den Schiffbrüchigen die Italiener deutlich bessere Chancen haben gerettet zu werden, als deutsche oder englische Staatsbürger.

Die Forscher haben herausgefunden, dass es einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Sprache und Überlebenschance gibt: je länger der Hiferuf, desto größer die Aussicht gerettet zu werden.

Schon eine einzige Silbe macht einen großen Unterschied: die zwei Silben des deutschen Worts HILFE sind dem englischen Hilferuf HELP mit nur einer Silbe deutlich überlegen. Das italienische dreisilbige AJUTO bietet da die besten Aussichten, gerettet zu werden.

Die Empfehlung des internationalen maritimen Forscherteams kann deshalb nicht überraschen: Engländer wie auch Deutsche sollten Italienisch lernen, wobei im Notfall ein Wort genügt: AJUTO.

Bemerkenswert ist die Art und Weise, wie das internationale maritime Forscher-team zu seinen wegweisenden Erkenntnissen gekommen ist. Nicht etwa durch Versuche auf hoher See, die Leib und Leben der Versuchspersonen aufs Spiel gesetzt hätten, sondern ganz pragmatisch und alltäglich an Land.

Die Forscher untersuchten, wie unterschiedlich Hunde auf ein-, zwei- und dreisilbige Rufe reagieren. Die geringste Erfolgsquote erreichte FOX. Deutlich
besser waren die Ergebnnisse von FOXI. Am gehorsamsten wurde auf FOXILEIN reagiert. Jede Silbe mehr steigerte den Erfolg.

Nicht erforscht wurde, ob sich die Erfolgsaussichten mit weiteren Silben steigern lassen. Erste Versuche weisen darauf hin, dass mit drei Silben das Machbare erreicht ist.