Freitag, Mai 16, 2008

Wegen mir

„Der Dativ ist dem Genitiv sein… „ Na, das kennen wir ja schon. Wie schrecklich das ist, sehen wir Tag für Tag. Eine Generation von Analphabeten scheint die Redaktionen der Zeitungen, der Zeitschriften und der Fernsehsender besetzt zu haben.

Da fragt beispielsweise das Quickborner Tageblatt am 16. Mai auf Seite 12, ob ihm, dem Minister Austermann, eine Politposse den Kopf kosten könne. Ihm, ihm, ihm!

Es könnte, aber es könnte ihn den Kopf kosten, nicht ihm!

Wenn ich mir etwas leiste, dann kostet mich das etwas, aber nicht mir! Kann ich natürlich umdrehen und schreiben: Wenn ich mich etwas leiste, dann kostet das mir etwas. Ziemlich egal, oder?

Na, dann schreibt mal schön weiter so.

Demokratie

Demos und kratos, Volk und Herrschaft, zusammengefasst nach heutigem Verständnis: Volksherrschaft, die Herrschaft des Volkes über das Volk.

Das ist, so betrachtet, eine schöne Bescherung, und so trauen wohlmeinende Pessimisten der Demokratie auch nicht viel zu.

Optimisten sehen die Sache anders. Schon Winston Churchill meinte, dass die Demokratie von allen denkbaren Regierungsformen immer noch die Beste sei.

Es sieht so aus, als könne sich das Volk nicht so richtig selbst regieren. Das ist auch schwierig. Aber es geht, wenn auch umständlich und nervend. Alles dauert viel zu lange, und nichts wird genau so wie man es eigentlich wollte. Aber es ist immer noch besser, als wenn einer sagt, was richtig und wichtig ist. Die Menschheitsbeglücker

Lenin, Stalin, Hitler, Mao Tse Tung, Pol Pot und andere haben es bewiesen. Sie haben Millionen Menschen auf dem Gewissen. (Irrtum, euer Ehren: die hatten ja gar kein Gewissen.)

Der größte Feind, den die Demokratie hat, ist der der Egoismus, die Rücksichtslosig-keit. Das Gefühl für die Gemeinschaft ist uns abhanden gekommen. Den Herden-trieb kennen wir noch und folgen ihm. Aber das, was uns alle stark macht, das Miteinander, nachdem wir das Gegeneinander ausgefochten haben, da fehlt uns.

Trotz allem sollten wir von der Herrschaft des Volkes über das Volk nicht ablassen. Warum sollten wir etwas Unvollkommenes gegen Katastrophen tauschen?

Mittwoch, Mai 14, 2008

Muskelprotze

Da hat man früher an Arnold Schwarzenegger gedacht. Jetzt ist er ja Gouverneur in den USA. Gemeint sind heute andere – keine Kerle, sondern Autos.

Da ist irgend ein Motorjournalist auf die Idee gekommen, das Aussehen eines Autos als muskulös zu bezeichnen. Oder hat ihn der Hersteller auf diese Idee gebracht?

Wie auch immer: Seit einigen Monaten haben Autos Muskeln. Wer es nicht glaubt, kann es im Hamburger Abendblatt vom 14. Mai 2008 nachlesen (Seite 27): „Die Außenhaut beeindruckt durch ein gekonntes Wechselspiel von Kanten, Sicken und Muskelsträngen.“ Die Kanten und Sicken sind auf dem Foto des neuen Seat Ibiza zu sehen, nicht jedoch die Muskelstränge.

Na ja, wir Deutsche sind wohl wirklich Autonarren, und die Autojournalisten sind es sowieso. Da schlägt man dann schnell schon mal über die Stränge, pardon: gibt zu viel Gas. Anders ist das folgende Wortgetöse nicht zu verstehen. „Seat beweist Mut zu einer aussagekräftigen Formensprache. Designchef Luc Donckewolke hat den neuen Ibiza zu einem Bonsai-Macho gestaltet.“

Ruhig Blut! Wir sollten da nicht erschrecken. Ein Bonsai-Macho ist ja nur ein ganz kleiner Macho. Mit dem werden wir ja wohl noch fertig werden.

Für dumm verkauft

Seit dem 1. Mai dieses Jahres ist ein neues Verbraucherin-formationsgesetz in Kraft. Richtig wäre die Bezeichnung „Verbraucherdesinforma-tionsgesetz. Dafür verantwortlich: Minister Genhofer – pardon, Minister Seehofer.

Das Gesetzt sieht vor, dass Behörden den Bürgern auf Verlangen Auskunft geben müssen. Dafür haben sie vier Wochen Zeit. Da ist das, was bemängelt wird oft gar nicht mehr feststellbar.

Außerdem sind die Behörden berechtigt, besser gesagt, dazu angehalten, für die Auskunft Gebühren zu erheben, und zwar nicht zu knapp. Deshalb dürfte manche berechtigte Frage gar nicht erst gestellt werden.

Drittens können sich Unternehmen auf das Betriebsgeheimnis berufen und müssen dann keine Auskunft geben.

Der Bürger fragt, der Bürger zahlt, der Bürger bekommt keine Antwort. Bravo, Herr Minister!