Samstag, Februar 24, 2018

Die Dame aus der Eifel

Alle Vulkane in der Eifel sind längst erloschen – bis auf einen: Andrea Nahles. „Auf die Fresse…“ war einer ihrer letzten Ausbrüche, gewiss nicht der letzte. Kein Blatt vor den Mund nehmen, das kann erfrischend sein, muss es aber nicht. Ganz besonders dann nicht, wenn man ein Rüpel ist wie Andreas Nahles, die es mit der Wahrheit nicht immer so genau nimmt.

Sie tritt zum Beispiel als alleinerziehende Mutter auf. Das macht sich gut, denn alleinerziehenden Müttern bringt man von vornherein Respekt entgegen, einfach weil man annimmt, dass sie alles andere als ein leichtes Leben führen, was in vielen Fällen ja auch stimmt – nur im Fall Nahles nicht. Ihre Tochter Ella wird von der Großmutter großgezogen. Ja, mit der Wahrhaftigkeit ist das so eine Sache. Da ist mehr Feingefühl notwendig, als Frau Nahles von Haus aus mitbringt. Ihr übersteigertes Selbstbewusstsein steht der Dame da im Wege.

Dass die Parteimitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen dürfen, hält Frau Nahles für einen „ziemlich ordentlichen“ Einfluss der Parteibasis. Wie gnädig! „Auch sonst bestimmen in der SPD die Mitglieder den Kurs, indem sie die Parteiführung wählen.“ Na, sowas! Fehler gemacht? Kritik von der Basis? „Auf diese Kritik haben wir reagiert. Dass die Basis zu kurz gekommen ist, kann ich deshalb nicht feststellen.“

Von dem Wunsch, der Forderung vieler SPD-Mitglieder, dass die Basis  künftig mehr mitzureden haben sollte, zum Beispiel bei der Wahl des Parteivorsitzenden,
hält Frau Nahles nicht viel. „Wir haben zugesagt, dass wir das diskutieren und prüfen, und ich schließe nicht aus, dass wir uns für die Zukunft für Urwahlen bei wichtigen Personalentscheidungen aussprechen. Ich persönlich bin da allerdings eher skeptisch.“

„In der SPD galt viele Jahre lang das Prinzip „Top-down“. Mein Ansatz ist eher kooperativ, was allerdings nicht zu verwechseln ist mit Laissez-faire.“ Das ist ziemlich dick aufgetragen, nein, es stimmt einfach nicht.

Und sonst? Wenn es um Inhalte geht? „Die SPD…muss eine Antwort für morgen entwickeln die Weltoffenheit und Sicherheit verbindet in der Zeit des Wandels. Das haben wir noch nicht richtig ausbuchstabiert.“ Wieso eigentlich? Es war doch genug Zeit da. „Wir meinen es ernst mit der Erneuerung der SPD. Ich will, dass wieder alle wissen, was SPD pur ist.“ Ich, die Andrea Nahles! Und was ist SPD pur? Das hat die Dame nicht gesagt. Vielleicht weiß sie es gar nicht. (Zitate aus dem SPIEGEL 8 vom 17. 2. 2018)

Im STERN 9 vom 22. 2. 2018 sagt Frau Nahles über den Juso-Vorsitzenden Kevin Kühnert: „…er zieht sein Ding durch, aber seine Argumentation überzeugt mich nicht, weil nicht zu erkennen ist, wohin er eigentlich am Ende will.“ (Kühnert macht Opposition gegen die Große Koalition.) Das wenigstens weiß Frau Nahles. Sie will, dass sich die SPD in der GroKo wieder so klein macht wie bisher. Nein, noch kleiner!

Trotz allem: Sie scheint der einzige Mann im SPD-Vorstand zu sein.


(Andrea Nahles, 20. 6. 1970 in Mendig, Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, voraussichtlich Parteivorsitzende)

Montag, Februar 19, 2018

Fauler Zauber "Digitalisierung"

Raus aus dem Analog-Zeitalter, rein in das Simpelsystem von eins und null. Mehr braucht kein Computer. Damit beschreibt er die ganze Welt. Für das Analoge brauchen wir das ganze Alphabet, in der digitalen Welt reichen sozusagen zwei Finger, zwei Ziffern. In gewisser Weise leben wir in der einfachsten denkbaren Welt, anders gesagt: Wir machen es uns einfach.

Mit dem Taschenrechner fing es an und setzt sich mit dem Computer fort: Wir haben das Kopfrechnen verlernt, beherrschen nicht mal mehr das Kleine Einmaleins, vom Großen ganz zu schweigen.  Keine Kassiererin muss mehr rechnen können, das macht die Kasse. Vielleicht erklärt das auch den Erfolg von H & M. Die haben so kleine Preise, dass auch der moderne rechenschwache Mensch damit klarkommt.

Überflüssig

Schreibt kürzlich DER SPIEGEL oder DIE ZEIT – es ist ziemlich egal, wer – von „Stabilität, die es so nicht mehr geben wird.“ So nicht, aber anders? Nee, das kann kaum gemeint sein. Das so ist, wie in vielen ähnlichen Fällen, überflüssig. Aber es scheint schwer zu sein darauf zu verzichten.
Stattdessen: Hoch lebe das Überflüssige – das überflüssige Fremdwort, mit dem der Schreiber zu verstehen gibt, wie gebildet er ist, so sehr, dass man ihn manchmal ohne Wörterbuch nicht versteht. Kulturessenzialismus ist wohl das Wesentliche einer Kultur. Oder geht es um Kultur in konzentrierter Form wie zum Beispiel Essigessenz? Ein Wesenskontingent? Ist vielleicht nichts anderes als das Wesen einer Sache, wer weiß? Wenigstens gibt das Wörtchen viktimisieren keine großen Rätsel auf – wenn man ein bisschen Englisch kann: jemanden zu Opfer machen (victim). Es muss ja nicht gleich Latein sein, was natürlich sehr viel mehr 

Ist Opposition verantwortungslos?

Der Beitrag „Zum Weinen in den Keller“ in DIE ZEIT vom 15. Februar legt diese Vermutung nahe, denn da heißt es „Verantwortung oder Opposition“. Es geht um die Situation der SPD: Soll sie sich wieder auf eine Große Koalition einlassen oder in die Opposition gehen?
Nehmen wir die Frage ernst, dann ist sie verantwortungslos. Sie unterstellt, dass Opposition etwas ist, auf das sich verantwortungsbewusste Menschen nicht einlassen sollten. Dabei kann die Entscheidung für die Rolle der Opposition gerade dies bedeuten: Verantwortung.

Würde die SPD sich für diese Rolle entscheiden und nicht für die des Juniorpartners der Union, dann könnte sie ihre Positionen unmissverständlich deutlich machen und nicht der Gefahr kuhhändlerischer Kompromisse aussetzen. Das wäre verantwortungsvoll. Aber die Verlockung wenigstens ein bisschen mitzuregieren, ist wohl zu groß. Schade eigentlich; denn Opposition ist keineswegs Mist, wie Herr Müntefering sagte. Sie ist notwendig. Sie zeigt auf jeden Fall eine zweite Möglichkeit auf oder sogar noch mehr. Und vielleicht bietet sie die bessere Lösung.