Mittwoch, September 14, 2005

sprachspiel und sprachgewalt

Mit nichts lässt sich so gut Unfug treiben wie mit Wörtern, mit der Sprache. Mit nichts lässt sich so vertrefflich zündeln. Mit nichts lässt sich die Wahrheit wirkungsvoller vergiften und die Lüge zur Wahrheit gesund beten.

Ein klitzekleines Beispiel: "Ich meine nicht den Bundestagswahlkrampf, der sich in diesen Tagen austobt, sondern..."

Da haben wir es: Bundestagswahlkrampf! Das ist kein Schreibfehler, das r habe ich absichtlich hineingeschrieben, um an einem harmlosen Beispiel zu zeigen, wie leicht es ist, zu diffamieren. Manchmal genügt wirklich ein Buchstabe.

Donnerstag, September 01, 2005

Unsere Sprache als Fertiggericht

Die Bequemlichkeit moderner Menschen tobt sich nicht nur in der Küche aus (Fertiggerichte, wer kocht schon noch?), sondern - viel schlimmer - in der Sprache.

Keine Zeit zu kochen, keine Zeit, nach dem richtigen Wort zu suchen. Die Folge: der massenhafte Gebrauch von "Textbausteinen", von vorgefertigten Teilen, ob sie passen oder nicht.

Da kommen dann so Sachen raus wie "ein Stück weit" (welches Stück, bitte schön und wie viele Stücke gibt es?), "ein Schritt in die richtige Richtung", "kontraproduktiv", "belastbar".

Ja, neuerdings ist immer öfter von belastbaren Zahlen die Rede. Womit sollen denn die Zahlen belastet werden? Gemeint ist: zuverlässige Zahlen. Aber das ist zu genau, nicht wahr? Das lässt erkennen, dass man noch nicht genau bescheid weiß.

Das gute alte Wort "Schlagwort" (als Begriff für eine kurze, treffende Formulierung) hat eine neue Bedeutung bekommen: das Schlagwort heute ist eine Waffe. Damit wird zugeschlagen.

Ein bisschen wirr, was ich hier schreibe? Wahrscheinlich. Aber es ist meine erste blog. Nennt man das so? Ich werde mich in Zukunft hoffentlich gescheiter zum Thema "Sprache und was wir damit machen" äußern.