Sonntag, Juli 18, 2010

Platzregen

Hier in Quickborn bei Hamburg glüht die Sonne seit über vier Wochen. Die drei Regentropfen in dieser Zeit können wir vergessen.Der Rasen ist nicht das Problem. Entweder ist er mit mehreren tausend Litern Wasser im „Grünen Bereich“ gehalten worden, oder er hat jetzt die Farbe, die seinerzeit typisch für Quickborn war: braun.
Der fröhliche Unterschied: Der braune Rasen wird – sobald es tüchtig regnet – wieder grün. In der Politik hat es dieses Wunder nicht gegeben. Schwamm darüber.

Nun ist es nicht überall wie in Quickborn – wettermäßig. Neulich hat es in Elmshorn so geregnet, dass die Gullydeckel hochsprangen. Und die Feuerwehr musste Keller leer pumpen. Das ist auch noch woanders passiert. Aber es war immer kleinflächig.
Das ist neudeutsches Beamtendeutsch. Eigentlich heißt das Platzregen. Da prasselt es wie verrückt vom Himmel, und nebenan scheint die Sonne. Ob das mit dem Platz-regen wirklich stimmt?

Überlegen wir mal. Also das mit dem Platzregen stimmt. Nur die Hitze, die war überall. Der Regen, der „Starkregen“, die tennisballgroßen Hagelkörner kamen nicht überall von Himmel. Und nicht überall war das Wetter so außer Rand und Band, dass Bäume entwurzelt wurden, Dächer ihre Ziegel in alle Winde verstreuten und der Schaden allen Geschädigten die Tränen in die Augen trieb. Es passierte alles nur „vor Ort“. Dort, wo man glücklicherweise nicht zu Hause war.

Wir in Quickborn denken, dass die Malediven weit genug weg sind, und ein Unwetter dort uns nichts angeht. Genau das ist das Problem. (Allerdings sind die Malediven uns nahe genug, um dahin in Urlaub zu fliegen. Aber das ist ein anderes Thema.)

Wenn es uns trifft, jammern wir. Wenn es andere trifft, zeigen wir Mitleid. Manchmal lässt es uns auch kalt; wir können nicht jedem helfen. Das ist das Platzregen-Problem.

Wir sehen über unsere Nasenspitze nicht hinaus. Wir haben nicht begriffen, dass jeder von uns jeden braucht, dass wir nur zusammen eine Chance haben. Und dass der Platzregen nebenan morgen unser Platzregen sein kann. Und wenn dann unsere
Kinder ertrinken, wen kümmert es dann? Das Bedauern macht unsere Kinder nicht wieder lebendig.