Montag, August 25, 2008

Die Sprache bringt es an den Tag

Basteln. „Jetzt stehen wir vor der schwierigen Aufgabe, eine Regierungsmehrheit zu basteln.“ So Frau Andrea Ypsilanti im STERN-Gespräch in der Ausgabe 35 vom 21. 08. 2008.

Basteln. „Peters Bastelstunde“ war vor vielen Jahren, es ist schon Jahrzehnte her, eine intelligente, amüsante und deshalb hörenswerte Rundfunksendung von Peter Frankenfeld. Das hörte sich an wie auf die leichte Schulter genommen, war aber ernst gemeint.

Basteln. Das ist irgendwie etwas Kindliches. Da setzt man irgendetwas zusammen, fummelt rum, bis man ein Ergebnis hat. Und nun meint Frau Ypsilanti, sie müsse eine Regierung basteln. Kinderspiel also. Viel Vergnügen!

Viel Freude dürfte diese Bastelei nicht machen. Übrigens basteln auch andere Politiker an allem möglichen herum, was bedeutet, dass Politiker uns nicht ernst nehmen. Das ist keine ganz neue Erkenntnis.

Nicht entfernt so wichtig, aber doch erwähnenswert, ist die „Erweiterung des Branchenfokusses“ (Dominik Weikl in der Getränkeindustrie, Ausgabe August/September 2008. Was ist ein Branchenfokus, ein erweiterter Branchenfokus? Vermutlich wird diese Frage ohne Antwort bleiben. Dennoch bleibt diese Frage berechtigt.

Aufgeplustert. Dem Volk aufs Maul zu schauen und so zu sprechen und zu schreiben, dass es das Volk versteht, war den Oberen schon immer zuwider. Dumm ist nur, dass sich auch die geringsten Beamten offenbar zur Schicht der Oberen zählen und sich darin gefallen, sich genau so umständlich auszudrücken.

Beispiel aus einem Bericht des Hamburger Abendblatts vom 12./13. Juli 2008 „Sie wollten heiraten…“:

Das postalische Übergabeverfahren aus Flensburg hat nicht geklappt“, erklärt ein Behördensprecher. Gemeint ist: Der Brief aus Flensburg ist nicht angekommen.

Wenn mein Briefträger meine Post in meinen Briefkasten wirft, ist das ein postali-sches Übergabeverfahren? Oder kommt es zum postalischen Übergabeverfahren erst, wenn ich die Post aus meinem Briefkasten nehme? Aber das muss vielleicht schon als postalisches Übernahmeverfahren bezeichnet werden. So wird es vermutlich sein.

Freitag, August 22, 2008

Ich hab da mal ein paar Fragen

Was haben die USA in Georgien zu suchen?

Weshalb soll /will Georgien in die NATO

(North Atlantic Treaty Organisation)?

Georgien liegt nicht am Atlantik.

Warum spielen alle verrückt, weil Russland

Selbstbewusstsein zeigt?

Russland ist nicht die Sowjetunion. Warum

haben viele erwartet, dass sich Russland ein für

allemal ducken würde vor der vermeintlichen

Supermacht USA?

Warum hackt alle Welt jetzt auf Russland

herum? Das Land benimmt sich nicht anders

als die USA. Das ist nicht gut. Aber das gilt

für beide.

Wenn „die Russen“ sich überall bei uns ein-

kaufen, was ist so schlimm daran, was ist so

neu?

„Die Amerikaner“ machen das seit eh und je.

Darüber hat sich niemand aufgeregt.

Jahrhunderte lang hat Europa die Welt erobert.

Nun erobert die Welt Europa. Das muss uns

Europäern nicht gefallen. Aber es ist der Lauf der

Welt. Den werden wir nicht aufhalten.

Dass „die Polen“ „die Russen“ fürchten, ist zu

verstehen. Dass „die Polen“ „die Deutschen“

fürchten, ebenfalls. Aber nun stürzt sich alles

auf „die Russen“. Hysterie oder was?

Wenn doch die Politiker ihre Schulaufgaben

machen würden! Warum benehmen sie sich

wie im Mittelalter? Warum begreifen sie nicht,

dass nur Zusammenarbeit unsere Welt in

Ordnung bringen wird?

Warum geht es immer noch um:

„Papa, der hat mich mit Matsch beworfen.“

„Dann hau ihm eins auf die Fresse!“

Ist das alles, was wir können?

Ich hab da mal ein paar Fragen

Was haben die USA in Georgien zu suchen?

Weshalb soll /will Georgien in die NATO

(North Atlantic Treaty Organisation)?

Georgien liegt nicht am Atlantik.

Warum spielen alle verrückt, weil Russland

Selbstbewusstsein zeigt?

Russland ist nicht die Sowjetunion. Warum

haben viele erwartet, dass sich Russland ein für

allemal ducken würde vor der vermeintlichen

Supermacht USA?

Warum hackt alle Welt jetzt auf Russland

herum? Das Land benimmt sich nicht anders

als die USA. Das ist nicht gut. Aber das gilt

für beide.

Wenn „die Russen“ sich überall bei uns ein-

kaufen, was ist so schlimm daran, was ist so

neu?

„Die Amerikaner“ machen das seit eh und je.

Darüber hat sich niemand aufgeregt.

Jahrhunderte lang hat Europa die Welt erobert.

Nun erobert die Welt Europa. Das muss uns

Europäern nicht gefallen. Aber es ist der Lauf der

Welt. Den werden wir nicht aufhalten.

Dass „die Polen“ „die Russen“ fürchten, ist zu

verstehen. Dass „die Polen“ „die Deutschen“

fürchten, ebenfalls. Aber nun stürzt sich alles

auf „die Russen“. Hysterie oder was?

Wenn doch die Politiker ihre Schulaufgaben

machen würden! Warum benehmen sie sich

wie im Mittelalter? Warum begreifen sie nicht,

dass nur Zusammenarbeit unsere Welt in

Ordnung bringen wird?

Warum geht es immer noch um:

„Papa, der hat mich mit Matsch beworfen.“

„Dann hau ihm eins auf die Fresse!“

Ist das alles, was wir können?

Samstag, August 16, 2008

Warum Flucht aus der Politik? Gedanken zur deutschen Parteienkrise

Hier einige Auszüge aus diesem Beitrag der WELT am SONNTAG:

„Nun ist zweifellos die Zugehörigkeit zu einer Partei kein zverlässiger Gradmesser des poliitischen Interesses, zumal man niemals mit ansehnlichen Zahlen aufwarten konnte. Aber wohl keinem entgeht in der täglichen Erfahrung, dass heute viele Menschen vor der Politik fliehen, und dies nicht nur in der Form einer milden oder müden Abwehr, … sondern in der Form des deutlich ausgesprochenen Bekenntnisses, dass man mit der Politik nichts mehr zu tun haben wolle… In einem Kursus angehender Journalisten, der im vorigen Sommer in Hamburg stattfand, interessierten sich von 80 Teilnehmern nur vier für Politik, alle anderen für Feuilleton oder Sport… Auch eine Demokratie braucht Männer, die Hoffnung und Mut geben…Genau wie die Schaustellung eigener Bedeutung oft nur die Abwehr-Reaktion eines geminderten Selbstbewusstseins ist, sind die starken Verdammungen der Politik oftmals nur verkleidete Aufschreie eines unbefriedigten politischen Lebenswillen.“

Gelesen habe ich diese Zeilen im August dieses Jahres (2008) Veröffentlicht wurden sie in der ersten Ausgabe der WELT am SONNTAG am 1. August 1948, also vor 60 Jahren.

Den wichtigsten Gedanken dieses Artikels habe ich hervorgehoben: „Auch eine Demokratie braucht Männer, die Hoffnung und Mut geben.“ Ich füge hinzu: Auch Frauen, die Hoffnung und Mut geben.

Genau an diesen Männern und Frauen fehlt es. Wohin ich sehe: Parteibuchhalter, Parteisoldaten, Kurzsichtige, Kurzatmige, die nur in Wahlperioden denken können. Funktionäre, die vorgeben Visionen zu haben. Wir brauchen keine Visionen. Wir brauchen Ziele, wir haben Aufgaben zu lösen. Wir müssen arbeiten und nicht palavern.

Merkwürdig. Was vor 60 Jahren geschrieben wurde, gilt noch heute. Steht die Zeit still?