Samstag, November 28, 2009

Abgekocht

Roland Koch, der Mann, der sich die Finger schmutzig gemacht hat an schwarzen CDU-Kassen, der Mann, der mit einer Fremdenfurcht-Kampagner (um nicht zu sagen Fremdenhass-Kampagne) einen Landtagswahlkampf für sich entschieden hat, dieser Mann hat nun auch das ZWEITE DEUTSCHE FERNSEHEN zur Marionette der Parteien gemacht.

Staatsferner Rundfunk, staatsfernes Fernsehen, wie vom Gesetz vorgesehen – Fehlanzeige! Das war einmal. Ehrlicherweise muss erwähnt werden, dass es nicht allein dieser Koch ist, der uns die Suppe eingebrockt hat. Das ganze Küchenpersonal hat mitgeholfen. Der Intendant, der eine Klage gegen den Beschluss des Fernsehrats anstrengen könnte, will das nicht. Warum? Die Parteien – Union und SPD – haben die erdrückender Mehrheit im Fernsehrat. Wieso eigentlich? Parteien sollen nach Grundgesetz das politische Leben mitgestalten. Mehr aber auch nicht. In Wirklichkeit machen sie, was sie wollen. Da haben wir nicht aufgepasst.

Ob wir jetzt endlich wach werden? Ob wir die 35 Experten unterstützen, die vor dem Küchenkabinettsstück des Herrn Koch gewarnt haben? Wo bleibt der Sturm der Entrüstung der Fernsehsender ZDF und ARD, wo der Protest der Mitarbeiter der Sender, wo der Protest der Presse? Allen, die jetzt den Mund halten, braucht man ihn in Zukunft nicht mehr zu verbieten.

Wachstumsbeschleunigungsgesetz

Allein das Wort ist ein Monster, und das Gesetz wohl auch. Es kann weder von Wachstum noch von seiner Beschleunigung die Rede sein. Das wird besonders deutlich bei dem Plan, die Mehrwertsteuer für Hotelübernach-tungen von zurzeit 19% auf 7% zu senken. Was wird da beschleunigt? Werden jetzt mehr Menschen Hotelzimmer buchen? Das ist kaum anzunehmen. Erstens ist keineswegs sicher, dass die Hotels ihre Zimmer jetzt entsprechend günstiger anbieten. Und selbst wenn: Steigert das die Reiselust? Darüber hinaus: Die „Experten“ sind sich noch nicht einig, ob das Frühstück zur Hotelübernachtung gehört oder doch nicht. Dann würden für das Frühstücksei nach wie vor 19% Mehrwertsteuer berechnet. Wenn einem da nicht der Eierlöffel aus der Hand fällt!

Länder und Kommunen können und wollen die auf sie entfallenden Kosten nicht tragen und verlangen Geld vom Bund. Dazu sagt Finanzminister Schäuble, dass der Bundesrat, die zweite Kammer also ein Verfassungsorgan des Bundes sei und damit einen Teil der Verantwortung des Bundes trage. „Dafür können sie sich nicht bezahlen lassen.“ Das leuchtet mir ein. Bleibt zu hoffen, dass es zu diesem Gesetz nicht kommt.

Wenn das Wirtschaftswachstum beschleunigt werden soll, empfiehlt es sich Subventionen kräftig zu kürzen. Das spart Geld und regt die Fantasie der Unternehmen an.

Sag mir, wo die Einheit ist, wo ist sie geblieben?

„Sonderzug zu fremden Freunden“ titelt das Hamburger Abendblatt am 24. 11. 2009 auf Seite 3. 920 Dresdner kommen mit einem Sonderzug nach Hamburg. Sie werden umarmt, Freundschaften beginnen, die bis heute voller Leben sind.

So, so ähnlich war es überall damals, 1989 und auch noch 1990. Brüder und Schwestern. Alle fielen sich in die Arme. So lange getrennt. Jetzt endlich wieder zusammen. Tränen, Tränen überall, Tränen des Glücks. Herzklopfen wie verrückt. Wir, wir, wir und nichts sonst. Deutschland einig Vaterland.

Wie schnell haben wir das vergessen.

Wie konnte das passieren? Haben wir etwas falsch gemacht? Und wenn nicht wir, wer sonst? Fangen wir mal bei uns selbst an.

Nicht die Politik hat die Mauer zum Einsturz gebracht, sondern das VOLK. Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) haben das fertig gebracht, nicht etwa die Bürger der Bundesrepublik Deutschland, und schon gar nicht die Politiker. Mitgeholfen haben sie dann schon, die Politiker, was ja auch wichtig war. Aber die Arbeit, die Arbeit haben die Bürger der DDR getan. Und sie haben alles riskiert. Weiß das heute noch jemand? Manchmal habe ich das Gefühl, das will überhaupt niemand mehr wissen.

Die Politiker haben sich alles unter den Nagel gerissen. Klar, die Bürger konnten aus zwei Deutschlands nicht ein Deutschland machen. Dazu brauchten wir schon die Politiker. Aber dass sie dann so taten, als hätten sie alles gerichtet, das ist schon ein starkes Stück.

Und so ist der 3. Oktober zum Tag der deutschen Einheit geworden und nicht der 9. November, der Tag, an dem die Mauer fiel. Ist die Unterzeichnung eines Vertrages durch Politiker mehr wert als die Tat? Da müssen wir uns nicht wundern, dass der Tag der Einheit nichts anderes ist als ein freier Tag, aber kein Feiertag. Das Zeug dazu hätte der 9. November bestimmt gehabt. Allein die 100.000e, die damals auf die Straße, die Straßen gingen – in Leipzig, in Dresden, in Magdeburg und überall sonst in der DDR – sie hätten in ihrer Erinnerung diesen Tag mit Leben gefüllt.

Aber dann ging es geschäftsmäßig weiter. Wir wickelten die DDR ab, genauer: ihre Reste. Wir – das waren wir Westdeutschen, allen voran Politik und Wirtschaft, aber wir fanden das gut, haben jedenfalls gute Miene zum bösen Spiel gemacht. Schließlich waren wir ja auch die Besseren. Und so wurden die ehemaligen DDR-Bürger zu den Doofen. Das war schlimm genug. Aber es kommt noch schlimmer.

Wir haben uns zum Richter über alle und jeden aufgeschwungen. Wir haben Tun und Lassen einiger Millionen Menschen durchleuchtet und haben erbarmungslos geurteilt. Wir in Westdeutschland waren ja fein heraus. Wir hatte ja seit 1945 keine Diktatur.

Dabei haben wir eins vergessen. Vergessen? Verdrängt! Unsere nationalsozialistsche Vergangenheit. Prof. Pohl von der Christians-Albrecht-Universität stellte in einem Vortrag Anfang 2008 in Kaltenkirchen fest (ich zitiere sinngemäß): „Wenn wir bei der Entnazifizierung so vorgegangen wären wie bei der Aufarbeitung der DDR, wären dreiviertel der Deutschen hinter Gittern gelandet.“ Davon hat außer Prof. Pohl aber niemand gesprochen.

Diese Scheinheiligkeit ist ein Problem, das wir noch nicht gelöst haben. Das ist auch schwierig; denn ohne Frage war die DDR ein Unrechtsstaat, und viele waren an dem Unrecht beteiligt. Das gibt uns Westdeutschen aber nicht das Recht so zu tun, als seien wir die besseren Menschen. Das sind wir nicht.

Wie verwickelt das alles ist, zeigt auch der nostalgische Rückblick vieler Bürger der ehemaligen DDR. Alles war irgendwie so heimelig. Eigentlich ging es einem ja gut. Vor Arbeitslosigkeit brauchte man sich nicht zu fürchten. Mit den Einschränkungen konnte man leben. Reisefreiheit? Da sagt heute mancher: „Die habe ich jetzt auch nicht. Mir fehlt das Geld dazu.“ Aber das alles ist eben nur die halbe Wahrheit, wohl nicht mal die halbe. Wie sonst wäre es zum Ende der DDR gekommen?

Keine Frage: Wir haben Probleme, die sich nicht einfach lösen lassen. Wahrschein-lich können wir sie überhaupt nicht lösen. Sie müssen im Laufe der Zeit sozusagen von selbst aufhören zu existieren. Das ist eine Frage der Generationen. Das sollte uns allerdings nicht dazu verführen, unserer Vergangenheit aus dem Wege zu gehen.

Wir sollten schon genau hinsehen. Wir sollten auch urteilen. Und was Unrecht war, soll auch bestraft werden. Aber wir sollten nicht verurteilen.

Wie hätten wir Westdeutschen uns denn verhalten, wenn der ersten Diktatur gleich eine zweite gefolgt wäre? Die Mecklenburger, Brandenburger, Thüringer, Sachsen und die Anhaltinischen Sachsen haben es erlebt. Darunter leiden wir alle heute noch. Wir alle!

Sonntag, November 15, 2009

Aufgeblasen

Wer etwas unternimmt, riskiert auch etwas. Der Erfolg ist nicht garantiert; die Sache kann auch daneben gehen. Da will jeder Unternehmer das Risiko so klein wie möglich halten. Das ist normal, das ist verständlich, und in schwierigen Zeiten möchte man nicht mehr so große Risiken eingehen wie bisher. Und jeder würde das verstehen und gut finden.

Aber so einfach scheint das nicht zu sein. Anscheinend haben Manager Schwierig-keiten, einfache Dinge einfach beim Namen zu nennen. Das Interview mit Herbert Bodner, Vorstandsvorsitzender von Bilfinger Berger, legt diese Vermutung nahe (Quelle FAZ, 12. September 2009).

Auf die Frage, weshalb er hier und da nicht mehr so weitermachen will wie bisher, sagt er: „Wir verbessern unser Risikoprofil.“ Damit bringt er ein neues Wort, einen neuen Begriff, ins Spiel: Risikoprofil.

Was aber ist ein Risikoprofil? Nichts anderes als ein Risiko. Da wird ein Wort so aufgeblasen wie die Technik zur Technologie.

Wir wollen unser Risiko verringern. Das hat Herr Bodner gemeint. Aber: Ein Risikoprofil verbessern hält er wohl für besser als ein Risiko vorringern. Verbessern ist nach Managementregeln positiv besetzt, verringern dagegen negativ. Viel Vergnügen mit so viel Dummheit!

Es hat sich nichts geändert

Nach dem Verbot der KPD 1956 wurden viele Mitglieder der Partei verhaftet. Das Ehepaar Rosemarie und Karl Stiffel gehörte dazu. Sie wurden 1958 wegen so genannter staatsgefährdender Tätigkeit zu Gefängnisstrafen verurteilt. Das Besondere an diesem Fall ist ein Satz aus der Urteilsbegründung. Der Richter wies darauf hin, dass schon Karl Stiffels Vater in den 30er Jahren, also unter den Nationalsozialisten, wegen Staatsgefährdung verurteilt worden war. Das war für das Gericht offenbar besonders empörend, auch wenn es mit dem Vorwurf staatsgefährdender Tätigkeit gar nichts zu tun hatte.

Es ist zu vermuten, dass der Richter ein ehemaliger Nationalsozialist war; denn viele Verurteilte jener Zeit wurden wurden von vorbelasteten ehemaligen Nazi-Richtern und Staatsanwälten angeklagt. Welches Wunder! Kein NS-Richter, kein NS-Staatsan-walt ist je zur Rechenschaft gezogen worden. Bald waren sie wieder in Amt und Würden und sprachen Recht. Das hatten sie ja gelernt.

Müssen wir uns da wundern, dass wir heute die Neonazis am Hals haben?

(Quelle: ZDF Frontal 21 14. 11. 2009)

Unschuldsengel Bundesrepublik

Jeder weiß es, alle sind empört. Die DDR hat Briefe, Päckchen und Pakete, die aus der Bundesrepublik kamen, kontrolliert, geöffnet, gelesen, wohl auch Geld und sonst was immer wieder mal entnommen. Für die Post- und Telefonkontrolle war die Abteilung M des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zuständig. Bei aller Empörung wundern wir uns nicht; denn die DDR war ja ein Unrechtsstaat. Wirklich, das war sie, da gibt es keinen Zweifel.

Wie anders unsere Republik. Wir achteten immer auf die Einhaltung aller Gesetze. Da konnten wir uns auf unsere Politiker und unsere Justiz felsenfest verlassen. Gab es mal eine Unregelmässigkeit, und die kommt im besten demokratischen Staat vor, dann wurde schnell für Ordnung gesorgt. Schließlich ist unsere Republik ein Rechtsstaat und nicht so, wie die DDR war. Wirklich?

In den Jahren 1955 bis 1968 wurden in unserer Republik 100 Millionen Poststücke, die aus der DDR kamen, kontrolliert. Dokumente wurden nicht nur gelesen, Sendungen wurden auch beschlagnahmt, verschwanden und erreichten nie ihre eigentlichen Empfänger. Darüber wurde Buch geführt.

Daraus wird noch heute ein Geheimnis gemacht. Bei seinen Recherchen im ehema-ligen Postministerium fand der Freiburger Historiker Prof. Dr. Josef Foschepoth eine riesige Lücke. „Die Akten sind einfach nicht da. Immer dort, wo sensible Bereiche der inneren Sicherheit betroffen sind, fehlt etwas“, so Foschepoth.

War das rechtens? Nein, natürlich nicht. Es war Unrecht. Ein bisschen Unrecht im Rechtsstaat. Ist es rechtens, Akten beiseite zu schaffen, sie nicht zugänglich zu machen, wenn das Gesetz vorschreibt, dass sie nach 30 Jahren zugänglich gemacht werden müssen? Nein, natürlich nicht.

Was ist zu tun? Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir sagen, das kommt in den besten Familien vor und ist ja auch schon lange her und gehen zur Tagesordnung über. Die zweite Möglichkeit: Aufpassen, aufpassen, aufpassen! Wenn wir das nicht tun, ist unsere Republik über kurz oder lang ruiniert. An vielen kleinen Stellen, oft genug nicht mal im Verborgenen, wird daran gearbeitet.

Ein Wort, das alles sagt

Die ehemalige DDR ein Unrechtsstaat? Daran ist nicht zu zweifeln auch wenn immer noch hin und her argumentiert und debattiert wird: War sie’s nun wirklich? Viel-leicht nur ein bisschen, nicht ganz und gar? Inzwischen ist so viel dazu geschrieben und gesagt worden, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Dabei genügt ein Wort als Beweis: Republikflucht.

Ein Staat, der seinen Bürgern verbietet, das Land zu verlassen, kann kein Rechtsstaat sein. Er ist ein Gefängnis. Paragraph 213 des DDR Strafgesetzbuchs hat das 1968 klar geregelt. Das ungenehmigte Verlassen der DDR wurde unter Strafe gestellt. Wer es dennoch versuchte und dabei erwischt wurde, landete – sofern es eine Frau war – in einem der schrecklichsten Gefängnisse: im Zuchthaus Hoheneck in Stolberg/Erzge-birge.

Republikflucht. Allein dieses Wort. Wir flüchten, wenn uns Gefahr droht, wenn wir verfolgt werden. Wir wollen uns durch unsere Flucht in Sicherheit bringen. So ist das im Allgemeinen.

Die Republikflucht war etwas anderes. Sie war keine Flucht. Der Wunsch, in einem anderen Land zu leben, bedeutet doch nicht Flucht. Die DDR hat den Ausreise-wunsch zur Flucht gemacht.

Ein einziges Wort genügt, um zu beweisen, dass die DDR ein Unrechtstaat war: Republikflucht.

Freitag, November 13, 2009

Auf Nummer sicher

Es ist bestimmt nicht leicht, ein Unternehmen erfolgreich zu führen, ganz besonders, wenn es sich um ein großes Unternehmen handelt. Deshalb ist die Aufgabe eines Managers nicht so leicht, wie sich das manche vorstel-len.

Immer wieder müssen Entscheidungen getroffen werden. Natürlich ist der Manager von der Richtigkeit seiner Entscheidung überzeugt. Er weiß aber auch, dass seine Entscheidung falsch sein kann, und der angestrebte Erfolg dann ausbleibt. Oft geht es um Millionenbeträge, manchmal sogar um Milliarden. Das ist ein ganz schönes Risiko, das der Manager da eingeht.

Verständlich, dass da niemand Kopf und Kragen riskieren will. Das muss auch nicht sein; denn es gibt Versicherungen, die im Falle eines Miss-erfolgs für den Manager einspringen. Dass Manager eine solche Versicherung für sich abschließen, ist verständlich. Schließlich springt ja auch niemand ohne Fallschirm aus dem Flugzeug. Und doch stimmt etwas nicht.

In so gut wie allen Fällen zahlt nicht der Manager die Versicherungs-prämien, sondern das Unternehmen, für das er arbeitet. Ist daran etwas falsch? Auf den ersten Blick nicht, auf den zweiten aber doch.

Der Manager lässt sich subventionieren. Er zahlt nicht selbst, er lässt andere zahlen, genau genommen alle Mitarbeiter des Unternehmens. Die müssen nun ja auch noch die Versicherungsprämien für ihren Manager erwirtschaften und nicht nur den Gewinn, der für Investitionen und die Dividende der Eigentümer gebraucht wird.

Hier wird der Unterschied zwischen Manager und Unternehmer klar. Der Unternehmer haftet mit allem, was er hat. Gegen den Verlust seines Unternehmens kann er sich nur durch seine Tüchtigkeit und die seiner Mitarbeiter versichern. Da gibt es keine Versicherung.

Ungereimtheiten

Der oder das BIP? Was ist richtig? Beides. Der BIP ist das lustige Michelin-Maskottchen,das Millionen Autofahrer seit einigen Jahrzehnten auf Straßen und Autobahnen begleitet. Das BIP ist die Abkürzung für ein Wortungetüm: BruttoInlandsProdukt. Was es damit auf sich hat?

Das BIP sagt uns, was ein Land in einer bestimmten Zeit, meist ist das ein Jahr, produziert hat. Das BIP nennt nicht die Produkte selbst, sondern den Wert, den sie darstellen. So erfahren wir, ob ein Land tüchtig und erfolgreich war oder nicht. Ist das neue BIP höher als das letzte, dann freuen sich alle über den Erfolg.

Nun hat die Sache mit dem BIP aber einen Haken. Irgendwie stimmt da etwas nicht. Vier Beispiele zeigen uns, was da falsch läuft.

1) Vor einigen Jahren hat ein Wirbelsturm ganz New Orleans zerstört. Die Wiederaufbauarbeiten steigerten das BIP der USA um einige Milliarden. Die vorhergegangenen Verluste wurden nicht in Rechnung gestellt.

2) Werden wegen steigendere Kriminalität mehr Polizisten und Gefängniswärter eingestellt, steigern deren Gehälter das BIP. Die Schäden, die die Kriminalität verursacht, werden nicht berücksichtigt.

3) Havariert ein Öltanker und das Öl läuft aus, dann tragen die Reinigungskosten zur Steigerung des BIP bei. Die Umweltkatastrophe wird nicht zur Kenntnis genommen.

4) Selbst die Staus, in denen Millionen Autofahrer täglich stecken, sind für das BIP vorteilhaft; denn der Tankstellenumsatz steigt durch den unsinnigen Mehrverbrauch von Kraftstoff.

Wenn das keine Ungereimtheiten sind! Ist es Dummheit, die uns solchen Unsinn auftischt? Selbst wenn es nur Nachlässigkeit ist, wäre es schlimm genug. Dahinter steckt im Grunde genommen wohl nichts anderes als der unbedingte und zwanghafte Wunsch nach materiellem Erfolg. Der macht offensichtlich blind für die Wirklichkeit.

Das Ergebnis: Was als Erfolg glitzert und glänzt, ist nichts anderes als Talmi. Wir betrügen uns selbst.

Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Forschern, an der Spitze der Nobelpreisträger Stiglitz, die dabei sind, dem faulen Zauber ein Ende zu bereiten. Ob sie uns wirklich zur Vernunft bringen. Zweifel sind angebracht. (Grundlage meiner Betrachtung ist ein Beitrag aus der FAZ, Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 28. September dieses Jahres.)

Dienstag, November 10, 2009

Nur ein paar Bäume. Oder: sie lernen es nicht.

Wie unverfroren unsere Politiker sind, wie weit sie sich von den Menschen entfernt haben, deren Interessen sie zu vertreten vorgeben, zeigt ein aktuelles Beispiel aus Hamburg. (Bericht: Hamburger Abendblatt, 10. 09.2009.)

Da steht ein Buchenwäldchen von 500 Bäumen. 130 davon sollen für den Bau ökologisch anspruchsvoller Mietshäuser mit 55 Wohnungen zu Kaltmieten von unter 9 Euro pro Quadratmeter gefällt werden.

Die Bürger sind dagegen und haben das mit einem Bürgerentscheid klar gemacht. Damit sollte die Sache eigentlich vom Tisch sein. Ist sie aber nicht; denn die Bezirksverwaltung wird den Bürgerentscheid (voraussichtlich?) beanstanden. Und das geht so:

Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts kann die Zulässigkeit eines solchen Bürgerentscheids nur aus formalen Gründen abgelehnt werden, und die gibt es.

Es gab vor dem Bürgerentscheid bereits einen positiven Bauvorbescheid, der nach Fristablauf automatisch zu einer Baugenehmigung geworden ist. Das wurde den Bürgern verschwiegen. Und so war die Durchführung eines Bürgerentscheids von vornherein sinnlos. Damit haben wir den formalen Grund, auf den die Bezirksverwaltung pocht.

Das ist aber noch nicht der ganze Skandal; denn alles spricht dafür, dass sich die Sache wie folgt entwickelt: Die Bezirksversammlung könnte die Beanstandung übernehmen und damit den Bürgerbescheid in den Papierkorb werfen. Das wird sie aber wohl nicht tun, weil das die Altonaer GAL bei ihren Anhängern in Schwierigkeiten bringen würde. Schließlich hat sich die GAL immer für mehr Elemente von direkter Demokratie ausgesprochen.

Das nächste Kapitel des Skandals: Die Bezirksversammlung wird wohl die letzte Entscheidung dem Senat zuspielen und der kann dann anstelle der Bezirksversammlung den Bürgerentscheid null und nichtig machen. Es ist anzunehmen, dass er das auch tut. Dann wäre der Bürgerentscheid für die Katz und die 130.000 EURO, die er gekostet hat, auch. Im übrigen ist das nur ein Fall von vielen in Hamburg.

Wie gesagt: Die Baugenehmigung lag vor Beginn des Bürgerbegehrens vor, was die Bezirksverammlung verschwiegen hat. Trickreich? Das wäre geschmeichelt. Es ist perfide und zeigt, wie weit sich die Parteien - in diesem Fall die GAL - von den Bürgern entfernt hat.

Und dann werfen sie ihren Wählern Politikverdrossenheit vor und bejammern die geringe Wahlbeteiligung. Sie wollen nicht wissen, sie nehmen nicht zur Kenntnis, dass die Wähler keineswegs politikverdro-ssen sind. Es handelt sich um Parteienverdrossenheit.

Terroristen sammeln Brotkrümel

Es ist zu befürchten, dass Terroristen in Zukunft Brotkrümel einsetzen, um Industrieanlagen stillzulegen, die Stromversorgung zu unterbrechen und möglicherweise sogar Atomkraftwerke anzugreifen. Es würde nicht wundern, wenn Al Qaida von seinen Anhängern überall Brotkrümel sammeln und für Einsätze horten lässt.

Hintergrund dieser Vermutung ist die Tatsache, dass ein Vogel über CERN, dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt, einen Brotkrümel fallen ließ und damit einen Kurzschluss auslöste. (Das Hamburger Abendblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 10. November dieses Jahres darüber.)

Bei näherem Nachdenken ist nicht einmal von der Hand zu weisen, dass der Transformatorenbrand im AK Krümmel durch einen Brotkrümmel, pardon, Krümel ausgelöst wurde. Ob da Al Qaida schon die Hand im Spiel hatte?

Mittwoch, November 04, 2009

Alle erfinden sich neu. Wirklich?

Ich erfinde mich neu, du erfindest dich neu, er sie es erfindet sich neu.
Was für ein Unsinn! Wir alle kommen ungefragt zur Welt, wurden nicht erfunden, sondern gezeugt, und sollen uns jetzt erfinden, neu erfinden?

Gemeint ist, dass wir uns neu orientieren , dass wir neue Wege suchen sollen. Das hat mit erfinden nichts zu tun, sondern mit Intelligenz und mit dem Willen, erfolgreich zu sein.

Es ist wieder einmal so wie mit der Technik, die zur Technologie hochgejubelt wurde: Die kleine Münze zählt nicht mehr, obgleich ein EURO immer noch 100 Cent braucht, um ein EURO zu werden.

Wie wäre es mit etwas mehr Bescheidenheit?

Montag, November 02, 2009

Für dumm verkauft

18. 07. 2009

Dies ist eine Geschichte aus dem Alltag. Sie erscheint so nebensächlich, dass man sie nach den ersten zwei, drei Zeilen am liebsten zur Seite legen würde. Eine geradezu lächerliche Kleinigkeit, möchte man sagen und : worüber die Leute sich heutzutage aufregen.

Tatsächlich geht es hier um etwas sehr Wichtiges. Es geht um Ehrlichkeit und Unehrlichkeit, um offenbar absichtsvolle Dummheit, und es geht um Millionen von EURO, wenn man die Cent, um die es im Einzelnen geht, zusammenzählt. Ein kleines großes Thema also.

Zu den vielen Produkten, die die Weltfirma Procter & Gamble anbietet, gehört auch der Hygieneartikel Alldays. Inhalt der Packung: 60 Stck. So war es bis ins Frühjahr 2009. Ab April waren es nur noch 56 Stck. Die Verpackung hatte sich weder im Format noch im Aussehen geändert. Auch der Preis war wie bisher. Scheinbar war alles wie gehabt. Aber das war es eben nicht. Procter & Gamble hatte den Preis sozusagen unsichtbar um 6,6 % erhöht.

Nun sind Preiserhöhungen nicht unbedingt etwas Verwerfliches. Es gibt die verschiedensten Gründe für eine Preiserhöhung. Es muss nicht immer Profitgier sein. Wenn ein Unternehmen für seine Einkäufe mehr bezahlen muss, dann ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem es seine Preise anheben muss. Darüber freut sich niemand, aber die Sache ist in Ordnung

Nicht in Ordnung ist es aber, wenn eine (vielleicht notwendige) Preiserhöhung versteckt wird, wenn gemogelt, im Grund betrogen wird, die Kunden hinters Licht geführt werden. Genau das hatte Procter & Gamble getan.

Darüber ärgerte sich eine Kundin und schrieb an Procter & Gamble. Sie nahm kein Blatt vor den Mund und nannte die Dinge beim Namen und fragte: „Für wie dumm halten Sie uns Verbraucher?“

Die Antwort von Procter & Gamble vom 28. April 2009 ist so lesenswert, dass sie ungekürzt wiedergegeben werden muss. Sie geht auf die versteckte Preiserhöhung mit keinem Wort ein.

„Als Hersteller geben wir unseren Handelspartnern unverbindliche Preisempfehlungen, aber in Deutschland gibt es keine Preisbindung. Jeder Händler kalkuliert seine Preise selbst. Es lohnt sich also, Preise zu vergleichen. (Das war nicht das Thema.)

Wir achten darauf, so effizient wie möglich zu arbeiten, um unnötige Kosten zu vermeiden. Zusätzlich versuchen wir grundsätzlich auf Preiserhöhungen zu verzichten, um auf den umkämpften Märkten attraktive Preise anbieten zu können. (Auch das war nicht das Thema.)

Folglich erhöhen wir unsere Preise nur, wenn es absolut nötig ist, z.B. um uns an gestiegene Rohstoffpreise oder erhöhte Transportkosten anzupassen. Damit gehen wir verantwortungsvoll um und prüfen jede Preiserhöhung sehr sorgfältig. (Wieder am Thema vorbei. Es geht ja um das Verstecken einer Preiserhöhung.)

Haben Sie weitere Fragen? Dann zögern Sie bitte nicht, uns anzurufen. Sie erreichen uns gebührenfrei unter unserer Rufnummer 00800 272 86 483 von montags bis freitags zwischen 9 und 17 Uhr. *(Nein, keine weiteren Fragen, nur die alte: Warum verstecken Sie eine Preiserhöhung?)

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag!“

* Unter der gebührenfreien Nummer meldet sich der BRAUN Verbraucherservice, der mit Alldays kaum etwas zu tun haben wird..

Am 11. Mai wendet sich die Kundin erneut an Procter & Gamble und schreibt: „…Auf dieses von mir angesprochene Verhalten sind Sie mit Ihrem Schreiben vom 2. April 2009 mit keinem Wort eingegangen.

Sie haben einfach in Ihren Textbaukasten gegriffen und mir mit den ersten drei Absätzen Selbstverständlichkeien mitgeteilt, nach denen ich nicht gefragt hatte…“

Da Procter & Gamble nicht antwortet, erinnert die Kundin am 8. Juni an die erbetene Stellungnahme.

Einen Monat später, am 3. Juli, schreibt Procter & Gamble:

Zu Ihrer Frage können wir Ihnen sagen, das für unsere Produkte keine Preisbindung besteht, d.h. der Handel kann die Preise frei kalkulieren. So haben Sie als Endverbraucher die Möglichkeit, das gewünschte Produkt dort zu kaufen, wo es am günstigsten angeboten wird.

Wir hoffen, unsere Ausführungen konnten zu einem besseren Verständnis beitragen und verbleiben

Haben Sie noch weitere Fragen? Dann zögern Sie bitte nicht uns anzurufen. Sie erreichen unsere gebührenfreie Infoline 00800 27286463 montags bis freitags von 09.00 bis 17.00 Uhr.

Wir wünschen Ihnen einen schönen Tag!“

Dieser vorerst letzte Procter & Gamble Brief wurde in Neuseeland aufgegeben. Ja,

P & G ist ein weltweites Unternehmen. Seine Dummheit und seine Unverfrorenheit im Umgang mit seinen Kunden dürfte allerdings auch grenzenlos sein.

Sonntag, November 01, 2009

Pastors Kinder, Müllers Vieh, geraten selten oder nie

Die neue alte Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zusammen mit ihren neuen Spielgefährten der beste Beweis.

Da hat man vor der Bundestagswahl das Blaue vom Himmel herunter versprochen - entsprechend grau ist der Himmel heute - kein Wunder.

Die Herren Westerwelle und Seehofer blasen die Backen auf: Die angekündigten Steuersenkungen kommen auf jeden Fall. Versprochen ist versprochen. Oder doch vielleicht gebrochen?

Die beiden Jungs verschweigen, dass alles und jedes unter einem Finanzierungsvorbehalt steht. Wenn kein Geld da ist, soll es auch nicht ausgegeben werden. So steht es im Koalitionsvertrag, sagt man.

Die Jungs und ihre Angela werden schon im richtigen Augenblick die richtigen Entschuldigungen finden. Warum lassen sich so viele von uns hereinlegen?

Die Dame will die Kanzlerin aller Deutschen sein? Dann sollte sie ihren Parteivorsitz der CDU sofort aufgeben. Dann müsste sie sich nicht dauernd zwischen ihrer Partei und uns entscheiden. Dann könnte man anfangen, ihr zu glauben. Aber so? Sie macht uns was vor, und viele, zu viele, fallen darauf rein.

Sonst noch was? Nein danke. Für heute reicht es .