Sonntag, November 27, 2011

Hört endlich auf!

Die drei führenden Ratingagenturen stufen ein Land nach dem anderen erbarmungslos in den Ruin hinab. Belgien, Ungarn usw. usw.

Soll damit Schluss sein? Nein, ich finde nicht – bei allen Zweifeln, bei aller Unseriosität und Bestechlichkeit dieser Agenturen – nein, sie sollten damit nicht Schluss machen. Sie würden damit nur den katastrophalen Fehler wiederholen, den sie bei der Beurteilung von Lehman Brothers und den US-Immobilien gemacht haben.

Schluss machen müssen andere. Schluss machen müssen die Scheinheiligen wie Deutschland, das einen Schuldenstand von über 80 % des Bruttoinlandsprodukts hat, obgleich nur 60 % erlaubt sind. Darüber wird kein Wort verloren.

Schluss machen müssen die Länder, die über ihre Verhältnisse leben. Und das sind so gut wie alle. Von den USA, die mit den Fingern auf uns zeigen, will ich hier nicht reden.

Der deutsche Bundestag hat für 2012 einen Etat von 306 Milliarden € genehmigt, davon 26 Milliarden € neue Schulden; er war nicht fähig, einen Etat von 280 Milliarden € ohne neue Schulden durchzusetzen. Er wollte das wohl auch nicht.

Belgien nimmt neue Kredite für 5,8 Prozent auf und weiß nicht, wie es diese Kredite und die alten zurückzahlen soll. Warum nimmt Belgien neue Kredite auf und spart nicht? Belgien wäre dann zahlungsunfähig, bankrott? Das ist es doch schon.

Ungarn ist Ramsch, zwar nicht in der EURO-Zone, aber Ramsch. Hat ebenfalls über die Verhältnisse gelebt.

Und dann streiten sich Herr Barroso, Frankreich, Italien und Deutschland, ob Euro-Bonds eingeführt werden sollen – Schuldverschreibungen für alle EURO-Länder, egal wie sie wirtschaften. Und um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Sarcozy und Monti wollen verhindern, dass private Gläubiger sich am „dauerhaften EURO-Rettungsfonds beteiligen.

Eine neue Finte, eine neue Lüge. Mit privat meinen sie die Banken ihrer Länder, nicht die Steuerzahler, nicht dich und mich. Aber sind wir nicht privat?

Das Beste zum Schluss: „Nein zu Euro-Bonds, nein zum massenhaften Gelddrucken: Mit ihrem kompromisslosen Kurs in der Schuldenkrise bringt die Kanzlerin Merkel die europäischen Nachbarn gegen sich auf. Schon ist von einer neuen Deutschenfeindlichkeit die Rede.“ (SPIEGEL ONLINE 25. 11. 2011) „Eine neue Welle von Deutschenfeindlichkeit in Europa?“ fragt „Le Monde“ auf ihrer heutigen Titelseite. Das wäre schade.

Hört auf, mit dem Geld um euch zu werfen, das euch nicht gehört! Wir haben euch nicht um unsere kleinen Vorteile gebeten; ihr habt sie uns aufgedrängt (in der Hoffnung, wir würden unsere vermeintlichen Wohltäter wieder wählen, an ihrer Macht halten – zu ihrem und nicht zu unserem Vorteil). Aber das zu erkennen, dazu waren wir zu dumm. Es ist zu befürchten, dass wir nicht klüger werden.

Nein, nein und nochmals nein! Die Welt soll nicht am deutschen Wesen genesen. Wir wollen uns nur nach den Mamas und Papas richten, die sorgsam mit ihrem Geld umgehen – so wenig es sein mag – die nicht mehr ausgeben als sie haben und noch etwas zurücklegen für schlechte Tage und für die Zukunft ihrer Kinder.

Ist das so schwierig zu begreifen?

25. 11. 2011

Donnerstag, November 24, 2011

Was heißt eigentlich komplex?

Unsere Welt sei komplexer geworden, komplizierter und stelle höhrer Ansprüche an uns. Ist das wirklich wahr? Und was bedeutet das für uns? Müssen wir mehr lernen und mehr können? Machen wir uns einfach mal auf die Suche.

Fangen wir mit dem Schreiben an. Lange vor unserer Zeit schrfieb man mit dem Federkiel. Dann kam die Schreibfeder. Auch sie musste man wie den Federkiiel in ein Tintenfass tauchen. Das war alles noch sehr einfach, und doch gab es schon einen Unterschied. Einen Federkiel konnte man sich noch selbst zurechtschneiden. Eine Schreibfeder konnte man nicht selbst herstellen, die musste man kaufen. Daraus ergab sich schon eine gewisse Abhängigkeit. Vielleicht ist das der Anfang der Komplexität, die Abhängigkeit.

Den Füllfederhalter und den Kugelschreiber überspringen wir mal. Auch mit der Schreibmaschine – erst mechanisch, dann elektrisch – wollen wir uns nicht länger aufhalten. Aber die Entwicklung zur sogenannten Komplexität schlich voran.

Bei einer Schreibmaschine konnte man zur Not noch Kleinigkeiten selbst in Ordnung bringen. Und wenn ein Spezialist notwendig wurde, dann war das, was er tat, noch verständlich. Das war dann mit dem Computer vorbei. Solange der funktioniert, ist er für die meisten von uns nichts anderes als eine zeitgemäße Schreibmaschine. Wenn er nicht funktioniert, sind wir aufgeschmissen. Wir brauchen einen Spezialisten. Der feine Unterschied: Was er macht, wie er es macht und warum so und nicht anders – das verstehen wir nicht. Unsere Abhängigkeit ist größer geworden. In finsteren Augenblicken fragen wir uns, ob der Fortschritt, von dem immer gesprochen wird, in Wirklichkeit nichts anderes ist als eine zunehmen-de Abhängigkeit.

Unsere Unfähigkeit, selbst etwas zu tun, die Tatsache, dass wir immer öfter in immer mehr Bereichen Hilfe in Anspruch nehmen müssen, empfinden wir zunächst möglicherweise als Nachteil. Aber ist dadurch nicht ein fast unüberschaubare Zahl von neuen Berufen entstanden? Klar, auch das ist Komplexität. Vorteil, Nachteil –
das muss noch offen bleiben.

Wenn wir, ganz ohne Zorn, zurückschauen, ist nicht viel Neues hinzugekommen, es ist auch viel Altes verchwunden. Wir haben viel verlernt, und uns ist so manche Fähigkeit abhanden gekommen, die wir hier und da, hin und wieder, bereits vermissen.
Der Stellmacher und der Böttcher, nur zwei Beispiele, sind ausgestorbene Berufe. Kaum jemand weiß, was sie machten. Der eine baute (Pferde)wagen von der Deichsel bis zu den Rädern, der andere fertigte Fässer an. So gut wie niemand braucht heute noch aus Holz gefertigte Fässer, ich fürchte, nicht mal für die Spreewälder Gurken werden sie noch gebraucht. Selbst bei den Winzern haben Stahltanks das Holzfass in großem Umfang verdrängt – und damit auch die Böttcher.

Das Einfache geht, die undurchdringliche Komplexität kommt, das heißt: sie ist schon da. Wie komplex unser Leben geworden ist, zeigt folgendes Beispiel.: Unter Friedrich dem Großen genügten 500 Staatsdiener für 5 Millionen Preußische Bürger. Auf jeden Staatsdiener kamen also 10.000 Bürger. Wäre es bei diesem Verhältnis geblieben, hätten wir heute sage und schreibe nur 8.000 Staatsdiener in der Bundesrepublik. Tatsächlich sind rund 4,6 Millionen Menschen im Öffentlichen Dienst beschäftigt – rund 1.700 Bundesbürger kommen auf einen Staatsdiener. Was machen die eigentlich, die Staatsdiener? Sie tragen zur Komplexität unseres Lebens bei. Sie verwalten die Verwaltung, die die Verwaltung jedes einzelnen Bürgers verwaltet. Ach du großer Fritz, was für ein Aufwand!

Frage: Geht es auch einfacher? Vielleicht ist hier auch über den interantionalen Finanzmarktwahnsinn zu reden, über die Scheinwirtschatt, die alles zu ruinieren droht. Scheinwirtschaft im doppelten Sinn des Wortes.

Dienstag, November 22, 2011

Halten Sie doch mal den Mund!

Die Merkel sagt was, der Schäuble auch. Der Sarkozi, der Papandreou, der Barroso, der Obamak und alle die zig tausend anderen auch. Sie reden alle durcheinander. Kein Wunder, dass kein Mensch sie versteht. Dazu kommt noch, dass nicht jeder eine andere Meinung hat. Viel schlimmer ist, dass die meisten ihre Meinung fast stündlich ändern. Entsprechend groß ist die Verwirrung. Und noch größer ist der Verdruss, ist die Verzweiflung, die dann so billig als Politikverdrossenheit gehandelt wird.

Weil die Damen und Herren der Politik – das gilt auch für die vielen Herren und wenigen Damen in der Wirtschaft – den Mund nun mal nicht halten können, sollte man ihnen mal den Mund verbieten.

Wie wäre es, wenn Presse und Fernsehen nur eine Woche lang sich weigerten, auch nur ein einziges Politwort zu veröffentlichen? Erleichterung ist zu vermuten, Entzugserscheinungen sind nicht zu befürchten, allenfalls bei den Politikern und Managern. Ein paar absichtsvoll leere Seiten in den Zeitungen und einige Minuten schwarzer Bildschirm würden vielleicht nicht Wunder wirken, aber nachdenklich machen.

Wenn dann nach einer Woche das Geplapper wieder anfängt, wird sich das Volk die Augen reiben und sagen: ‚“’Das hatten wir doch schon, bitte nicht schon wieder!“ Ach, wie träumt es sich so schön.

Wie wäre es mit einer Seite in unserer Zeitung, auf der nur stünde: „Unsere Politiker hatten auch in der letzten Woche nichts zu sagen. Deshalb bleibt diese Seite leer.“ 21. 11. 2011

Die deutsche Scheinheiligkeit

Frau Merkel und damit Deutschland liest den anderen Nationen die Leviten. Die sollen gefälligst anständig wirtschaften, nicht so viele Schulden machen, ihre Schuldegebirge planieren usw. usw. Und wer das nicht postwendend macht, soll bestraft werden. Na, prima!

Frau Merkel sollte nicht so angeben. Sie sollte nicht so unverschämt lügen. 60 % und kein Prozent mehr vom Bruttoinlandsprodukt sollte die Gesamtverschuldung einer Nation betragen. Und was haben wir zurzeit? Über 80 %. Also bitte: Mund halten und sparen! Und anderen nicht die eigenen Sünden vorwerfen. Für den Bundeshaushalt 2012 – von der regierenden Koalition jetzt gerade genehmigt – sind 26,4 Milliarden Neuverschuldung vorgesehen. Presse und Fernsehen geben sich noch dafür her zu betonen, dass das rund eine Milliarde weniger seien als von Herrn Schäuble vorgesehen. Die sollten sich genau so schämen wie die Schuldenmacher selbst! 21. 11. 2011

Experten

Experten gibt es wie Sand am Meer. Wir finden sie überall. Verständlich, dass es da auch Bonitätsexperten gibt. Das sind die führenden internationalen Rating-Agenturen Standard & Poors, Moody’s und Fitch.

Diese Bonitätsexperten stellen fest, ob ein Unternehmen oder ein Staat seinen finanziellen Verpflichtungen pünktlich nachkommen kann. Ist damit zu rechnen, dass die Kredite rechzeitig getilgt werden?

Da haben die Experten so eine Art Zeugnisnoten entwickelt. Die reichen von „ja, ja, ja“ über „ja, ja“, „ja“ und „vielleicht“ bis „nee“ – von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ und „ungenügend“.

Gut und schön, wären da nicht ein paar Schönheitsfehler. Erstens: Die Rating-Agenturen haben sich selbst zu Experten ernannt. Zweitens: Nach welchen Regeln sie urteilen, bleibt im Dunkeln; es ist nicht einzusehen, weshalb die USA trotz ihrer Überschuldung immer noch die Bestnote erhalten, andere ähnlich schwache Kandidaten aber im Keller landen. Drittens: Die Bestechlichkeit. Die Rating-Agenturen lassen sich – was ihr Firmengeschäft angeht – von den Unternehmen bezahlen, die sie bewerten. Viertens: Auf ihre Urteile ist kein Verlass; die Junk-, sprich Schrott-Papiere des US-Immobilienmarkts wurden hervorragend bewertet, Lehman Brothers bekam noch am Tag vor der Pleite die Bestbenotung.

Fazit: Die Rating-Agenturen geben ihr Bestes, um uns alle noch tiefer in Schwierigkeiten zu bringen. Den Bettel zahlen zum Schluss sowieso wir, die sogenannten kleinen Leute. (Die reichen Griechen haben ihr Geld ins Ausland gebracht, die italienische „Casta“ bedient sich mit beiden Händen bei den wenigen Steuerzahlern, und woanders sieht es vermutlich nicht viel anderns aus.

Aber das ist nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte: So gut wie alle Staaten haben über ihre Verhältnisse gelebt. Sie haben Schuldenberge angehäuft, dass einem schwindlig wird. Die meisten Schulden wurden und werden für unnötige Sachen gemacht. Um was es sich handelt, kann hier jeder selbst auflisten, und jede Liste wird lang werden. Von der beherzten Selbstbedienung der Staatsdiener soll gar nicht erst die Rede sein.

In diesem Punkt haben die Rating-Agenturen recht: Nicht sie haben die schlechten Noten der verschiedenen Staaten verursacht. Die Schulden haben die Staaten selbst gemacht. Darüber reden die natürlich nicht, sondern zeigen mit den Fingern auf die Rating-Agenturen. Und die – nicht faul – erteilen schlechte Noten.

Ein Teufelskreis? Ein Irrenhaus! Vielleicht sollten wir die Sache selbst in die Hand nehmen, jeder für sich. Die Experten zum Teufel jagen und die eigenen Dinge selbst in Ordnung bringen: etwas weniger verschwenden, ein wenig mehr sparen, ein wenig mehr geben und etwas weniger verlangen. Das werden wir doch wohl noch schaffen.
Es müssen ja nicht gleich die Zehn Gebote sein. Es genügt, wenn wir uns im Zwei-felsfall an die Lebensregel einer Oma erinnern: „Das gehört sich nicht.“

Was sich nicht gehört, müssen wir allerdings selbst herausfinden. Vielleicht liegt darin das Problem. 21. 11. 2011