Donnerstag, November 24, 2011

Was heißt eigentlich komplex?

Unsere Welt sei komplexer geworden, komplizierter und stelle höhrer Ansprüche an uns. Ist das wirklich wahr? Und was bedeutet das für uns? Müssen wir mehr lernen und mehr können? Machen wir uns einfach mal auf die Suche.

Fangen wir mit dem Schreiben an. Lange vor unserer Zeit schrfieb man mit dem Federkiel. Dann kam die Schreibfeder. Auch sie musste man wie den Federkiiel in ein Tintenfass tauchen. Das war alles noch sehr einfach, und doch gab es schon einen Unterschied. Einen Federkiel konnte man sich noch selbst zurechtschneiden. Eine Schreibfeder konnte man nicht selbst herstellen, die musste man kaufen. Daraus ergab sich schon eine gewisse Abhängigkeit. Vielleicht ist das der Anfang der Komplexität, die Abhängigkeit.

Den Füllfederhalter und den Kugelschreiber überspringen wir mal. Auch mit der Schreibmaschine – erst mechanisch, dann elektrisch – wollen wir uns nicht länger aufhalten. Aber die Entwicklung zur sogenannten Komplexität schlich voran.

Bei einer Schreibmaschine konnte man zur Not noch Kleinigkeiten selbst in Ordnung bringen. Und wenn ein Spezialist notwendig wurde, dann war das, was er tat, noch verständlich. Das war dann mit dem Computer vorbei. Solange der funktioniert, ist er für die meisten von uns nichts anderes als eine zeitgemäße Schreibmaschine. Wenn er nicht funktioniert, sind wir aufgeschmissen. Wir brauchen einen Spezialisten. Der feine Unterschied: Was er macht, wie er es macht und warum so und nicht anders – das verstehen wir nicht. Unsere Abhängigkeit ist größer geworden. In finsteren Augenblicken fragen wir uns, ob der Fortschritt, von dem immer gesprochen wird, in Wirklichkeit nichts anderes ist als eine zunehmen-de Abhängigkeit.

Unsere Unfähigkeit, selbst etwas zu tun, die Tatsache, dass wir immer öfter in immer mehr Bereichen Hilfe in Anspruch nehmen müssen, empfinden wir zunächst möglicherweise als Nachteil. Aber ist dadurch nicht ein fast unüberschaubare Zahl von neuen Berufen entstanden? Klar, auch das ist Komplexität. Vorteil, Nachteil –
das muss noch offen bleiben.

Wenn wir, ganz ohne Zorn, zurückschauen, ist nicht viel Neues hinzugekommen, es ist auch viel Altes verchwunden. Wir haben viel verlernt, und uns ist so manche Fähigkeit abhanden gekommen, die wir hier und da, hin und wieder, bereits vermissen.
Der Stellmacher und der Böttcher, nur zwei Beispiele, sind ausgestorbene Berufe. Kaum jemand weiß, was sie machten. Der eine baute (Pferde)wagen von der Deichsel bis zu den Rädern, der andere fertigte Fässer an. So gut wie niemand braucht heute noch aus Holz gefertigte Fässer, ich fürchte, nicht mal für die Spreewälder Gurken werden sie noch gebraucht. Selbst bei den Winzern haben Stahltanks das Holzfass in großem Umfang verdrängt – und damit auch die Böttcher.

Das Einfache geht, die undurchdringliche Komplexität kommt, das heißt: sie ist schon da. Wie komplex unser Leben geworden ist, zeigt folgendes Beispiel.: Unter Friedrich dem Großen genügten 500 Staatsdiener für 5 Millionen Preußische Bürger. Auf jeden Staatsdiener kamen also 10.000 Bürger. Wäre es bei diesem Verhältnis geblieben, hätten wir heute sage und schreibe nur 8.000 Staatsdiener in der Bundesrepublik. Tatsächlich sind rund 4,6 Millionen Menschen im Öffentlichen Dienst beschäftigt – rund 1.700 Bundesbürger kommen auf einen Staatsdiener. Was machen die eigentlich, die Staatsdiener? Sie tragen zur Komplexität unseres Lebens bei. Sie verwalten die Verwaltung, die die Verwaltung jedes einzelnen Bürgers verwaltet. Ach du großer Fritz, was für ein Aufwand!

Frage: Geht es auch einfacher? Vielleicht ist hier auch über den interantionalen Finanzmarktwahnsinn zu reden, über die Scheinwirtschatt, die alles zu ruinieren droht. Scheinwirtschaft im doppelten Sinn des Wortes.