Unschuldsengel Bundesrepublik
Jeder weiß es, alle sind empört.
Wie anders unsere Republik. Wir achteten immer auf die Einhaltung aller Gesetze. Da konnten wir uns auf unsere Politiker und unsere Justiz felsenfest verlassen. Gab es mal eine Unregelmässigkeit, und die kommt im besten demokratischen Staat vor, dann wurde schnell für Ordnung gesorgt. Schließlich ist unsere Republik ein Rechtsstaat und nicht so, wie die DDR war. Wirklich?
In den Jahren 1955 bis 1968 wurden in unserer Republik 100 Millionen Poststücke, die aus der DDR kamen, kontrolliert. Dokumente wurden nicht nur gelesen, Sendungen wurden auch beschlagnahmt, verschwanden und erreichten nie ihre eigentlichen Empfänger. Darüber wurde Buch geführt.
Daraus wird noch heute ein Geheimnis gemacht. Bei seinen Recherchen im ehema-ligen Postministerium fand der Freiburger Historiker Prof. Dr. Josef Foschepoth eine riesige Lücke. „
War das rechtens? Nein, natürlich nicht. Es war Unrecht. Ein bisschen Unrecht im Rechtsstaat. Ist es rechtens, Akten beiseite zu schaffen, sie nicht zugänglich zu machen, wenn das Gesetz vorschreibt, dass sie nach 30 Jahren zugänglich gemacht werden müssen? Nein, natürlich nicht.
Was ist zu tun? Wir haben zwei Möglichkeiten. Wir sagen, das kommt in den besten Familien vor und ist ja auch schon lange her und gehen zur Tagesordnung über.
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