Montag, Januar 02, 2017
Charakter als Eigenschaft eines Menschen wird so gut wie
überall sehr blumig beschrieben. Es ist ja auch wirklich nicht ganz einfach zu
sagen, was Charakter ist. Hier der Versuch einer einfachen Erklärung: Charakter
ist Rückgrat zeigen, ist sich zur eigenen Ansicht, zum eigenen Standpunkt
bekennen – trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Nachteile, die damit
verbunden sein könnten. Ein ziemliches Problem also. So gesehen, braucht es
Mut, Charakter zu zeigen. An diesem Mut fehlt es oft. Trotzdem ist es falsch,
sich über diese Mutlosigkeit herzumachen als würde es einem selbst nicht an Mut
fehlen, Farbe zu bekennen und seinen Standpunkt mit allen Konsequenzen
vertreten.
Und doch gibt es Unterschiede: Je höher die Position,
desto geringer die Neigung, Charakter zu zeigen. Eigentlich unverständlich,
worüber noch zu sprechen sein wird, aber in Wirtschaft, vor allem in der
Politik, gang und gäbe.
Wenn Gesundheitsminister, Landwirtschaftsminister,
Arbeitsministerinnen, Verkehrsminister sich beklagen, sie hätten viel mehr
gewollt, es sei ihnen aber nicht gelungen. Ministerkollegen, Parteien, die
Richtlinienkompetenz der Bundeskanzlerin usw. hätten es nicht erlaubt, dann
fragt man sich, wo bleibt der Wille sich durchzusetzen, wo bleibt der Charakter? Jeder Minister, jede
Ministerin – um politisch korrekt zu sein – könnte auf den Tisch hauen: so und
nicht anders, keine faulen Kompromisse! Und wenn nicht? Dann bitte ab sofort
ohne mich. Sucht euch einen anderen , eine andere. Es geht auch ohne mich.
Damit wäre kein Risiko verbunden, jedenfalls kein
finanzielles. Wer da oben ist, hat ausgesorgt, lebt einem überreichlichen
Pensionärsdasein entgegen. Bleiben als Gründe für Mangel an Charakter die
sogenannte GroKo- und Parteidisziplin, Eitelkeit und der Glaube, man sei
unentbehrlich. Das allerdings hat sich auch in der Welt der Politik oft genug
als Trugschluss herausgestellt.
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