Freitag, Dezember 30, 2016
Beides ist manchmal kaum noch voneinander zu
unterscheiden. Zwei Asylbewerber, Vater und Sohn, haben in Naunheim,
Rheinland-Pfalz, ein Paket für Angela Merkel aufgegeben. Der Mitarbeiterin der
Postagentur kam das verdächtig vor, sie alarmierte die Polizei.
Die Polizei untersuchte das Paket. Der Inhalt war
harmlos: eine Skulptur, die der Vater gemacht hatte „als Dank dafür, dass wir
hier sein dürfen“. Vater und Sohn mussten die Skulptur wieder mitnehmen. Sie
möchten sie immer noch der Bundeskanzlerin schicken, wissen aber nicht, wie sie
das machen sollen. Hätte da nicht jemand helfen können, die Polizei vielleicht,
irgendeine andere Behörde oder die
Rhein-Zeitung, die darüber berichtet hatte? Frau Merkel hätte sich
gewiss gefreut.
Notieren wir die Geschichte unter Vorsicht. Der
Hintergrund aber ist die allgemeine hysterische Stimmung.
Mehr Videoüberwachung, am besten überall. Mehr Polizisten
sowieso. Mehr Misstrauen. Nicht zu vergessen: mehr Poller, damit Autos und
Lastwagen nicht mehr wie in Berlin durch Weihnachtsmärkte, Wochenmärkte und
andere Menschenansammlungen fahren können.
Eine tolle Idee. Nur leider weit hinter dem Stand der
Technik zurück. „Gefahr im Verzug“ schrieb DIE ZEIT Mitte Dezember: „Als
Weihnachtsgeschenk machen Drohnen Spaß, als Flugobjekt werden sie zum Schrecken
im Luftverkehr, als Waffen bedrohen sie die Sicherheit.“
Donnerwetter, ja: Wir brauchen Luftpoller. Dumm ist nur,
dass noch niemand sie erfunden hat. Die russischen und amerikanischen
Raketenabwehrsysteme wären rein theoretisch eine Lösung. Für Weihnachts- und
Wochenmärkte sind sie ein paar Nummern zu groß.
Auf dem überdüngten Acker der Hysterie blüht wirklich
jeder Unfug, einer der giftigsten von allen ist das Denunziantentum. Jeder
verdächtigt jeden. Aber das ist
vielleicht zu hysterisch gedacht. Nein, ist es nicht! Wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen.
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