Freitag, Dezember 30, 2016

TV--Giganten

Wenn in unserer eiligen Zeit eine Zeitschrift 70 wird, dann darf sie bei ihrem Geburtstag schon mal über die Stränge schlagen. Das gilt auch für  die HÖRZU.

Wenn das Geburtstagsblatt seine eigenen Regeln aufstellt, ist das in Ordnung. „Unsere größten Stars“, so schreibt das Blatt,  sind die HÖRZU-Stars, aber nicht unbedingt meine. Das sollten wir uns ins Gedächtnis rufen, natürlich jeder für sich, also ich an dieser Stelle für mich.

Habe ich überhaupt Stars? Stars sind dazu da, angehimmelt zu werden, das sagt schon das Wort. Das mit dem Anhimmeln habe ich nie fertig gebracht, und das Wort „TV-Giganten“ wäre mir nie eingefallen. Ich lebe da bis heute ein paar Etagen unter HÖRZU-Niveau. Deshalb wird mir nichts anderes übrig bleiben, als die HÖRZU-Gigantenliste für mich neu zu sortieren.

HÖRZU eröffnet ihre Starparade mit Iris Berben. Und wirklich: Sie dürfte die jüngste, verführerischste ältere Fernsehdame sein. Das Foto lässt keinen Zweifel daran. So gemein, wie ich das schreibe, meine ich es nicht. Wirklich nicht!

„Ist Iris wirklich super?“ fragte HÖRZU 1971. Doch, ja, sage ich. Aber eine TV-Gigantin? Nee, das finde ich nicht. Mir fällt zu ihr nichts ein. Aber das liegt an mir, nicht an ihr.

Curd Jürgens und Lilli Palmer, die sagen mir was. Rudi Carrell, Heinz Rühmann, ja, Senta Berger, heute noch auf Achse. Günther Jauch? Ach, lieber nicht. Romy Schneider, nicht die Sissi, sondern „die Schneider“. Bewundernswert. Das „Schätzchen“ Uschi Glas – eine TV-Gigantin? Peter Alexander? Den habe ich falsch eingeschätzt. Erinnerungen und Respekt für Kuhlenkampf, Joachim Fuchsberger, Harald Juhnke und Ingrid Steeger – Ehrhardt, Frankenfeld, Loriot – fabelhaft! Otto (Waalkes): nicht mein Fall. Aber Hochachtung davor, wie er sein Ding durchzieht.

Was das Internationale angeht, wird es bei HÖRZU etwas dünn. Ein bisschen Michael Douglas, Steven Spielberg, Cate Blanchett, Gérard Depardieu, Robert de Niro…

Habe ich etwas vermisst? Oh ja. Die Ponderosa. Dr. Kimble auf der Flucht. Peter Falk, Columbo. Die viel zu kurze US-Serie „Dünner Mann“ mit dem hinreissend unauflöslich zerstrittenen, stets besoffenen Ehepaar und seinem verrückten Terrier. Das Eiskalte Händchen. Das und noch ein paar mehr waren die  TV-Giganten, hinter denen ich her war, und denen ich gern wieder begegnen würde.

Zum Schluss wechselt die HÖRZU-Geburtstagsausgabe zu etwas Boden-ständigerem, das mir mehr sagt. Drei Seiten gehören dem Karikaturisten Marunde. Der macht sich über sich selbst und uns lustig und meint das auch noch ernst.

Und dann Kurt Ard, „Der König der Cover“. Dieser Mann zeigte uns, wie wir wirklich sind: Liebenswert bis zur Unerträglichkeit. Welch eine Verführung! Jedes seiner Titelbilder hatte ich ins Herz geschlossen. Da sind sie heute noch, zum Beispiel "Suchkind 312".