Samstag, Januar 28, 2017

Spitzfindigkeiten

Wir erwähnen das Haar in seiner Feinheit gern um auszudrücken, das etwas besonders fein ist – eben haarfein. Wenn wir sagen, dass etwas haargenau stimmt, dann meinen wir: daran ist nicht zu rütteln. Haargenau sagen wir auch, wenn Dinge perfekt zusammenpassen. Mit der Redewendung „um ein Haar“ geben wir zu verstehen, dass da etwas gerade noch mal gutgegangen ist, die Sache ganz schön knapp war.

Mit dem Haar in der Suppe meinen wir den Haken, der in einer Sache steckt. Wir sind froh und erleichtert, wenn wir das Haar gefunden haben und uns deshalb kein Nachteil entsteht. Und wir ärgern uns über die Menschen, die in jeder Suppe das berühmte Haar suchen.

Ebenso ärgerlich finden wir Haarspalterei, sprich Wortklauberei, Spitzfindigkeit. Damit kann man Menschen zum Wahnsinn treiben, ganz besonders diejenigen, die es mit der Sprache nicht so genau nehmen. Sie sind geneigt, Kritik am lockeren, oft auch dümmlichen Umgang mit der Sprache für spitzfindig zu halten, eben Wortklauberei. Tatsächlich werden Sprachkritiker immer wieder mal übers Ziel hinausschießen. Vielleicht auch hier?

Ist es spitzfindig zu bedauern, dass das kleine Wörtchen „behandeln“ immer häufiger durch „verhandeln“ verdrängt wird? War da nicht mal ein Unterschied?

Eine sprudelnde Quelle für Haarspalterei ist die Political Correctness, die aus Studenten Studierende macht. Warum? Weil der Student die Studentinnen nicht mitmeint? Hier führt sich die Spitzfindigkeit selbst an der Nase herum. Es heißt ja auch der Studierende. Wieder sind die Frauen nicht mitgemeint. Herr Kaehlbrandt hat darüber in CICERO lesenswert geschrieben. Studierende müssen nicht unbedingt Studenten sein, und er hoffte, dass die Studenten auch wirklich studieren und dann tatsächlich zeitweise Studierende sind.

Ist es spitzfindige Kritik, wenn man „Social Influencer“ schrecklich findet und lieber Meinungsbildner sagt. Abgesehen davon, dass das Englische der Wort „Influencer“ gar nicht kennt. Klingt „User“ wirklich so viel besser als Nutzer, oder spielt da so ein bisschen Angeberei mit? Viele englische Wörter sind inzwischen im Deutschen zu Hause und bereichern unsere Sprache. Selbst das Wörtchen hype, die sensationelle Meldung, kann man dazuzählen, allein der Kürze wegen. Aber hypen? 


Und was sollen wir von einem „Institut für angewandte Konfliktforschung“ halten, das es in München wirklich gibt? Gibt es vielleicht auch ein Institut für nicht angewandte Konfliktforschung? Wortklauberei, Spitzfindigkeit, Haarspalterei?