Mittwoch, September 06, 2017

Grenzenloses Europa - ein Fortschritt?

Die Politik feiert als Fortschritt, dass die Grenzen der einzelnen europäischen Länder nur noch auf dem Papier stehen, und wir Bürger genießen den Vorzug, von Land zu Land zu Land reisen zu können, ohne unseren Pass vorzeigen zu müssen.

Aber warum sprechen wir von Fortschritt, wenn wir diese Freiheit doch schon vor Jahrzehnten hatten? Erich Loest entdeckte – es ist einige Jahre her – an der Autobahnbaustelle Dresden/Prag folgenden Text:

„Vor dem ersten Weltkrieg, als niemand an den europäischen Grenzen Pässe brauchte, fuhr das deutschsprachige Prager Bürgertum – viele Juden darunter – im Luxuszug nach Dresden zum Opernbesuch. Auf der Hinfahrt wurde gespeist, auf der Rückfahrt getanzt. Mit dem Gegenzug strebten Dresdner nach Prag in Theater.“


So ist, was heute Fortschritt genannt wird, eigentlich eine Rückkehr zu den Wurzeln. Das allerdings soll unsere Freude an wiedergewonnener Freiheit nicht mindern.