Donnerstag, August 17, 2017
„Speak you English?“ Dieses Buch
von Gunther Bischoff zum Verlernen typisch deutscher Englischfehler ist leider
in Vergessenheit geraten. Dabei gehörte es heute mehr denn ja auf den
Schreibtisch eines jeden Journalisten.
Das würde uns vor manchen Peinlichkeiten wie „public viewing“*
bewahren. Und es wäre Ansporn für die Schreiber zu überlegen, ob es wirklich
sinnvoll ist, gedankenlos an die Stelle eines deutschen Wortes ein englisches
zu setzen.
Eitle Weltläufigkeit der Autoren
soll hier nicht unterstellt werden, und um den Unfug „Deutsche schreibt
deutsch!“ geht es schon gar nicht. Es gibt immer wieder und nicht einmal so
selten Fälle, in denen ein englischer Begriff schärfer, genauer, treffender
ist. Dies sei vorsichtigerweise erwähnt, um unnötige Empörung gar nicht erst
entstehen zu lassen.
Sehen wir uns ein paar Beispiele
an:
„buzzword“ – wetten, nicht jeder
versteht auf Anhieb, was damit gemeint ist. Nichts anderes als „Schlagwort“.
„Open air“- Kino ist nichts
anderes als ein „Freiluft“-Kino. Gibt es irgendeinen Grund für die englische
Bezeichnung?
„slow motion“ – eine Bildfolge
ganz langsam ablaufen lassen, damit jede Einzelheit mit dem Auge erfasst werden
kann. „Zeitlupe“ drückt das doch viel beeindruckender aus – oder?
„snapshot“ – zu Deutsch:
„Schnappschuss“. Hier könnten wir ein Unentschieden geben. Aber wenn sich der
Autor an deutsche Leser wendet, wäre da Schnappschuss nicht die bessere Wahl?
„breaking news“. Wie lange ist es
her, dass wir bei Eiligen, bei Wichtigem, Telegramme verschicken, sogar
Blitztelegramme! Aber das mit dem Blitz traf die Sache ja. Da kommen wir,
vielleicht überraschend, auf „Blitzmeldung“, „Eilmeldung“. Nichts anderes meint
„breaking news“: eine wichtige Nachricht, die die geplante Sendereihenfolge
durchbricht, die eben wie ein Blitz dazwischen-fährt.
„war room“ – kann was mit Krieg
zu tun haben, hat es glücklicherweise aber nicht immer. „Einsatzzentrale“
trifft die Sache in der Regel besser, beeindruckt aber weniger. Dieses
Kriegerische stammt wahrscheinlich aus Amerika. In amerikanischen Unternehmen
ist ja schon beinahe jeder Abteilungsleiter ein „Officer“. Aber vor dieser
Einstellung müssen wir ja nicht strammstehen.
„newsroom“ – für jede Redaktion,
ob Funk, Fernsehen oder Zeitung etwas, das es schon immer gab. Irgendwo mussten
die Informationen schließlich landen, was aber nichts mit bestimmten
Räumlichkeiten zu tun hatte, sondern auch heute noch eine Sache der
Organisation ist. Wir haben es hier mit einem virtuellen, nicht wirklich
existierend Raum zu tun. Aber das Kind hat jetzt einen Namen, nur im Deutschen
nicht.
Stimmt nicht! „Nachrichtenzentrale“.
Geht doch. Aber irgendwie fehlt da der Duft der großen, weiten Welt. Lassen wir
den Kindern die Trompete.
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