Freitag, August 04, 2017
Am 2. August 2017, war „Erdüberlastungstag“.
Welch ein Unwort! Aber kein Unding. Alles, was wir uns ab heute von unserem
kleinen Erdchen nehmen, alles das nehmen wir auf Kredit. Wir pumpen es uns, und
unser Konto ist schon heute in den Miesen. Ein Wort sagt alles:
Überziehungskredit, im Allgemeinen: Dispo. Die Zinsen dafür gehen über unsere
Verhältnisse. Wir gehen pleite.
Das Dumme ist nur: Wir merken es
nicht, jedenfalls nicht sofort. Wir leben weiter in Saus und Braus. Wir haben
noch nicht verstanden, dass es genauso ist wie im ganz „normalen“ Leben. Wenn
wir die Stromrechnung nicht bezahlen, wird uns der Strom abgestellt. Wenn wir
die Miete nicht zahlen, fliegen wir raus und so weiter.
Klar, dass wir uns da
zusammennehmen, wenigstens die meisten von uns. Wir schränken uns ein. Und wenn
wir schon nichts auf die hohe Kante legen können für Unvorhergesehenes oder
unser Alter, dann machen wir jedenfalls keine Schulden, so schwer das auch fallen mag.
Aber dass wir seit dem 2. August auf
Dispo leben – das lässt uns kalt?
Wahrscheinlich ist das gar nicht
so. Wir wissen es nur nicht. Wir machen uns keine Gedanken darüber. Was soll
man sich auch denken, wenn man das Wort „Erdüberlastungstag“ liest? Egal. Seit
gestern leben alle Menschen auf unserem kleinen Erdchen auf Pump. Und niemand
macht sich Gedanken darüber, wie wir aus unserem Dispo, aus diesem Schlamassel
herauskommen könnten – wenn es überhaupt noch geht.
Schlimmer kann es nicht kommen?
Aber ja! In Deutschland sind wir schon am 24. April in den Dispo geschlittert,
leben seitdem über unsere Verhältnisse. Das erklärt die Überschrift „April,
April“. Die Jahre werden immer kürzer. Nach nur 4 Monaten ist es in Deutschland
zu Ende. Was alle Länder angeht, ist nach 7 Monaten Schluss. Natürlich könnten
wir da viel öfter als bisher Silvester feiern. Die paar Millionen für das
Feuerwerk kriegen wir trotz der Dispo noch zusammen.
Es wird Zeit, dass wir uns eine
zweite Erde anschaffen. Oder wir reißen uns zusammen. Wenn wir jedes Jahr den
Dispo-Moment um fünf Tage hinaus-zögerten, wären wir zur Jahrhundertmitte
wieder im grünen Bereich, schreibt Stefan Schmitt in DIE ZEIT, 2. August,
Titelseite.
Wenn jeder, der über seine
Verhältnisse lebt, damit bei sich anfängt, sollte das zu schaffen sein. Das
wird allerdings nur dann gelingen, wenn wir gleichzeitig Politik und Wirtschaft
den Wahnsinn austreiben, das Glück der Menschheit hinge einzig und allein vom
Wirtschaftswachstum ab. Es ist, wie wir sehen, nichts anderes als Raubbau.
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