Dienstag, Juni 13, 2017
Russland führt Krieg gegen die USA. Ohne
Kriegserklärung, ohne Panzer, Bomben und Raketen, mit einer Waffe, die viel
gefährlicher ist: internet. Russland hat – unbemerkt von der Öffentlichkeit, in
den Präsidentschaftswahlkamp eingegriffen. Hat Daten manipuliert und was das
Internet, die neue Waffe, sonst noch so bietet. Für Trump, gegen Hillary? Auf
jeden Fall für Russland. Der Erfolg kann sich sehen lassen. Die USA wüten gegen
sich selbst. So jedenfalls ist das überall zu hören und zu lesen. Die Unruhe
ist groß, die Empörung noch größer.
Das alles ist glaubwürdig. Warum sollte Russland das nicht tun, wenn es
darin einen Vorteil für sich sieht? Es hat keinen Sinn, über Anstand in der
Politik zu reden. Den gibt es nicht.
Aber ist das alles? Führt nur Russland diesen Krieg? Das wäre
unwahrscheinlich. Anders gefragt: Führen die USA diesen Krieg nicht auch?
Greifen sie Russland an? Stiften dort Unruhe, wollen das Putin-Regime infrage
stellen? Möglich wäre das. Nur ist darüber nirgendwo etwas zu erfahren. In
deutschen Medien bisher jedenfalls nicht. Was nicht in der Zeitung steht, gibt
es auch nicht? Kinderglaube!
Nein, dreimal nein. Das ist keine Parteinahme für Russland. Das ist
keine Misstrauenserklärung gegen die USA. Das ist nur die Bitte, sich nicht nur
die eine Seite anzusehen, sondern auch die andere. Diese Sorgfalt wird den
Internetkrieg nicht beenden. Das zu glauben, wäre blauäugig. Aber wenigstens
wird dieser Krieg durch Einäugigkeit nicht weiter befeuert. Wenig genug. Aber
immerhin.
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