Dienstag, Juni 13, 2017
Wissenschaftler schaffen kein Wissen, sie
verwalten es nur. Sie greifen sich die Arbeit anderer, drehen und wenden sie
und wissen zum Schluss alles besser. Nur beim Bessermachen, da hapert es.
Bei Politikwissenschaftlern scheint diese Eigenheit besonders
ausgeprägt zu sein. Sebastian Chwala macht sich große Sorgen um die Demokratie
in Frankreich (Deutschlandfunk Kultur – Interview, 12. 06.2017 07.40 Uhr). So
sagt er zum Ergebnis der REM (Republic En Marche) im ersten Durchgang am 11.
Juni: „Das tut einer pluralen Demokratie in Frankreich nicht gut.“
Wenn wir einen Augenblick an unsere Groko, unsere große Koalition
denken, könnten wir geneigt sein ihm recht geben. Demokratie braucht
Opposition, braucht Widerspruch. Im deutschen Bundestag lässt das zu wünschen
übrig. In Frankreich könnte das auch darauf hinauslaufen, ziemlich
wahrscheinlich sogar. Und nun?
Die Franzosen sind temperamentvoller als wir. Das wird den paar
Sozialisten wie den Republikanern im Parlament wenig nützen, auch dem Front
National nicht. Opposition wird sich
eher auf der Straße abspielen. Das ist ein anderes Thema, das bei uns nur
geringe Bedeutung hat.
Den „etablierten“ Parteien Frankreichs wird nicht anderes übrig bleiben,
als festzustellen, was sie falsch gemacht haben – sie, und nicht irgendjemand
sonst. Und sie müssen sich überlegen, was sie wie besser machen könnten. Sie
müssen mit sich selbst ins Reine kommen.
Das empfiehlt sich auch unserer Opposition. Abbitte deshalb zum Schluss
an die Besserwissenschaftler: Sie können uns mit ihren Bedenken auf die Sprünge
helfen. Dumm nur: Springen müssen wir
selber.
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