Dienstag, November 01, 2016

Liebeserklärung an England

Sie lassen uns im Stich, den Kontinent und damit auch uns Deutsche. Brexit  und damit Basta. Diese Engländer: Steife Oberlippe, überheblich bis zum „Geht-nicht-mehr“, „Rule Britannia, rule the waves…“, immer noch weltmachtverträumt und doch nur Insulaner.

Und dann eine Liebeserklärung? Aber ja, und auf jeden Fall. Denn dafür gibt es die verrücktesten und schönsten Gründe, die das ganze aufgeregte Theater von heute beiseite fegen.

Da hätten wir zum Beispiel den Auftritt der Beatles 1963 auf der Royal Variety Performance, seit 1912 eine Wohltätigkeitsveranstaltung für Künstler, die Unterstützung brauchen. Mindestens ein Mitglied der königlichen Familie war immer anwesend. Das ist auch heute noch so. 1963 waren es Queen Mother, Princess Margaret und ihr Mann Lord Snowdon.

Wer immer auch 1963 auftrat, nicht zuletzt Marlene Dietrich – der Abend gehörte den Beatles. Sie müssen die Gäste um den Verstand gespielt haben. Und dann John Lennon mit seiner irrwitzigen Ansage, mit viel Charme vorgetragen:

Für unsere nächste Nummer brauchen wir Ihre Hilfe. Die auf den billigen Plätzen klatschen, die anderen klimpern mit ihren Juwelen.“ Niemals zuvor war jemand so frech.

Und Queen Mother? Alle Blicke richteten sich auf sie. Sie zeigte sich “sportlich”, hob huldvoll die Hand und lächelte. Der Bann war gebrochen.

Allein für Queen Mom und John Lennon und Royal Variety Performance muss man die Engländer lieben. Gewiss auch für „The Last Night of the Proms“, den jährlichen grandiosen Abschluss der Londoner Promenadenkonzerte in der Royal Albert Hall. Diese Ausgelassenheit, diese Begeisterung, diese Freude an Great Britain und der Welt, dieses Selbstbewusstsein, ohne auf andere herabzublicken. Wenn das keine Liebeserklärung rechtfertigt!



1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Eine sehr schöne, mal ganz andere Liebeserklärung an das wunderbare Inselreich.

November 07, 2016  

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