Dienstag, September 13, 2016

Egoismus


Wir Deutschen halten uns für die Umweltschützer Nr. 1). Jedenfalls hören und lesen wir das gern. Bio, Bio über alles, sogar beim Sprit für unsere Autos. Jede Menge Palmöl, ein Naturprodukt, lassen wir in unseren Sprit kippen. So schonen wir die endlichen Erdölreserven und benehmen uns vorbildlich. Hut ab!

Leider ist das alles andere als vorbildlich. Wir sorgen dafür, dass die Palmölindustrie Regenwälder rücksichtslos rodet. Menschen werden aus ihren Dörfern vertrieben, werden in eine ihnen fremde Welt getrieben, in der sie sich nicht zurecht finden können. So sehr wir in unsere Lieblinge Hund und Katz vernarrt sind, der Tod der Regenwaldtiere berührt uns nicht. Es ist ja alles so weit weg. Wir spielen die Guten und sind alles andere als das. Wir stehen glänzend da auf der (Umwelt)-Bühne, die anderen zahlen.

(45% der Palmölimporte in die EU wandern in Biosprit, 16% in Elektrizität und Wärme, 34% in Lebensmittel. Quelle: European Federation for Transport and Environment, 2016.)

Wir haben immer noch nicht begriffen, wie nah uns die Folgen dieses rück-sichtlosen Raubbaus sind, wie sehr wir darunter noch leiden werden. Wir haben ja nicht einmal begriffen, was wir vor unserer eigenen Haustür anrichten – mit horizontweiten Mais-Monokulturen. Im Augenblick nehmen wir nur unseren tierischen Wegbegleitern die Lebensgrundlagen. Ein klein wenig weitergedacht: Wir bringen uns selbst um.

In einem anderen Zusammenhang sagt Zygmunt Bauman (SPIEGEL-Gespräch Heft 36/2016), ein bemerkenswerter Denker unserer Zeit: „ Das allgemeine Gefühl der Prekarität, das mit dem Prozess ökonomischer Deregulierung einherging, löst zwischenmenschliche Bande auf und schürt das Misstrauen aller gegen alle… Jeder ist für den anderen ein potenzieller Gegner und Konkurrent.“

Wir haben so ungefähr 200 Staaten. Aber keiner scheint verstanden zu haben, dass wir nur als Gemeinschaft eine Überlebenschance haben. Wie machen wir Egomanen uns das nur begreiflich?! Und wann fangen wir an, das Notwendige zu tun?