Montag, Juli 18, 2016
Warum verhunzen wir unsere
Sprache? Warum sind so hübsche Wörter wie Singsang-Serie, Plapperprogramm,
labormittelernst, himmelblau dumm und Hoolygänse so selten? Warum drängeln sich
hässliche Wörter immer mehr in den Vordergrund?
Was um die Ecke liegt, ließ sich
bisher zu Fuß erreichen. Jetzt heißt es fußläufig.
Was mit den Händen gemacht werden kann, wird heute händisch genannt. Aus einordnen ist längst verorten geworden. Und jetzt noch verfußt!
Martin Hofstetter, Greenpeace-Experte,
hat dieses Wort in die Welt gesetzt. Experte hin, Experte her, hätte er doch
bloß den Mund gehalten, hätte er es doch einfacher gesagt!
Wir brauchen bodenständige
Landwirte, die dort arbeiten, wo sie zu Hause sind. Wir brauchen keine
Finanzinvestoren, die mit ihren Käufen kleine Bauern von ihrem Land verjagen.
Das ist das Wichtige, und das Wörtchen verfußt wird zur Lappalie.
Damit ist die Frage nicht
beantwortet, warum wir unsere Sprach verhunzen. Wenn wir es nicht wissen, dann
können wir es doch vermuten.
Ein Grund könnte sein, dass wir uns
nicht die Zeit nehmen, nach dem richtigen Wort zu suchen. Liegt es an der
Nebensprache des Behörden-, Verwaltungs-, Justiz-Deutsch? Vielleicht spielt
auch das SMS-140-Zeichenlimit eine Rolle.
Gestolpertes Immigrantendeutsch
der Kids wird cool gefunden und nach-geplappert. (Ich gehen Pauli.) Sollte es
daran liegen? Nicht auszuschließen auch, dass einige Sprachwissenschaftlerinnen
der Humboldt-Universität etwas damit zu tun haben. Ihre Ansicht, Koffer müsse Koffa
geschrieben werden und Computer Computa, macht nachdenklich. Die Begründung der
Damen: Die Endung er sei männlich und müsse neutralisiert werden. So lässt sich
unsere Sprache verhunzen.
Es sieht so aus, als hätte einfaches,
treffsicheres, elegantes Deutsch, das auf die Form achtet und damit den Inhalt
angemessen vorträgt, nur wenige Freunde. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht klein
beigeben und sich weiter bemühen, den Sprachmüll zu beseitigen.
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