Donnerstag, Juli 14, 2016
Bei gutem Wetter kann man von der
französischen Küste aus die Kreidefelsen von Dover sehen. Es sind ja auch nur
einige Seemeilen, die zwischen dem Kontinent und der Insel liegen. Pardon, es
muss genau anders herum heißen: zwischen der Insel und dem Kontinent. Dieser
Unterschied ist wichtig. Warum, wird sich noch herausstellen.
Zwischen der bitischen Insel und
den USA liegen einige tausend Seemeilen. Auch schnelle Schiffe brauchen einige
Tage von da nach dort und umgekehrt. Zwischen diesen Entfernungen liegen
Welten. So groß ist der Unterschied zwischen Ärmelkanal und Atlantik. Logisch,
nicht wahr?
Alles andere als logisch. Das
zeigen die neuesten Ereignisse. Die Mehrheit der Briten hat sich am 23. Juni
entschieden, die Europäische Union zu verlassen, mehr LEAVE als REMAIN. Sie
haben sich entschieden, etwas zu verlassen, zu dem sie nie wirklich gehörten.
Das redeten sich die Leute auf dem Kontinent nur ein.
Für die Briten ist der Ärmelkanal breiter als der Atlantik. Amerika ist den Briten näher als der
Kontinent. Sollte es die Sprache sein, die die Nähe bringt? Wohl kaum. Schließlich heißt es "England and America are two countries seperated by the same language."
Es muss mehr als eine Logik
geben. Anders ist die Sache nicht zu erklären. Vielleicht verhält es sich so
wie mit der Materie und der Antimaterie, ein Thema über sich die vermeintlich
klügsten Köpfe bisher nicht einigen konnten.
Zur Logik gehört die Unlogik, wie
ein kurzer Blick zurück zeigt. Die Gründung der USA war nichts anderes als ein
Protest gegen Great Britain. Die Anlässe waren gering, die Auswirkungen
gewaltig. Amerika setzte Great Britain damals vor die Tür. Scheidung! Die
Briten haben das bis heute nicht zur Kenntnis genommen. Sie gehen lieber mit
Amerika ins Bett als mit dem Kontinent zu kuscheln. Logik mit drei
Fragezeichen.
Auf der Suche nach Erklärungen
können einem die merkwürdigsten Ideen kommen. Sollten die Briten nicht
wahrgenommen haben, dass es ihr Empire, ihre Weltherrschaft gar nicht mehr
gibt? Das könnte ein Grund sein für ihre Ansichten, ihr merkwürdiges Verhalten.
Die Briten betrachten Amerika
immer noch als einen Teil des Empire, einen zwar treulosen, dem man aber die
Treue halten sollte? Das könnte eine Erklärung sein. Logisch ist sie nicht.
Das zeigt die Schwäche der Logik.
Gefühle sind stärker. Gegen Gefühle kann die Logik nichts machen, egal, ob wir
das gut finden oder auch nicht. Die Rat- und Rastlosigkeit der Politik wird uns
noch lange geschäftigen – Ärmelkanal und Atlantik hin und her.
Schon Asterix und Obelix fanden
in Great Britain gewisse Absonderlichkeiten vor: Sie trinken heißes Wasser mit
einem Tropfen Milch und nennen es Tee. Und wenn sie nachmittags ihre tea time
haben, kämpfen sie nicht. Viel scheint sich nicht geändert zu haben.
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