Donnerstag, Juli 07, 2016
Ich kann mir die Anziehungskraft des
Wörtchens nachvollziehen nicht
erklären. Liegt es an der Faulheit? An der Dummheit? An der Unfähigkeit, das
treffende Wort zu finden? – man muss es ja erst mal suchen, und das ist lästig.
Wie sonst lässt sich erklären, dass das Allerweltswort „nachvollziehen“ zig
andere Wörter beiseite drängt, die viel genauer sind. Eine Politikerin konnte
ein Problem nicht erkennen – pardon – nicht nachvollziehen. Na, sowas!
Aber so ist das nun mal. Eine abschließende, eine endgültige
Entscheidung macht natürlich viel mehr her, wenn sie final ist. Perspektivisch
gesehen, also mit Weitblick betrachtet, dürfte die Sache in Ordnung sein. Wer
sieht schon so genau hin?
Selbst wenn wir die Dinge unter die Lupe nehmen, also genau betrachten,
ergeben sich Fragen. Was sind zum Beispiel muskuläre
Probleme? Sie wurden neulich bei einem Fußballer festgestellt. Vielleicht
war es ein Muskelfaserriss oder eine Verspannung, eine Verhärtung? Auf jeden
Fall: Die Sache war muskulär.
Für den Augenblick bleibt mir nichts anderes übrig, als einen
sorgfältigeren Umgang mit unserer Sprache anzumahnen.
Wenn Politiker nicht weiter wissen, dann mahnen sie etwas an. Nun mache ich das
auch. Weil ich nicht weiß, wie es mit unserer Sprache weitergehen soll.
Lassen Sie uns noch ein paar Augenblicke weiter durch die Wunderwelt
unserer Sprache tingeln. Da verfolgen uns in diesen Tagen ganzseitige,
ganzbuntige Anzeigen der Áutomobilmarke Seat. „Routine neu erleben“, werden wir aufgerufen. Wie soll das gehen?
Routine bleibt Routine. Das hat schon Kurt Tucholsky erkannt. Wie kann man das
vergessen?
Nein, damit ist der Gipfel nicht erreicht. In einer Anzeige verspricht
SAP, „Antworten bekommen. Auf zukünftige Fragen.“ Bitte, ganz
langsam: Antworten auf Fragen, die noch gar nicht gestellt sind? Ist das nicht
ein bisschen vorlaut?
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