Montag, Juli 11, 2016
Der Mensch ist gutgläubig und verführbar. Das ist seit Adam und Eva so,
und das wird sich nicht ändern. Diese menschliche Schwäche wird ausgenutzt,
verständ-licherweise. Aber es gibt Grenzen. Wenigstens sollte es sie geben. Sie
werden immer wieder überschritten – mit einer Schamlosigkeit, die zum Himmel
schreit.
Die „Publikation des Reflex Verlages zum Thema Lebensmittel. Qualität?
Sicherheit? Genuss?“, neulich der ZEIT oder der WELT beigelegt, ist ein
aktuelles Beispiel dafür, wie Wahrheiten,
die es gar nicht gibt, herbeigeredet, herbei-geschrieben werden.
Zitate:
„Auf den Tellern landet immer
hochwertigeres Essen – auch dank umfassender Kontrolle der Hersteller.
Verbraucher tun sich jedoch schwer, die Qualität zu erkennen.“ Welches Wunder!
„Kontrollinstanzen prüfen
einheimische und importierte Lebensmittel – auf Verunreinigungen oder falsche
Informationen. So gewährleisten sie den Schutz der Verbraucher.“ Gewährleisten?
„Verbraucher möchten mehr
regionale Nahrungsmittel - und passen
ihren Speiseplan den hiesigen Erntezeiten an. Noch fehlt es an aussagekräftigen
Qualitätssiegeln.“ Anpassung
an hiesige Erntezeiten? Erdbeeren zu Weihnachten! Und Qualitäts-siegel? Viel zu
oft Schönfärberei.
„Obst oder Meeresfrüchte kommen
oft aus fernen Ländern in unsere Märkte. Damit die Ware auf den langen Wegen
frisch bleibt, werden hohe Anforderungen an die Transporte gestellt.“ Und wie werden sie erfüllt?
„Bio, regional, traditionell –
Verbraucher fordern wieder mehr Natürlichkeit in der Lebensmittelherstellung.
Das dafür nötige Vertrauen können Siegel gewährleisten.“ Ach
ja. Wenn aus Frauenhaaren Erdbeeraroma hergestellt wird, dann ist das
natürlich?!
„Immer mehr Deutsche stehen der
industriellen Produktion von Fleisch- und Wurstwaren kritisch gegenüber. Zum
Schutz der Verbraucher wird die Branche gut kontrolliert.“ Wer’s glaubt, wird selig.
„Bei der Mehrheit der Deutschen
steht es fast täglich auf dem Speiseplan – das Brot. Dabei können Verbraucher
heute zwischen 3000 verschiedenen Sorten wählen.“ Eine maßlose Übertreibung! Es sind 300
Sorten. Damit dürfen wir zufrieden sein. Vermutlich hat kein anderes Land mehr.
Als Partner und Sponsoren nennt der Verlag „BVE – Bundesvereinigung der
Deutschen Ernährungsindustrie“ und „Lebensmittelwirtschaft – weil Essen
Gesellschaft ist“. Das erklärt alles, um mit Columbo zu sprechen.
Natürlich ist es das gute Recht
der Unternehmen und ihrer Organisationen, für ihre Leistungen zu werben. Wenn
die Dinge im besten Licht dargestellt werden, ist das in Ordnung. Teilwahrheiten,
Unwahrheiten und maßlose Übertreibungen sollten tabu sein – schon im Interesse
der Industrie. Es gibt gute Gründe, sich an Volkes Stimme zu erinnern: „Wer
einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst wenn er auch die Wahrheit spricht.“
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