Samstag, April 30, 2016

Alles Feinste bleibt privat


Alles Feinste bleibt privat. Das war vor langer, langer Zeit der Slogan für die Orientcigarette „Muratti Privat“. Die Erkenntnis gilt heute noch, und es wäre billig und falsch, sich darüber lustig zu machen. Ohne Geheimnisse, ohne Privates wäre ein Zusammenleben nicht möglich, nicht zu zweit, nicht in der Familie, nicht in der Gemeinde, nicht in Stadt und Land und auch nicht weltweit.

Wie für  alles und jedes gibt es aber auch für das Private Grenzen. Und die müssen manchmal überschritten werden. Das klingt furchtbar opportunistisch. Das ist es auch. Aber es ist genauso notwendig wie der Schutz des Privaten.

Worauf ich mit diesem Hin und Her hinaus will? Ich möchte klarmachen, dass nicht alles privat ist, also nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll, was so genannt, so gehandhabt wird. Nehmen wir als aktuelles Beispiel Brüssel. Eine Stadt mit 19 Bürgermeistern, mit 19! Jeder hat da so sei privates Reich. Natürlich spricht man miteinander, aber nicht immer und schon gar nicht über alles.

Darüber könnten wir lachen, wenn die Sache nicht so ernst wäre. Und wie ernst sie ist, hat uns das Regime der Terroristen in Brüssel gezeigt. Die Terroristen haben miteinander gesprochen und – gehandelt. Die 19 Bürgermeister offensichtlich nicht. Die Folgen kennen wir alle: über 100 Tote, und ein Ende ist nicht abzusehen.

19 Bürgermeister hüten ihr Privatissimum mit entsetzlichen Folgen. Die 28 Staaten der Europäischen Union verhalten sich nicht anders. Sie reden nicht miteinander, wenn es darum geht, Land und Leute vor Irren zu schützen. Wenn sie etwas herausfinden, behalten sie es für sich, wenn sie Mord und Totschlag auf der Spur sind, reden sie nicht darüber. Im Chor singen sie nur bei den Trauerfeiern, die sie hätten verhindern können.

Wie kann das passieren? Das passiert, weil wir uns im Kleinen schon daran gewöhnt haben. Denken wir nur an unsere 16 Länder unserer Bundesrepublik: 16 Ministerpräsidenten. Alles bleibt privat. Darauf achten sie eifersüchtig. 16 Kultus- oder Kulturminister. Jeder hat sein privates Schulpro-gramm. Jedes muss anders sein als alle anderen, sonst wäre es ja nicht privat. Die Folgen sind verheerend und nicht privat.