Montag, April 25, 2016

Lobgehudelt und traumgetanzt


Lobhudeleien, dick aufgetragen, anders lässt sich kaum bezeichnen, was Obama in Hannover zum beste gegeben hat: „Ich bin stolz auf die Bevölkerung Deutschlands.“ Über Merkel: „Sie steht auf der richtigen Seite der Geschichte.“ Obama lobt ihre „mutige Haltung“ in der Migrationsfrage – vielleicht weil „sie selbst einmal hinter einer Mauer gelebt hat.“ „Es ist die wichtigste Freundschaft, die ich in meiner Amtszeit hatte.“ Gut und schön: Dick aufgetragen, aber das kann man machen, auch wenn es ein bisschen peinlich wirkt. (Für mich ist Obama eine tragische Figur. Er wollte so viel, aber der Hass der Republikaner hat es unmöglich gemacht. Und gegen die Macht der Konzerne kommt offenbar kein US-Präsident an.)

Und dann die gemeinsame Traumtänzerei. Im Eiltempo, sodass den Zuhörern schwindlig wurde (sie SPIEGEL ONLINE), sausten die beiden durch die Krisen: Syrien – beide ratlos. Ukraine – Ratlosigkeit. Nordkorea – Obama: China soll mäßigend einwirken. TTIP – beide hätten es gern schnell unter Dach und Fach – unverantwortlich kritiklos. Nato-Gipfel – Obama: Die Bündnispartner sollen mehr Geld für ihre Verteidigungsausgaben aufwenden. Merkel: Deutschland nähere sich dem Nato-Ziel an. (Meine Frage: Wenn wir uns – gegen Russland? – verteidigen wollen, müssen wir das an den Grenzen Russlands tun? Geht es nicht auch anders? So, dass Russland sich nicht bedroht fühlt, sondern einfach erkennt, dass wir uns nicht schnappen lassen?) Libyen – ein einheitlicher Staat soll aufgebaut werden. Obama: „Es wäre besser gewesen, wenn wir vorher mehr darüber nachgedacht hätten, was danach folgt (nach dem Kriegseinsatz in Libyen). Das haben wir nicht ausreichend getan.“ Ein ehrliches Wort.

Gilt für jeden und alles: Erst nachdenken, dann handeln. Aber die einfachen Dinge im Leben sind so schwierig. Vielleicht liegt das auch daran, dass Nachdenken eigentlich ein Vordenken ist – sein sollte.