Sonntag, Mai 03, 2015

Wieder. Gut. Machung

Ich habe dieses typisch deutsche Wort in seine drei Teile geteilt, damit der Unsinn dieses Wortes, der Wahnsinn, der sich darin verbirgt, klar wird. Ich versuche das mal Schrittchen für Schrittchen, damit das Kind, das in mir steckt, die Sache auch wirklich begreift:

Mir fällt eine Tasse aus der Hand. Tausend Scherben auf dem Fußboden. Ein kleines großes Unglück. Wenn ich Glück im Unglück habe, kann ich eine neue Tasse kaufen und mache das Unglück, das ich angerichtet habe, wieder gut. Das setzt voraus, dass es das Service noch gibt.

Schlimm wird es, wenn es sich um ein unwiederbringliches Stück handelt. Dann kann von wieder gut machen nicht die Rede sein, selbst wenn  sich die Scherben wieder zu einem Ganzen zusammenfügen ließen. Der Schaden bleibt. Die Sache ist nicht wieder gutzumachen.

Wo, bitte schön, steckt nun der Unsinn und der von mir behauptete sich darin befindliche Wahnsinn? Ich muss zugeben: hier nicht. 
Die Wiedergutmachung, von der ich schreibe, ist eine, die es gar nicht gibt. Die Wiedergutmachung, die ich meine, ist eine der infamsten Lügen.

Kann der Mord von Millionen Juden und Zigeunern wieder gut gemacht werden? Geht das auch bei „kleineren“ Verbrechen wie in Oradour sur Glane in Frankreich, in Lidice in Tschechien, in den Dörfern in Italien und Griechenland?

Was kann da wieder gut gemacht werden? Nichts! Niemand wird sich aus seinem Grab erheben und sagen: Hier bin ich und alles ist wieder gut.

Wenn von Wiedergutmachung die Rede ist, dann geht es um Ablasszahlungen. Mit Geld sollen Mord und Totschlag ungeschehen gemacht werden. Das geht nicht. Das würde hinauslaufen auf die Frage, wieviel meine Mama, mein Papa, meine kleine Tochter oder der freche Sohn wert sind.

Kein Cent kann etwas wieder gut machen. Jeder Cent sollte eine Bitte um Ver-gebung sein. 01. 05. 2015