Donnerstag, April 16, 2015

"Wo angeblich niemand gegen Ausländer ist"

Genau da hat es gebrannt – in Tröglitz, Sachsen-Anhalt. Ein Haus, in dem 40 Flüchtlinge untergebracht werden sollten, wurde in Brand gesteckt. „Die Politik“ ist betroffen, sogar empört. Was sie selbst möglicherweise dazu beigetragen hat, kommt nicht zur Sprache.

Klar. Die in der ehemaligen DDR haben es nicht gelernt, mit Ausländern umzugehen.
So ein Quatsch! Als wenn es „bei uns“, in Dortmund, Bochum und sonst noch wo verständnisvoller zuginge. Fremdenfurcht, Fremdenfeindlichkeit, Fremdenhass gibt es überall, auch in Frankreich und anderswo – hier und da vielleicht sogar noch schlimmer als bei uns. Das entschuldigt nichts.

Wie verworren das Für und Wider sein kann, zeigt ein Beitrag aus der SPIEGEL-Ausgabe 16  vom 11. April 2015 „in Sachen Tröglitz“.

Der Exbürgermeister von Tröglitz schrieb in seinem Weihnachtsbrief an die Bürger: „Wir möchten eigentlich keine Asylanten hier in Tröglitz haben, weil wir die bisherige soziale Struktur schon durch einheimische Kriminelle  und sich unsozial benehmende Menschen genügend überanstrengt sehen.“ Eine klare Ansage.

Als Herr Nierth im Februar 2015 schrieb, „Ängste schüren  und Sorgen mit absur-den Mitteln aufbauschen hilft uns jetzt nicht mehr weiter.“ – da war es zu spät. Seine Weihnachtsbotschaft steckte zu fest in den Köpfen.

Herr Nierth hat sein ehrenamliches Bürgermeisteramt aufgegeben, weil er sich von Rechtsradikalen bedroht fühlte. Das war wohl so. Das ist verständlich. Nicht zu verstehen ist sein Weihnachtsbrief.

Was traurig macht ist, dass wir eins vergessen haben: „Wir alle sind Ausländer, überall.“  So oder so ähnlich hatte das vor Jahren die Lufthansa formuliert. Daran sollten wir uns immer wieder erinnern, jeden Tag. 15. 04. 2015