Donnerstag, April 16, 2015

Kritik - mal so, mal so

„Bürokratiemonster Flüchtlingshilfe?“ schreibt das Hamburger Abendblatt am 14. April 2015 und schildert, leider ziemlich verworren und schwer verständlich, wie sich vor der Hilfsbereitschaft die Bürokratie aufbaut wie ein Türsteher vor einer gefragten Disco.

71.400,00 € stehen für Flüchtlinge zur Verfügung. Die „zuständige“ Behörde hat zu wenig Mitarbeiter, um die Verteilung zu regeln. Das soll eine Stiftung für 20.000,00 € tun. Die wären dann schon mal futsch, und für die Flüchtlinge blieben nur noch 51.400,00 €. Das scheint dann doch noch vernünftiger geregelt worden zu sein – hoffentlich.

Aber das ist nicht alles. Die Stiftung „soll die Antragsteller beraten, die Ent-scheidungen des Sozialausschusses vorbereiten aber vor allem die 17 Einrichtungen untereinander vernetzen und Bundesmittel einwerben, um den Geldfluss zu verstetigen.“ 17 Einrichtungen! „Neun Anträge liegen bereits vor, zumeist von Sportvereinen.“ Herrjeh, was haben Sportvereine mit Flüchtlingshilfe zu tun? Was immer das alles bedeutet, es scheint mit viel sinnloser Arbeit verbunden zu sein.

Hilfe sieht anders aus. Wenn jemand über Bord gegangen ist, und das sind die Flüchtlinge, dann diskutiere ich nicht mit dem Dritten, Zweiten, Ersten Offizier und dem Kapitän – dann schmeiße ich den Rettungsring ins Wasser.

Der Kritiker: Berechtigte Kritik, Daumen nach unten!

Der zweite Fall:

Im Berliner Emmy-Noether-Gymnasium, benannt nach einer jüdischen von den Nazis vertriebenen Wissenschaftlerin, hat eine Lehrerin das „Horst-Wessel-Lied“ singen lassen: „Die Fahne hoch! Die Reihen fest geschlossen. SA marschiert mit ruhig festem Schritt.“

Na und? Das kann man im Unterricht machen, wenn man ihn lebendig gestalten will: Singt mal, was damals gesungen wurde – und wie fühlt ihr euch? So sehe ich das.

Vielleicht kam ja auch die Bert Brecht-Version zur Sprache. Die geht nämlich so: „Der Metzger ruft. Die Augen fest geschlossen. Das Kalb marschiert mit ruhig festem Tritt.“

PS: Das Emmy-Nother-Gymansium gehört zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Kaum vorstellbar, dass hier Neonazismus praktiziert wird.

 Der Kritiker: Unberechtigte Kritik, Daumen hoch!
 15. 04. 2015