Dienstag, April 28, 2015

"Am Rande notiert"

Instrumentalisierung“. Alle wehren sich dagegen. Niemand will instrumentalisiert werden. Andererseits möchte jeder am liebsten die erste Geige spielen. Das wäre ja auch eine Art Instrumentalisierung. Aber das ist es nicht. Mit „instrumentalisieren“ ist nichts anderes gemeint als ausnutzen, missbrauchen. Das klingt natürlich nicht so bedeutend. Deshalb wird so gern auf die Pauke gehauen.

Selfie“ – das Bild, das wir uns von uns machen. Smart! Eigentlich macht man sich ein Bild von sich selbst ohne ein smartes Handy. Man braucht keinen Apparat, aber ein bisschen Gefühl und Nachdenken. Aber wer hat dafür noch Zeit?

Grenzüberschreitung“ – ein typisches Autofahrerproblem. Warum halten sich die meisten Autofahrer an die für die Stadt vorgeschriebenen 50 km/h? Aus Angst vor einer Strafe oder aus Vernunft? Da die Vernunft verdächtig oft beim Anlassen des Motors außer Kraft gesetzt wird, spricht viel für so eine Art Duckmäusertum. Wie soll sich bei so viel Angst vor der Strafe die Vernunft durchsetzen?

Sprachsünden“: „Die musikalische Qualität erlangt dadurch kein Minus“ – so Kantor Oliver Schmidt, Rellingen. Was soll das heißen? (Hintergrund: Ein bekannter Musiker musste absagen.) „Es wird trotzdem ein unvergesslicher Abend auf höchstem Niveau.“ So könnte man das auch sagen. (Die Vorstellung, eine musikalische Qualität könne ein Minus erlangen – Gänsehaut, Gänsehaut! Ein Minus erlangen. Welch ein Irrsinn!

Ermahnung“: Hütet eure Zunge. Wählt eure Worte mit Bedacht. Vor allem dann, wenn ihr Gesetze macht. Sagt klipp und klar, was ihr meint. Strengt euch an. Ladet nicht eure „Zeitnot“, eure Bequemlichkeit, Nachlässigkeit und Faulheit beim Bundesverfassungsgericht ab. Macht eure Arbeit gewissenhaft. Dazu gehört auch der sorgfältige Umgang mit unserer Sprache.

26. 04. 2015