Samstag, April 25, 2015

Die Bibel wird weiblicher - und die Welt immer verrückter

Am 30. März 2015 widmete das Hamburger Abendblatt eine Dreiviertelseite dem Thema einer „weiblicheren“ Bibel. „An der Modernisierung der Texte arbeitet ein Team von 70 ehrenamtlichen Experten“ steht im Untertitel.

Wie heißt es doch? „Viele Köche verderben den Brei.“  Darin rühren die Experten nun schon seit 5 Jahren. Hoffentlich setzt der Sprachbrei trotz eifrigen Rührens nicht doch noch an, wie es schon einmal passierte. Weil das Wort Scheffel – ein altes Getreidemaß – vielen unbekannt war, machte man aus der Redewendung „sein Licht unter den Scheffel stellen“ den Satz „sein Licht unter den Eimer stellen.“ Glücklicherweise war damit diese „moderne“ Bibelfassung tatsächlich im Eimer; sie wurde zurückgezogen. Das Hämewort „Eimerbibel“ allerdings überlebte.

Ich gebe zu: Was genau ein Scheffel ist, weiß kaum jemand. Aber was damit gemeint ist, weiß jeder, zumindest ahnt es jeder. Wissen Sie, was hier passiert? Hier wird Nachdenken, hier wird Bildung wegmodernisiert.

Wenn schon Nachhilfe gegeben werden muss, dann wären erklärende Fußnoten eine einfache Möglichkeit.

Kleiner Gedanke zwischendurch, der gut hierher passt: Müssten wir alte Maße wie Meile, Elle, Dutzend, Mandel, Schock usw. in anderen Texten nicht auch um-schreiben? Da hätten wir viel zu tun, nicht wahr? Und deshalb lassen wir das.

Weiter im Text: „Es begab sich aber zu der Zeit…“ – so hat Luther das geschrieben. Natürlich kommt heute niemand auf die Idee, zu sagen „Es begab sich aber zu der Zeit als Bundeskanzlerin Angela Merkel dies und jenes anordnete“.  Aber was Luther geschrieben hat, versteht jeder. Also Finger weg von platt machender Anpassung an das Alltagsdeutsch von heute.

Als wenn das alles nicht schlimm genug wäre: Jetzt soll der neue Bibeltext auch noch gendergerechter werden.  Ganz gendergerecht geht wohl nicht, haben die Experten festgestellt. Wie verquast die Experten (m/w) denken, zeigen einige Beispiele:

„Wir schauen sehr genau, wo im Text patriarchalische Muster unsachgemäß verstärkt werden“, so Prof. Christoph Kähler. Lieber Herr Kähler, wo hat Herr Luther „patriarchalische Muster unsachgemäß verstärkt“?

Frau Professor Christine Gerber fügt den lutherschen Brüdern die Schwestern hinzu. Auf den Gedanken, dass Luther die Schwestern mitgemeint hat, kommt die Professorin nicht. Und so werden wir auch in der Bibel in Zukunft unter der Umständlichkeit der „Bürgerinnen und Bürger“, der „Schülerinnen und Schüler“, der „Aktieninhaberinnen und Aktieninhaber“ leiden. Glücklich, wer noch eine „alte“ Bibel zu Hause hat!

So bemüht die 70 Experten seit 5 Jahren sind, unserer Sprache Gewalt anzutun  - sie sind längst überflügelt von einer Arbeitsgemeinschaft der Berliner Humboldt-Universität, die für „feministisches Sprachhandeln“ kämpft.

Die Damen sprechen nicht, sie sprachhandeln. Sie sind der Meinung, dass Hauptwörter, die auf „er“ enden, Frauen und Mädchen diskriminieren, herabsetzen, weil es eine männliche Wortendung sei. Das wollen die Damen nicht länger hinnehmen, und sie schreiten auch gleich zur Tat, zum Sprachhandeln. Sie tauschen das „er“ ganz beherzt gegen „a“ aus.

Das liest sich dann so: Koffa statt Koffer – Computa statt Computer – Kella statt Keller – Tella statt Teller.

Wahnsinn? Nein, Wirklichkeit! An irgendeiner Universität gibt es keine Professoren mehr, sondern nur noch Professorinnen.  Das hat mit einer Überfüllung der Frauenquote nichts zu tun. Auch die Herren Professoren nennen sich jetzt Professorinnen.

Die Bibel wird weiblicher, die Professoren auch. Goethe, Schiller, Kleist, Fontane, Heine  und wer weiß noch wer, werden umgeschrieben. In spätestens 20 Jahren sind Böll, Grass, Lenz an der Reihe. Und niemand sollte sich wundern, wenn auch Bach, Mozart, Beethoven und andere Klassiker ummusiziert werden. 13. 04. 2015