Donnerstag, April 23, 2015

G36 - Das Schießgewehr, das nicht schießt. Oder die Wut über den verlorenen Groschen

Alle hacken sie jetzt aufeinander rum. Das führt zu nichts oder zu noch Schlimme-ren. Erschreckend ist jedenfalls, wie leichtfertig nicht nur mit unserem Geld umgegangen wird, sondern auch mit dem Leben unserer Soldaten.

Nach allem, was zu erfahren ist, wurde ein Auftrag erteilt, der den Notwendigkeiten der Soldaten nur mangelhaft entspricht. Nach Informationen von SPIEGEL ONLINE vom 22. April heißt es (Zitat): „Tatsächlich war damals von einem Einsatz in Gefechten mit schnellen Schussfolgen und einem hohen Munitionsverbrauch nicht die Rede, da die Bundeswehr noch keine entsprechenden Einsätze hatte.“ 

Die Waffenbeschaffer des Bundesverteidigungsministeriums konnten sich so etwas nicht vorstellen? Offenbar nicht. Vom MG42 der Wehrmacht, mit dem man – so heißt es – Bäume umsägen konnte, so rasend schnell schoss es, hatten die Herren noch nichts gehört?

H & K hat diesen fragwürdigen Auftrag ausgeführt und meint, damit der Pflicht entsprochen zu haben. Ich finde, das ist nicht in Ordnung. - Offenbar schießt das G36 unter bestimmten Bedingungen daneben. Dann gehört es ausgemustert, und ein wirklich treffsicheres Gewehr muss her.  Das zu entwickeln, soll 10 Jahre dauern? So ein Unfug! Aber irgendjemand (aus dem Waffenbeschaffungsamt?) soll das gesagt haben. Für Konstruktion, Produktion und Einsatz eines Jagdflugzeugs hat man 1944/45 6 Monate gebraucht. Wahrscheinlich gibt es bereits irgendwo ein besseres Gewehr. Das kann man  dann kaufen oder in Lizenz nachbauen.  Es sei denn, man besinnt sich auf frühere Fähigkeiten, macht es selbst besser und in kürzester Zeit.

Zum Schluss: Wie lange soll das so weitergehen? Ein Gewehr, das nicht richtig schießt, eine Drohne, die nicht richtig drohnt, Flugzeuge, die nicht abheben, Hubschrauber, mit denen die Marine nichts anfangen kann, U-Boote die vom Meerwasser angefressen werden usw. usw. Über alles und noch mehr wurde nicht nur einmal berichtet.

Vor zig Jahren hat der SPIEGEL mit seinem Bericht „Bedingt abwehrbereit“ eine Art Staatskrise ausgelöst. Und heute? Keiner regt sich auf. Alles ganz normal. Ist es das wirklich?

Wenn diese Schießgewehrgeschichten die einzigen wären – es wäre schlimm genug.  Aber es sieht ja woanders genau so oder so ähnlich aus:

Marode Straßen, Brücken, die zusammenzubrechen drohen. Lappalien? Schwer-transporte zu den Seehäfen müssen über Umwege geführt werden, da Brücken auf den direkten Strecken die Last nicht tragen. Teuer für die Transporteure? Teuer für alle. Kein Geld für die Sanierung der Schleusen des Nord-Ostsee-Kanals, aber Milliarden für die Fehmarn-Belt-Querung. Wer zahlt? 

Schulden bis über beide Ohren, die 60%-Verschuldungsgrenze längst gerissen, aber den Lehrmeister spielen. Andere zur Ordnung rufen.  Wie lange wollen die anderen dieses Spiel noch mitspielen? Es wird Zeit, aufzuwachen und die Dinge in Ordnung zu bringen. Schluss mit der Selbstgefälligkeit! Schluss mit dem Selbstlob und nicht jede Lobhudelei glauben. Wir müssten besser sein. Und wir könnten es. Wir müssen nur die Ärmel hochkrempeln, zupacken und aufhören, uns und anderen etwas vorzumachen, ihnen und uns Märchen zu erzählen.

Nur ein Pessimist, ein Schwarzseher, ein Miesmacher kann so etwas schreiben. Wirklich?  Wer hat denn die Sachen so mies gemacht, dass sie nicht funktionieren? Schon vergessen? Dann bitte alles noch einmal lesen. Vielleicht fällt dann der Groschen. Ach ja, den gibt es ja gar nicht mehr. Dieses Stichwort wird Beethoven-Liebhaber möglicherweise an „Die Wut über den verlorenen Groschen“ erinnern. Ja, die Wut kann einen schon packen. – Peter Gudelius, 22. 04. 2015