Donnerstag, Januar 01, 2015

Von Wörtern, die es nicht geben sollte

Es gibt Wörter,die finde ich so hässlich, dass ich sie geradezu hasse. Huch, sind Hass und hässlich verwandt? Eines dieser Wörter ist händisch.

Etwas lässt sich händisch erledigen  Es kann mit der Hand gemacht werden. Handarbeit… handgreiflich, Handarbeit, Handwerk, Handlanger, im Handumdrehen – unsere Sprache hat so viele schöne Wörter, und dann das! Fußläufigkeit, fußläufig – genau so schlimm. Etwas ist so nah, dass man es zu Fuß erreichen kann.

Und dann: Fußläufigkeit, fußläufig, genau so schlimm! Etwas liegt war nicht zum Greifen  nahe, aber immerhin so nah, dass man das Ziel zu Fuß erreichen kann. Und dann auch noch so umständlich. Füßig statt fußläufig würde ja genügen.  Dann sähen händisch und füßig in ihrer Hässlichkeit wenigstens ähnlich aus.

Lassen wir unserem Ärger keinen freien Lauf mehr, wenden wir uns leichtfüßig, leichten Fußes und mit Vergnügen schönen neuen Wörtern zu, wie Singsang-Serie, Plapperprogramme und laborkittelernst, neue Wörter, die oberflächliche Musik- und Showsendungen im Fernsehen bezeichnen und klar machen, dass ein Thema ruhig etwas lockerer behandelt werden könnte, eben nicht laborkittelernst. Da hat das Wörtchen bierernst sozusagen ein Geschwisterchen bekommen.  Applaus für die mir unbekannten Wortschöpfer! Hier zeigt sich die ganze Lebendigkeit unserer Sprache.

Wie lebendig unsere Sprache ist, sehen wir auch daran, dass sie sich  mit Selbstver-ständlichkeit und ohne lange zu fackeln, Fremdwörter einverleibt. Ist ein englisches Wort genauer und weniger umständlich als das deutsche Wort, dann wird zuge-griffen. Unsere Sprache ist, so gesehen, eine Einwanderungssprache.

Wenn sie allerdings aus Bequemlichkeit, aus Dummheit, aus Angeberei ins Alphabet gestopft werden wie Backpacking und Plane Spotter, dann sträuben sich mir die Haare. Beide Wörter, ins Deutsche implantiert, spotten jeder Beschreibung.

Backpack anstatt Rucksack, Backpacking anstelle Rucksackwanderung, Plane Spotter für jemanden, der Flugzeuge (bei Start und Landung) beobachtet und fotografiert? Nein, danke!

Ein bisschen auf der Kippe sind vielleicht die Wörter It-Girl und It-Bag. Gemeint sind Mädchen, Frauen, die für den Augenblick viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, meist aus den oberflächlichsten Gründen. Eigentlich könnte man auch In-Girl sagen. Aber irgendwie klingt It-Girl spritziger. Das merkt man, wenn man das Wort nicht nur liest, sondern ausspricht.

Bei den It-Bags geht es um Handtaschen, „die man einfach haben muss“, zum Beispiel eine Handtasche wie Grace Kelly sie ihrerzeit trug – gezeigt in der aktuellen Aus-gabe der ZEIT (Jahreswechsel 2024/2015). 

Was haben diese beiden Its gemeinsam? Man möchte sie haben. Und was unter-scheidet sie? Eine It-Bag haben zu wollen, ist harmlos, wenn auch teuer. Beim It-Girl
ist es zwar auch teuer, aber nicht unbedingt harmlos. 01. 01. 2015