Donnerstag, November 27, 2014

Konsens, Dissens, Nonsens

Übereinstimmung, unterschiedliche Meinungen und Unsinn. Klar, das gibt es überall in allen Lebenslagen. Geschrieben tauchen diese Wörter häufig auf. Im „gehobenen Deutsch“ der bildungsnahen (bildungsaffinen?) Schichten werden sie sogar häufig ausgesprochen. Irgendwie scheint Konsens hübscher zu sein als Übereinstimmung. Nonsens kommt im alltäglichen Deutsch schon öfter vor – unmittelbar und im übertragenen Sinne. Aber diese Spitzfindigkeiten lassen wir jetzt mal beiseite.

Sprachlich schlimm wird es, wenn aus Konsens konsensual gemacht wird. Wenn ein Gremium anstelle eines einmütigen Vorschlags einen konsensualen Vorschlag machen soll.

Nicht selten beginnt eine Diskussion mit unterschiedlichen, oft gegensätzlichen Argumenten. Das klingt natürlich wenig anspruchsvoll, um nicht zu sagen primitiv. Deshalb der Vorschlag, dem konsensualen Vorschlag den dissensualen Vorschlag zur Seite zu stellen. Dann haben wir wieder ein Sprachniveau. Und wenn wir von einer dissensualen Diskussion lesen oder hören, wissen wir, dass da die Fetzen geflogen sind. Es klingt nur hübscher.

Für die Überlegung, nun auch noch das Adjektiv nonsensual einzuführen, dürfte die Zeit noch nicht reif sein. So heftig unser schönes Deutsch uns auch davongaloppiert – manchmal müssen wir doch Geduld haben. Ob wir uns darauf konsensual verständigen können? Lassen wir es zunächst dabei, dass Nonsens – wie auch das Original nonsense nichts anderes bedeutet als Unsinn.
26. 11. 2014