Samstag, November 15, 2014

Die Leute wissen nicht, welchen Unsinn sie reden

Sie reden Unsinn und merken es nicht. Sie treiben Schindluder mit unserer Sprache und merken es nicht. Sie schreiben und sprechen so, wie sie im Supermarkt einkaufen: Schneller Griff ins Regal, rein in den Einkaufswagen. Wird schon passen.
Passt sprachlich allerdings nicht, wie folgendes Zitat zeigt:

„Deshalb setzen wir auch unseren Fokus auf Formate, die sich an ein internationales Fachpublikum richten.“ (Bernd Aufderheide, ´Hamburg-Messe-und Congress-Chef, HA 14. 11. 2014)

„Fokus“ und „Format“ –  zwei Wörter, die zurzeit Hochkonjunktur haben, die in den Selbstbedienungsregalen unserer Sprache als Sonderangebote ins Auge springen. Keine Bückware also, sondern hochaktuell. Da muss man einfach zugreifen. Und genau das hat Herr Aufderheide gemacht.

Bei allem Respekt vor Herrn Aufderheide: Bitte nicht nachmachen! Wer’s trotzdem macht, kann sich die Fingerspitzen verbrennen oder – schlimmer noch – die Zunge. Das tut höllisch weh.

Im Fokus, im Brennpunkt, in dem sich Lichtstrahlen feurig verbinden, geht es heiß her. Ganze Wälder sind schon dem Feuer zum Opfer gefallen, weil ein Glasscherben zur Zündschnur wurde. Also Finger weg vom Fokus.

Na, und dann das „Format“. Auch so ein missbrauchtes Wort. Damit wurden ur-sprünglich Abmessungen bestimmt, siehe DIN A 4 Papiere u.s.w. Dazu kam dann eine Art Überhöhung: „Der Mann hat kein Format.“ Das heißt: Er hat nicht die geistige Größe, die man von ihm erwartet hatte. So weit, so gut.

Aber dann: Auf einmal nennen Fernsehsender ihre unterschiedlichen Sendeformem „Format“, was mit Abmessungen, beispielsweise Sendedauer, nichts zu tun hat. Und schon macht sich das missbrauchte Wort wie ein Bazillus auf den Weg und verseucht unsere Sprache. Wenn schon „Fremdwörter“, dann bitte die, mit denen jeder umgehen kann, die jeder versteht.

„Deshalb konzentrieren wir uns auf Themen die sich an ein internationales Publikum richten.“ Oder: „Deshalb werden wir Themen anbieten, für die sich ein internationales Publikum interessiert.“ Oder, oder, oder. Jedes oder dürfte besser sein, als das Aufderheide-Original.
15. 11. 2014