Samstag, Oktober 18, 2014

Vom Schönschreiben

Als ich in der Schule das Schreiben lernte – es ist unendlich lange her – wurde auch das Schönschreiben eingeübt. Wenn ich mir meine handschriftlichen Notizen von heute ansehe, kann ich mich in dieser  Disziplin nicht besonders hervorgetan haben. Ich werde eher schlechte Noten bekommen haben, aber leserlich war meine Handschrift wohl doch.

Und jetzt kommt mein gemeines Ätsch! Ich meine gar nicht die Schönschrift, sondern das Schönschreiben von unangenehmen, peinlichen Dingen, die man nicht so hässlich aussprechen möchte, wie sie sind.

Ganz besonders ärgert mich, mit welcher Gedankenlosigkeit, zumindest aber Oberflächkeit, die Medien die schöngefärbte Sprache der Wirtschaft übernehmen.

Wenn beispielsweise Unternehmen bei einer Fusion wie zurzeit von O2 und E-Plus, Mitarbeiter entlassen, dann ist die Rede davon, dass Arbeitsplätze abgebaut werden. Das kann man aus Sicht der Unternehmen so sehen. Aber müssen das auch die Medien?

Arbeitsplätze werden abgebaut? Tatsache ist: Mitarbeiter werden entlassen! Ich will nicht behaupten, dass damit zwangsläufig persönliche Tragödien entstehen – Probleme aber schon.

Die Wirtschaftsredaktionen der Medien sehen diese Seite der Medaille nicht. Sie verstehen unter Wirtschaft einseitig die Unternehmen und nehmen ihre Mitarbeiter kaum zu Kenntnis. Ist das nicht Schönschreiberei?
18. 10. 2014