Sonntag, November 02, 2014

Herrn Gauck zum Teufel jagen?

Bundespräsident Gauck hat gestern oder vorgestern von seinen Schwierigkeiten gesprochen, die er mit der Kandidatur des Linken-Politikers Ramelow für das Ministerpräsidentenamt in Thüringen hat. Das ist sein gutes Recht. Vielleicht würde ich genau so reagieren. Vielleicht.

Wie die Hyänen stürzen sich nun von allen Seiten alle möglichen, vor allem aber unmögliche Leute auf Herrn Gauck, maßregeln ihn, machen ihn fix und fertig.  Das machen sie in SPIEGEL ONLINE heute, am 2. November. Sie machen es in der mir so verhassten Internet-Anonymität und erlauben sich – feige dahinter versteckt – jede Gemeinheit.

Da platzte mir heute der Kragen. Ich schickte SPIEGEL ONLINE  dem folgenden Text (wurde auch veröffentlicht):

„Herrn Gauck zum Teufel jagen?

Nein, auf keinen Fall. Aber zunächst einmal. Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Giftigkeit bis hin zur Unflätigkeit im Schutz der Anonymität geschrieben wird. Von Anstand keine Spur.

Jetzt zum Thema.
Wollen wir wirklich einen zahnlosen Alten als Bundespräsidenten? Wollen wir ihn nur als Gutentagaugust? Wen wir das so sehen, brauchen wir ihn wirklich nicht.
Parteipolitisch soll der Bundespräsident neutral sein. Das ist ihm so vorgeschrieben. Aber Partei ergreifen darf er doch wohl - auch und gerade dann, wenn es mal wieder nicht passt.
Ich finde, Herr Gauck ist der erste Bundespräsident, der nicht alle Sünden zudeckend über den Dingen schwebt.
Eins möchte ich noch ins Gedächtnis rufen: Unser erster Bundespräsident, Theodor Heuss, hat 1933 im Reichstag für das Ermächtigungsgesetz gestimmt und damit Hitler Tür und Tor geöffnet.“

Ich war heute Abend nicht der Einzige, der Partei für Herrn Gauck ergriffen hat. Aber wir waren eine erschreckende Minderheit.

02. 11. 2014