Samstag, November 22, 2014

Abrechnung nach Art der Politik

(Hamburger Abendblatt 22./23. November 2014, Seite 3): „Gabriel rechnet mit H & M ab – und ermahnt neben den Textilgiganten auch die Verbraucher.“
(Abrechnung, Ermahnung – was denn nun?)

Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Sigmar Gabriel macht eine Werbetour für die deutsche Wirtschaft in Vietnam. Ich denke, das ist in Ordnung, das gehört zu seinen Aufgaben.

In einer Fabrik, die für van Laack, einen deutschen Edelhersteller von Hemden arbeitet, gibt es keinen Grund zu mäkeln, sagt der Bericht. Zu mäkeln ist aber an Herrn Gabriel.
Die Reise „… nutzt der SPD-Politiker dabei für eine Abrechnung mit Textil-Giganten wie H & M, KiK und Co. ‚Menschen dürfen nicht wie im Frühkapitalismus ausgebeutet werden’, schimpft der Bundesminister – und fordert Konsequenzen.“

Na endlich kommt mal jemand zur Sache. Aber was heißt „Konsequenzen fordern“? Nach Erfahrung nichts anderes, als selbst keine Konsequenzen zu ziehen. Das klingt gemein, ist es aber nicht. Es ist nichts als die reine Wahrheit. Hier der Beweis; Zitat aus dem Hamburger Abendblatt- Beitrag: „Die Bundesregierung will Unternehmen zu hohen Standards verpflichten. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) präsentierte deshalb  vergangenen Monat ein ‚Bündnis für nachhaltige Textilien’. Müller will ein Siegel, das die deutsche Textilbranche auf höhere Öko- und Sozialstandards wie etwa ‚existenzsichernde Löhne“ verpflichtet. Außerdem sollen Modeunternehmen besonders giftige Chemikalien durch umweltfreundlichere Stoffe ersetzen.“

Klingt gut, ist es aber nicht, wie das folgende Zitat zeigt: „Allerdings hat die Modebranche bereits abgewinkt. Die Durchsetzung in Deutschland üblicher Sozialstandards weltweit liege außerhalb des eigenen Einflusses. Vorerst rollt die Karawane erst einmal einfach nur weiter.

Viele Textilunternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Fabriken von China nach Bangladesch, Pakistan oder eben Vietnam verlagert. Der einfache Grund: In Vietnam sind die Arbeitskosten inzwischen deutlich günstiger als in der Volksrepublik China.“

Ich fasse zusammen: Politik der leeren Worte. Die Wirtschaft hält die Fäden in der Hand – weltweit – und lässt die Puppen tanzen. Wer wohl die Puppen sind?