Mittwoch, September 26, 2012

Die Sprache - ein Missverständnis

Wir sprechen miteinander und wissen oft gar nicht, was der andere meint. Wir verstehen uns nicht. So kommt es zu Missverständnissen. Die können wenig, aber auch viel bedeuten und manchmal die ganze Welt in Unordnung bringen.

Sprache ist nicht zur Verständigung geeignet, sagte Fritz Mautern, ein Jude aus Prag, der 1876 nach Berlin zog, weil er das sprachliche (und kulturelle) Kuddelmuddel Österreichs nicht länger ertragen wollte. In Prag krachten das Tschechische und das Österreichisch-Deutsche aufeinander. So jedenfalls habe ich eine Sendung im Deutschlandfunk vor einigen Abenden verstanden, in der auch von Nationalismus und Sprachromantik die Rede war.

Da wurde auch ein Herr Wittgenstein erwähnt. „Wovon man reden kann, soll man schweigen“, soll er gesagt haben. Was Herr Wittgenstein da wohl gemeint haben mag? „Die Grenze meiner selbst ist die Sprache“ – auch Wittgenstein. Und was heißt das?

Es fällt mir schwer, diese geistreichen Äußerungen zu begreifen, zu verstehen.  Glücklicherweise kam zum Schluss der Sendung auch etwas für einfache Gemüter wie mich. Da wurde gesagt, dass es bei den „alten Griechen“ nicht nur einen Zeitgott gab, sondern zwei.

Chronos, das war der Zeitgott, und den kannte ich schon. Aber dann war da noch der mir bisher unbekannte Kairos, der Gott des richtigen Augenblicks. Ihm fiel eine Locke in die Stirn, sein Hinterkopf war kahl. Wer Kairos begegnete, musste ihn vorn beim Schopfe fassen, hinten war ja nichts. So soll die Redewendung „beim Schopfe fassen“ entstanden sein. Ich halte das für ein Gerücht.

Ich glaube, das „beim Schopfe fassen“ hat etwas mit Schafen und Schäfern zu tun.
Willst du ein Schaf scheren, musst du es fest am Hals fassen, damit es sich nicht wehren kann und still hält. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere germanischen Vorfahren den flüchtigen Zeitgott Kairos gekannt haben.