Mittwoch, September 19, 2012

Die kleinen und die großen Lügen

In diesen Tagen – September 2012 – erscheint im DTV, Deutscher Taschenbuch-verlag, „Die Legende unserer Väter“ von Sorj Chalandon. Nach einer Besprechung im Deutschlandfunk geht es darum, dass Menschen ihre Vergangenheit schön machen, dass sie Wünsche und Träume als wirklich geschehen darstellen und wohl auch ganz fest daran glauben. Die Väter wollen, dass ihre Söhne und Töchter und Enkel sie als Helden sehen, jedenfalls als tapfere Männer, die gegen das Unrecht Widerstand geleistet haben. Das sind die kleinen Lügen, die wohl beinahe jedes Leben begleiten. Wie sollten wir ohne sie auskommen?

Diese kleinen Lügen fügen sich zusammen zu großen. Und so kommt es dazu, dass alle Franzosen während der Besatzung durch die deutschen Truppen Widerstands-
kämpfer waren. Uns so erklärt es sich, dass in der Zeit des „tausendjährigen Reichs“
in Deutschland niemand ein Nationalsozialist war.

Was sollen wir nun machen? Gegen die großen Lügen laufen wir Sturm. Wir
möchten sie mit Stumpf und Stiel ausrotten. Das gelingt uns nicht. Wir müssen also an die kleinen Lügen ran, aus denen die großen entstehen. Aber das gelingt schon gar nicht.

Was uns bleibt, ist ein Kampf gegen die Windmühlenflügel. Und den kann man nicht gewinnen. So war es bis heute. Aber morgen? Vielleicht gewinnen wir doch. War Cervantes wirklich nur eine traurige Figur? Wir sollten nicht zu sicher sein.