Sonntag, August 12, 2012

Demokratie oder Bürokratie?

Über den Hochmut von Politikern und Funktionären.

Demokratie ist nicht zuletzt Offenheit. Bürokratie ist weitgehend Geheimnis-krämerei. Zwischen Geheimhaltung, die auch in der Demokratie gelegentlich geboten ist, und Geheimniskrämerei besteht ein großer Unterschied, jedenfalls sollte er bestehen. Tut er aber nicht, wie die Diskussion um die absurden Zielvorgaben des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbung) für den Medaillengewinn zeigt.

Dreistellige Millionensummen an Steuergeldern fließen in den Spitzensport. Das dürfte für die meisten Bundesbürger neu sein. Vermutlich ist es notwendig, begabten Sportlerinnen und Sportlern durch finanzielle Unterstützung das notwendige Training zu ermöglichen.

An sich misst sich ja die Jugend der Welt im sportlichen Wettbewerb – so oder so ähnlich heißt es. Aber daraus ist inzwischen mehr und mehr ein Nationenwettkampf geworden. Das kann man, muss man aber nicht gut finden. Aber es ist nun mal so.

Warum machen Politiker und Sportfunktionäre ein Geheimnis aus der Förderung der Sportler? Genieren sie sich, so viel Geld auszugeben, das ihnen nicht gehört? Fürchten sie, dass Kungeleien aufgedeckt werden – egal, welche?  

Das Verwaltungsgericht Berlin musste bemüht werden. Es ordnete die Veröffent-lichung aller Dokumente an. Aller Dokumente!

Das Bundesinnenministerium (BMI) hält die eigentlichen Unterlagen aber immer noch unter Verschluss – nur die Medaillenvorgaben* der Verbände wurden heraus-gegeben. Die Koalition von CDU/CSU und FDP hat das Vorgehen des BMI immer gedeckt, schreibt SPIEGEL ONLINE. Dabei wird es hoffentlich nicht bleiben.

In anderen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien und Dänemark, werden Zu-
wendungen und Medaillenpläne veröffentlicht. Anscheinend steckt das deutsche Demokrativerständnis immer noch in den Kinderschuhen.


* Diese Vorgaben, die auf einmal gar keine mehr sein sollen, waren so überkandidelt,
   dass man sich fragt, wer sich die ausgedacht hat.