Donnerstag, Mai 25, 2006

Kadavergehorsam

„Sitz, Bello, sitz!“ – und Bello sitzt brav. „Bei Fuß, Bello!“ – und Bello läuft brav neben uns her. Nein, das ist kein Kadavergehorsam, das ist soziales Verhalten; denn Bello ist Mitglied eines Rudels, in dem jeder seine Aufgabe hat. Blinder Gehorsam ist das nicht.

Kadavergehorsam scheint etwas sehr Menschliches zu sein, allerdings nichts, worüber wir uns freuen könnten. Zuallererst fallen einem da wahrscheinlich der Bolschwismus, der Kommunismus, der Faschismus, der Nationalsozialismus ein. An die Kirche denkt man da zuletzt.

Vielleicht sollten wir zuallererst daran denken. Den Opus-Mitgliedern wird absoluter Gehorsam abverlangt. „Gehorcht, wie ein Werkzeug in der Hand des Künstlers gehorcht, das nicht danach fragt, warum es dies oder jenes tut“, schärfte Escriva ein (Gründer des Opus Dei Werk Gottes, 1928). Papst Johannes Paul II. war damit offenbar recht einverstanden, der jetzige Papst Benedikt XVI. wohl weniger, was man aber nicht so genau weiß.

Hin und her: Nicht fragen nach Recht und Unrecht, gehorchen, gehorchen, gehorchen! Alle, die die Welt verbessern wollten, haben sie schlechter gemacht, siehe Bolschewismus, Kommunismus, Faschismus, Nationalsozialismus. (Quelle: „Elitetruppen des Papstes“ – DIE WELT, Seite 29, 17. Mai 2006.