Montag, September 10, 2018

Weichgespült

Die Schönfärberei ist nicht auszurotten. Und sie hat ja auch ihre Berechtigung; denn sie macht das Zusammenleben erträglicher, manchmal sogar erst möglich. Gerade deshalb sollten wir uns vor Übertreibungen hüten. Das ist das eine. Das andere: Bisher hatte ich vermutet, dass der Hang zur Schönfärberei etwas typisch Deutsches sei. Jetzt lese ich bei George Carlin (about  Soft Langu-age) dass es im Amerikanischen nicht besser aussieht.
„I don’t like words that hide the truth. I don’t like words that conceal reality”, schreibt er und fährt fort: “I don’t like Euphemisms, or euphemistic language. And American English is loaded with euphemisms.”
Amerikanern fällt es schwer, mit der Wirklichkeit zurechtzukommen (uns auch). Deshalb versuchen sie,  sich durch eine weichgespülte Sprache  vor dieser Wirk-lichkeit zu schützen (wir auch). So haben sie das Schreckliche eines „shell shocks“ umbenannt in „battle fatigue“. Geändert hat sich dadurch nichts. Das Entsetzen bleibt, ein Schock bleibt, was er ist: ein Schock.  Aus „battle fatigue“ wurde „operational exhaustion“. Geändert hatte sich nichts. Daraus wurde dann „post-traumatic stress disorder“. Das war schon doppelt so lang wie  die ur-sprüngliche Bezeichnung.

George Carlin geniert sich nicht, mal so richtig in die (Sprach)scheiße zu greifen und regt sich darüber auf, dass Toilettenpapier auf einmal Badezimmer-Tissues heißen soll. Ich will das mal so sagen: Scheiß drauf !“