Samstag, Juli 14, 2018

Unverschämt

Es gehört nicht viel dazu, Minister zu werden. Das Wichtigste dürfte in vielen Fällen das Parteibuch sein. Hat man es erst einmal geschafft, ist man fein raus. Man muss nicht mehr auf alles und jedes Rücksicht nehmen, kann sich so manche Freiheit nehmen. Da nimmt es nicht wunder, wenn im Überschwang geliehener Macht das Taktgefühl auf der Strecke bleibt, beiseite- geschoben von einer ungesunden Mischung aus Überheblichkeit, Verachtung und Frechheit.
Innenminister Herrmann warnt, die Herausgabe der Akten zum gerade (vorläufig) abgeschlossenen NSU-Prozess könnte die Bürger überfordern. Unverschämter geht es nicht: der Bürger ein Dummkopf. Man muss  schon von allen guten Geistern verlassen sein, wenn man sich so verächtlich über seine Mitmenschen äußert.
Besonders schlimm ist es, dass es nicht nur bei Worten bleibt, dass vollendete Tatsachen geschaffen werden, geschaffen wurden. Zitat aus DER FREITAG, 12. Juli: „So erdreistete sich das Hessische Landesamt für Verfassungsschutz, eine Akte zum Mord an Halit Yozgat mit einer Sperrfrist von 120 Jahren zu belegen. Erst im Jahr 2134 darf sie geöffnet werden… sie (SPD und Union) setzten durch, dass Verfassungsschutz und BND ihre Akten selbst nach Ablauf aller Sperrfristen gar nicht mehr ins Archiv geben müssen. Was einmal geheim ist, bleibt für immer geheim… Das Beispiel der Geheimdienste macht unterdessen Schule. So löschte das Bundespresseamt im Nachgang zum Hamburger G20-Gipfel rechtswidrig sämtliche Aufzeichnungen über seine ‚schwarze Liste‘, aus denen hervorging, welchen Journalisten warum Akkreditierungen entzogen worden waren.“

Erschreckend, wie an allen Ecken und Enden gelogen und betrogen wird. Wie lange hält eine Demokratie so etwas eigentlich aus?