Samstag, Mai 20, 2017

So verliert man Wahlen

Die SPD. Durchgefallen. Und das zum dritten Mal. Erst an der Saar, dann in Schleswig-Holstein. Und nun in Nordrhein-Westfalen. Wer etwas dreimal nicht schafft, sich nicht qualifiziert, sucht sich im „normalen“ Leben Aufgaben, die seinen Fähigkeiten besser entsprechen. Politik scheint in dieser Hinsicht nicht ganz normal zu sein. Dazu kann sich eine Partei nicht entschließen. Sie müsste sich ja selbst abschaffen. Wenn es hart auf hart kommt, besorgen das andere. Zusammengefasst: Die Fähigkeit der SPD, im Herbst die No. 1 in der Politik zu werden, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Nicht qualifiziert. Durchgefallen eben.

Tausend Gründe schwirren durch die Gegend, wie das passieren konnte. Dabei ist gar nichts passiert. Es wurde alles gemacht. Der Misserfolg fiel ja schließlich nicht vom Himmel; er war hausgemacht, am wenigsten vielleicht an der Saar. Dort kuschelt man weiter in einer Großen Koalition als Juniorpartner.

In Schleswig-Holstein mag der fehlende Anstand des Herrn Albig seiner Frau gegenüber eine Rolle gespielt haben. Der wesentliche Grund für den Misserfolg, wie jetzt auch in Nordrhein-Westfalen, dürfte eine unbedarfte Weltfremdheit sein: „Mehr Gerechtigkeit für alle.“ Ein frommer Wunsch, von dem jeder weiß, dass er nicht zu erfüllen ist. Ein Versprechen, das nicht zu halten ist. Auch das weiß jeder. Und jeder weiß auch, dass die Binde, die die Augen der Justitia verhüllt, zwar die Gerechtigkeit symbolisieren soll, in Wirklichkeit aber als Blindheit empfunden wird.

So geht es also nicht. Gerechtigkeit hat viele Namen. Und die müssen in einem Wahlkampf auch genannt werden, wenn man gewinnen will. Warum sind unsere Schulen in einem so schlechten Zustand? Warum sind unsere Straßen so marode? Warum stehen wir ständig im Stau? Warum fehlt es an Polizisten? Wir zahlen doch so viel Steuern. Wo bleibt das Geld? Wofür wird es ausgegeben?
Kurz gesagt: Bildung, Infrastruktur, Sicherheit sind die Themen, die wirklich als wichtig empfunden werden. Darunter kann sich jeder etwas vorstellen. Aber unter Gerechtigkeit? Gerechtigkeit für alle? Oder „Mehr Gerechtigkeit für alle!“, also nicht die ganze Gerechtigkeit? Das wurde der SPD in Nordrhein-Westfalen von 74 % der Wähler aufs Butterbrot geschmiert mit der Feststellung „Die SPD sagt nicht, was sie für soziale Gerechtigkeit tun will.“ So verliert man Wahlen.