Montag, April 17, 2017

Festung Europa

Wir haben über Jahrhunderte hinweg Afrika ausgeplündert, machen es heute noch auf unterschiedlichste Weise – nehmen die Bodenschätze als wären sie unser Eigentum, benutzen Afrika als Müllkippe für unseren Wohlstandsschrott, zu dem nicht nur ausgebrauchte Technik gehört, sondern -  schlimmer noch – Lebensmittelreste wie Hühnchenflügel, nehmen damit den einheimischen Bauern die Lebensgrundlage; denn gegen unsere subventionierten Dumpingpreise haben sie keine Chance.

In unserer raffiniert verpackten Habgier nehmen wir den Menschen in Afrika so gut wie alles, was sie zum Leben brauchen, vor allem den Lebensmut.

Was sie bei sich nicht mehr finden, suchen sie jetzt bei uns. Aber wir wollen sie nicht haben. Wir wehren uns mit Händen und Füßen. Wir wehren uns mit Frontex und schrecken vor nichts zurück.

Ein privates Seenotrettungsschiff ist dieser Tage mit 400 aus dem Mittelmeer gefischten Flüchtlingen in Seenot geraten. Anlass für unsere Grenzschutzagentur Frontex, diese und andere private Retter zu beschuldigen, sie würden mit ihren Rettungsaktionen zur Flucht nach Europa ermutigen. Nichts davon ist wahr*. Aber niemand geht auf die Barrikaden. Wir sollten uns schämen!

Wir sprechen von europäischen Werten, nicht zuletzt von christlichen, die unser Europa geprägt haben sollen und lassen die Ausgeplünderten zur Hölle fahren. Wer hätte gedacht, dass der Weg zur Hölle durchs Mittelmeer führt?

* DIE ZEIT berichtet am 6. April unter dem Titel „Retten schadet nicht“ über eine Studie von Rob Gruijters (Institut für Soziologie in Oxford) und Elias Steinhilper (Scuola Normale in Florenz). Diese Studie widerlegt die Frontex-Behauptungen. Trotzdem will Österreichs Außenminister Sebastian Kurz den „NGO-Wahnsinn im Mittelmeer“ beenden, und der Staatsanwalt von Catania kündigt Ermittlungen gegen die zivilen Retter an.


Ostermontag, 17. April 2017