Montag, März 27, 2017
Wenn ein Redner sein Publikum
mitreißt und am Schluss alle voller Begeisterung aufspringen, schreibt man gern
von Standing Ovations. Nach einem hervorragend dargebotenen Theaterstück werden
die Darsteller oft mit nicht enden wollendem Applaus belohnt. Je öfter sie sich
verbeugen, ihren Diener machen, desto heftiger wird applaudiert. Ist eine
bedeutende Person zu ehren, wie zum Beispiel Martin Walser zu seinem
neunzigsten Geburtstag, hält eine oft nicht weniger bedeutende Person eine
Laudatio. So weit so gut.
Wenn aber das Handelsblatt dem
Herrn Wals „laudadiert“, dann geht das zu weit. „Laudadiert“! Was hat sich der
Autor dabei gedacht? Wahrscheinlich
nichts. Und was kommt beim Nichtdenken
heraus? In diesem Fall nichts weiter als Angeberei: Seht her, wie gewählt ich
mich ausdrücken kann.
Nichts ist so schlimm, dass es
sich nicht noch übertreffen ließe. Michael Altmaier gelingt das mit dem
Wörtchen „intimidierend“ mühelos. Was er damit meinte? Einschüchternd,
abschreckend zum Beispiel Kennt er diese einfachen Wörter nicht? Doch, doch, gewiss kennt er sie. Er wollte
nur Eindruck machen. Das ist ihm bei mir gelungen. Herausgekommen ist ein
schlechter Eindruck – vermutlich nicht nur bei mir. (DIE ZEIT, 2. März: „Du bist, was
du liest“)
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