Dienstag, März 28, 2017
So bezeichnet DIE ZEIT in ihrer
Ausgabe vom 23. März 2017 Wal-Mart und Amazon. Diese Handelsriesen haben nach
diesem Bericht die amerikanische Wirtschaft aus dem Gleichgewicht
gebracht. Hinzugefügt werden muss: nicht
nur die amerikanische Wirtschaft.
Waren früher die Händler die
Dienstleister der Hersteller, hat Wal-Mart den Spieß umgedreht. Procter &
Gamble machen 14 % ihres Umsatzes mit Wal-Mart, bei Pepsi sind es 13 %, bei
Kellogs sogar 20 %. Das schafft Abhängigkeit. Entsprechend rigoros behandelt der
Handelsriese seine Lieferanten – bis hin zu den Preisen. Die können gar nicht
niedrig genug sein, weshalb Wal-Mart begann, in Billiglohnländern, z.B. in
China, in großem Stil einzukaufen. Das setzte die US-Hersteller so unter Druck,
dass sie anfingen, ihre Produktion in eben diese Länder zu verlagern. Eine der
Folgen: Arbeitsplatzverluste in den USA, geringere Löhne in den USA. Ein
kurioser Teufelskreis: Wal-Mart sorgt mit seiner Politik für niedrige Preise,
gleichzeitig aber auch für geringere Löhne. Die sind oft so gering, dass die
Menschen auf die niedrigen Wal-Mart-Preise angewiesen sind.
Amazon beschäftigt weltweit 300.000
Mitarbeiter, dazu kommen zig tausende Zeitarbeiter, allein für das
Weihnachtsgeschäft in den USA 120.000. Billige Arbeitskräfte und doch auf Dauer
gesehen nicht billig genug. Amazon setzt auf Automatisierung. 2012 wurde der
führende Spezialist für Lagerhausroboter – Kiva – gekauft. 30.000 Kiva-Roboter
sparen dem Unternehmen mehrere Milliarden Dollar. Und das dürfte erst der Anfang
sein.
Das Wichtigste kommt im ZEIT-Bericht
nur hintergründig zur Sprache. Nicht nur Wal-Mart und Amazon arbeiten international,
die ganze Weltwirtschaft ist globalisiert. Die Politik ist dagegen national
orientiert.
Die Staaten betreiben, zumindest was
die Wirtschaft angeht, Kirchturmpolitik, Politik auf Schrebergartenniveau. Und
so ist die Wirtschaft inzwischen zu bestimmenden Macht geworden, weltweit. Die
Politik wurde zum Erfüllungs-gehilfen degradiert. Die Willfährigkeit von Frau
Merkel gegenüber der deutschen Automobilindustrie ist nur ein Beispiel dafür.
Herr Trump kann es nicht besser. Die Wirtschaft, nicht zuletzt die
Finanzindustrie, gibt den Ton an, tanzt den Staaten auf der Nase herum.
Was vornehm Neoliberalismus genannt
wird, ist Raubtierkapitalismus. Der frisst jeden Anstand auf, jedes
Verantwortungsgefühl und eine Demokratie nach der anderen.
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